Die Theatergassen sind ein besonders krasses Beispiel für die Probleme, unter denen Teile des Bamberger Handels leiden: Der Haupteingang zu dem Geschäfts- und Wohnviertel "hinter" der Langen Straße gleicht seit Monaten einem Tunnel, der abschreckt statt anzieht.
"Ich räume seit einem Jahr jeden Tag den Müll weg", berichtet Margit Dornhöfer. Das Saubermachen ist weder ihre Aufgabe noch macht es ihr Freude.
Die Inhaberin des Schuhsalons Wegner in den "Theatergassen" erledigt die Drecksarbeit, damit sich überhaupt noch Kundinnen bis zu ihr wagen. Sie will ihnen den Anblick von Urinlachen und Müll aller Art ersparen, der sich, wie sie versichert, jede Nacht ansammelt.
Das Schuhgeschäft grenzt direkt an das Schmuddeleck an, zu dem der Theatergassen-Haupteingang von der Langen Straße verkommen ist. Die beiden Vorderhäuser stehen seit bald einem Jahr leer, eines ist eingerüstet.
Weder die Hauseigentümerin in Luxemburg noch die Stadtverwaltung würden sich um die Sauberkeit und Optik kümmern, klagten Vertreter der Geschäftsleute bei einem Ortstermin mit der Lokalredaktion. Versuchten sie eigenmächtig durch Schilder und Hinweise auf sich aufmerksam zu machen, würden sie abgemahnt oder zur Kasse gebeten.
"Niemand fühlt sich zuständig"
Dass sich niemand zuständig fühlt für sie und ihre Sorgen sei derzeit das größte Problem der Leute in den Theatergassen, sagt Udo Arch.
Dem Ehemann und Schwager von Marion Schell-Arch und Angelika Pfleger, die dort die Boutique Schell-Moden betreiben, ist in den vergangenen Monaten eine Art Sprecherfunktion für die Gewerbetreibenden und Bewohner des Quartiers zugewachsen.
Dass sich in der Notlage die Interessen-Gemeinschaft Theatergassen wiederbelebt hat, nennt Arch das einzig Positive an der Situation.
Man wäre froh, wenn es endlich gelänge, einmal alle potenziellen Ansprechpartner an einen Tisch zu bekommen, sagt auch Anne Baum vom Kindermoden-Outlet "Lollibel". Sie beklagt wiederholte Abmahnungen durch die Stadtverwaltung, weil sie Ware vor den Laden stellt, um Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen. Man brauche jetzt Unterstützung und nicht noch zusätzlichen Steine im Weg, appelliert die Kauffrau.
Hoffnung, dass sich etwas in ihrem Sinn bewegt, verbinden die Geschäftsleute aus den Theatergassen mit einer Initiative der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken. Eine Delegation mit deren Bamberger Präsident Heribert Trunk an der Spitze besuchte in dieser Woche Schell-Moden und drei weitere Inhaber geführte Bamberger Geschäfte und fragte nach den Sorgen und Wünschen der Kaufleute.
Zur Sprache kommen sollen diese am Montag bei einer - aus Platzgründen allerdings nicht öffentlichen - Veranstaltung in der Sparkasse. Das Motto lautet "Zurück zur Mitte - die Innenstadt Bambergs gestalten".
Der Handel brauche im Internetzeitalter nicht mehr unbedingt die Stadt, um etwas zu verkaufen, gab IHK-Präsident Trunk beim Rundgang in der Innenstadt zu bedenken: "Also muss sich vielleicht die Stadt wandeln."
Bewusstsein schaffen für die Herausforderungen im Einzelhandel und die überregionale Bündelung der Interessen der Wirtschaft - das seien die Ziele, mit denen die Kammer sich verstärkt dem Einzelhandel im Bezirk widmen wolle.
Bamberg war zweite Station
Nach Lichtenfels war Bamberg die zweite Stadt, in der eine IHK-Delegation stichprobenartig nach den Nöten einiger selbstständiger Kaufleute fragte. Bei Karl-Hans Hartmann am Grünen Markt drehte sich das Gespräch in erster Linie um die bekannte Problematik mit den Marktständen vor der Tür.
Ruth Vollmar von der städtischen Wirtschaftsförderung, kündigte beim Rundgang baldige Abhilfe an: Es gebe ein Konzept für eine geänderte Aufstellung, die bald im Stadtrat vorgestellt und beschlossen werden solle.
Geht es nach Silvy Hahn von der gleichnamigen Parfümerie in der Fußgängerzone müsste die Innenstadt vor allem eine gründliche Schönheitskur erhalten. Der viel beklagte Online-Handel spielt aus ihrer Sicht nicht die Hauptrolle im Kampf um den Kunden.
Man müsse Bamberg vielmehr "so schön machen, dass die Leute gern kommen". Die alten Leuchten, unschöne und unvollständige Wegweiser, die fliegenden Händler, unattraktive Buden, zu viele Events - es gibt viel, wo man ihrer Meinung nach ansetzen muss.
Auch Michael Genniges vom Buchhaus Hübscher glaubt, dass der Handel in einer attraktiven, aber auch gut erreichbaren Stadt gegen die Konkurrenz durch den Online-Handel bestehen kann. Kunden wollten in erster Linie die Geschäfte bequem erreichen können; Preis und Angebot seien nachrangig, der so genannte Erlebniseinkauf rangiere sogar unter "ferner liefen".
Vor einem großen Problem stünde Bamberg, wenn das Karstadt-Haus geschlossen würde. Darauf ging am Rand des Rundgangs Matthias Kremer vom örtlichen Industrie- und Handelsgremium ein. Dann würde es sich seiner Meinung nach "rächen, dass es in Bamberg keinen weiteren Ankermieter gibt".
mit dem Quartier an der Stadtmauer. Dann zieht es von dem einen Tunnel zum anderen. Hoffentlich kommen Stadt und Sparkasse schnell in die Gänge.