Bamberger bauen Berliner Schloss wieder auf

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Knapp 5000 Tonnen Steine werden im Bamberger Natursteinwerk Graser für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses verarbeitet. Foto: Barbara Herbst
Knapp 5000 Tonnen Steine werden im Bamberger Natursteinwerk Graser für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses verarbeitet.  Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
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Gewaltig: Das Muster-Fenster für die erste Etage des Berliner Stadtschlosses liegt im Natursteinwerk Bamberg.
Gewaltig: Das Muster-Fenster für die erste Etage des Berliner Stadtschlosses liegt im Natursteinwerk Bamberg.
 
So soll das Schloss ab 2019 aussehen: Darstellung der Rekonstruktion von Nord-West. Copyright: Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum/Franco Stella
So soll das Schloss ab 2019 aussehen: Darstellung der Rekonstruktion von Nord-West.  Copyright: Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum/Franco Stella
 
Foto: Barbara Herbst
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Foto: Barbara Herbst
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Nach genauen Mustervorgaben... Foto: Barbara Herbst
Nach genauen Mustervorgaben...   Foto: Barbara Herbst
 
... müssen die Steine behauen werden. Foto: Barbara Herbst
... müssen die Steine behauen werden.  Foto: Barbara Herbst
 
Auch die Altstadt Frankfurts wird derzeit in Bamberg rekonstruiert. Foto: Barbara Herbst
Auch die Altstadt Frankfurts wird derzeit in Bamberg rekonstruiert.   Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
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Foto: Barbara Herbst
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Bamberger Steinmetze meißeln an einem neuen Wahrzeichen für die Hauptstadt. Die Fassade des barocken Stadtschlosses wird im Natursteinwerk Graser originalgetreu rekonstruiert.

Der innere Rahmen des Fensters misst gut drei Meter. Eine überdimensionale Kreissäge hat ihn aus schwerem Naturstein vorgefräst. Den Rest haben die Steinmetze in Handarbeit mit Hammer und Meißel in Form gebracht.

Das Muster-Fenster liegt auf dem Boden der Fertigungshalle des Natursteinwerks Graser. Es steht am Anfang eines gewichtigen Auftrags, der zu Beginn des Jahres nach Bamberg vergeben wurde: Gerade erst hat die Baukommission die Steinrahmung abgenommen. Nun läuft die Produktion auf vollen Touren. 120 Fenster für drei Etagen, Verzierungen und Fassadenteile. Knapp 5000 Tonnen Steine werden im Bamberger Natursteinwerk Graser verarbeitet. 500 Lkw sind dazu aus den Steinbrüchen angerollt. Alles für ein neues Wahrzeichen der Bundeshauptstadt: das Berliner Stadtschloss. Bis 2019 soll das laut der Schloss-Stiftung des Humboldtforums "größte Kulturbauvorhaben zu Beginn des 21. Jahrhunderts" fertig sein.



Zwölf Millionen für den Auftrag
Das Stadtschloss entsteht in Bamberg, zumindest der größte Teil der barocken Außenfassade. "Es ist ein Prestigeprojekt und ein Leitauftrag für die nächsten Jahre", sagt Martin Graser, der mit seinem Bruder Hermann das Bamberger Natursteinwerk führt.

Die Dimension des Auftrags, den die Firma bis 2018 ausführt, wird auch an anderen Zahlen deutlich: Rund zwölf Millionen Euro bekommt das Unternehmen für die Rekonstruktion der Süd- und Nordfassade. Ein Eingangsportal stellt Graser gemeinsam mit der Firma Hofmann Natursteinwerk in Gamburg her. Das finanzielle Volumen entspricht dem Umsatz, den Graser sonst im ganzen Jahr macht. Und auch die 5000 Tonnen Material sprechen für sich: Normalerweise verarbeitet die Firma 8000 bis 10 000 Tonnen Steine im Jahr. Das Berliner Schloss hat Gewicht.

Steine aus Polen und Tschechien
Dabei hat das Unternehmen bereits jede Menge Neubau-, Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten durchgeführt. Die Bamberger Firma, die auch eine Niederlassung in Potsdam hat, restaurierte einen Teil der Nationalgalerie in Berlin, verlegte Bodenplatten vor dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, gestaltete die Fassade des Besucherzentrums des Schlosses Heidelberg, restaurierte das Neue Palais in Potsdam oder rekonstruierte den Rundtempel auf dem dortigen ehemaligen Militärwaisenhaus. Aktuell arbeitet Graser an der Wiederherstellung der Frankfurter Altstadt. Auch im Bamberger Dom liegt Naturstein, der aus einem der heimischen Steinbrüche des Unternehmens kommt.

Beim Berliner Auftrag ist das mit dem Material anders: Für den Bau, der an der Stelle entsteht, wo zwischenzeitlich der Palast der Republik stand, wird Stein aus Polen und Tschechien verwendet. Schließlich war das Original aus diesem Sandstein.

41 Adler, 78 Widderköpfe
Neben dem Natursteinwerk Graser arbeiten noch andere Firmen an der Rekonstruktion. Die Konkurrenz kommt laut Martin Graser aus Polen. Aber: "Wir fräsen Profile vor, das erleichtert den Steinmetzen die Arbeit", sagt der 36-Jährige. Und es ermögliche der Firma, im Konkurrenzkampf mitzuhalten. Alle Teile werden in Bamberg gefertigt. Auch die 42 Wappenschilder, 78 Widderköpfe und 41 Adler mit einer Flügel-Spannweite von 2,70 Meter.

Eine besondere Herausforderung für die Planer des Bamberger Unternehmens: Das Berliner Schloss wird nicht als Massivbau rekonstruiert. Im Inneren besteht es vielmehr aus einem Betonrohbau, an den bis zu 30 Mitarbeiter des Natursteinwerks die Fassadenteile festschrauben. Das Gebäude wird parallel zur Außenfassade gebaut. Alles muss planerisch auf ein paar Millimeter genau passen.

Insgesamt kostet allein die barocke Außenfassade des Stadtschlosses 60 bis 80 Millionen Euro, der gesamte Bau 590 Millionen Euro. Derzeit wächst der Rohbau ständig in die Höhe. Anders als am Berliner Flughafen scheint die Großbaustelle zu funktionieren. Die Bamberger Steinmetze müssen sich ranhalten: Im März 2015 sollen schon die ersten der 250 Lkw nach Berlin rollen.


Von Trossenfurt bis nach Berlin

Gründung Hermann Graser senior gründet 1965 einen Steinmetzbetrieb in Trossenfurt (Kreis Haßberge) aus der Arbeitslosigkeit heraus. Drei Jahre später baut er ein Werk im benachbarten Tretzendorf auf 7000 Quadratmetern. Graser spezialisiert sich auf Restaurierungen (Klosterkirche Ebrach).

Entwicklung In den 80er-Jahren eröffnet Graser ein größeres Werk in Bamberg. Niederlassungen in den neuen Ländern kommen in den 90er-Jahren dazu. In den 80er-Jahren kauft die Firma auch den ersten Steinbruch. Inzwischen besitzt das Natursteinwerk Graser 21 Steinbrüche. Unter anderem in Sand am Main, Eltmann, aber auch in Sachsen und Hessen.

Gegenwart Im Jahr 2009 übernehmen Martin und Hermann Graser junior die Geschäftsführung. Die Firma beschäftigt 140 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 10 bis 12 Millionen Euro im Jahr.

Berliner Schloss Das Schloss gilt als zentrales Bauwerk in Berlin-Mitte. Es wurde 1443 im Auftrag der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg erbaut und ab dem 18. Jahrhundert zur königlichen und kaiserlichen Residenz. Das Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1950 auf Beschluss der SED gesprengt. Der Palast der Republik, der unter anderem die Volkskammer der DDR beherbergte, stand bis 2006 an dieser Stelle. Bereits 2002 beschloss der Bundestag, das Schloss in historischer Optik wieder zu errichten. Es soll darin das Humboldtforum mit einem Teil der Staatlichen Museen unterkommen. sem