Deutlich weniger Bewohner im Bamberger Ankerzentrum - Regierung äußert sich
Autor: Ralf Welz, Stefan Schoder
Bamberg, Mittwoch, 08. Januar 2025
Bei der Belegung des Bamberger Ankerzentrums ist ein spürbarer Rückgang zu verzeichnen. Wie ist diese Entwicklung zu erklären?
Die Debatte um das Bamberger Ankerzentrum geht im neuen Jahr weiter. Formal vorgesehen ist seit jeher, dass die Asyleinrichtung spätestens Ende 2025 schließt. Kommt es zum Aus, gilt es, rund 800 Menschen im Stadtgebiet dezentral unterzubringen. Aus Sicht der rot-grünen Stadtführung kommen hierfür generell 26 Gebiete infrage - von drei Standorten wird indes abgeraten. Im Dezember stellte sich Oberbürgermeister Andreas Starke in einer Diskussion den Fragen und Sorgen von Bürgern. "Jedes Anliegen wird ernst genommen", betonte der SPD-Politiker dabei.
In Bayern zeigte sich die Lage in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete am Jahresende derweil etwas entspannter als zwölf Monate zuvor. Am deutlichsten ist der Rückgang der Belegung im Bamberger Ankerzentrum zu spüren. Ende 2023 waren hier laut Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) 2050 Asylbewerber untergebracht, im vergangenen Dezember waren es 1350. Worauf sind die spürbar gesunken Zahlen zurückzuführen? inFranken.de hat nachgehakt.
Bamberger Ankerzentrum deutlich weniger ausgelastet als vor einem Jahr - Sprecherin erklärt Hintergründe
Seit 2018 dient die "ANKER-Einrichtung Oberfranken" (AEO) - so die offizielle Bezeichnung - als erste Anlaufstelle für Asylsuchende in Oberfranken. Ins Leben gerufen wurde die Einrichtung bereits drei Jahre früher - ursprünglich fungierte das Areal auf dem früheren US-Gelände in Bamberg als sogenannte Aufnahme- und Rückführungseinrichtung. Die für das Ankerzentrum zuständige Regierung Oberfranken verweist in Hinblick auf die derzeitige Belegung auf die allgemeine Entwicklung. Den aktuellen Daten des Bundesamts für Asyl und Migration (BAMF) lässt sich demnach entnehmen, dass im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr bundesweit ein Rückgang der Asylantragszahlen zu verzeichnen ist.
"Dementsprechend ist auch das Zugangsgeschehen in der AEO zuletzt rückläufig", erläutert Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, am Freitag (3. Januar 2025) inFranken.de auf Anfrage. Im Vergleich zu den Jahren vor 2022 blieben die Zahlen aber weiterhin auf hohem Niveau. Die durchschnittliche Verweildauer im Bamberger Ankerzentrum beträgt der Sprecherin zufolge drei bis sechs Monate.
"Gleichzeitig leisten auch die oberfränkischen Kommunen nach wie vor einen enormen Beitrag bei der Unterbringung der geflüchteten Menschen", betont Kerner. Diesen obliegt nach Abschluss des jeweiligen Asylverfahrens die Anschlussunterbringung. "Neben den staatlichen Gemeinschaftsunterkünften, die die Regierung von Oberfranken betreibt, gibt es daher die dezentralen Unterkünfte der Landratsämter und kreisfreien Städte", erklärt die Regierungssprecherin. Ihr zufolge werden die Menschen auf Grundlage der gesetzlich vorgeschriebenen Quotenverteilung auf die Kommunen verteilt.
"Bamberg muss aktuell keine Asylbewerber und Flüchtlinge zusätzlich aufnehmen"
"Die Stadt Bamberg muss aktuell keine Asylbewerber und Flüchtlinge zusätzlich aufnehmen, da die Kapazität der AEO in der Quotenerfüllung der Stadt Bamberg berücksichtigt wird", hält Kerner fest. Im Zusammenspiel dieser Faktoren habe man die avisierte regelmäßige Belegung von bis zu 1500 Personen im Bamberger Ankerzentrum in den vergangenen Monaten wieder einhalten können.
In den bayerischen Ankerzentren lebten bei der letzten Erhebung etwa 10.250 Menschen, berichtet die dpa. Ein Jahr vorher waren es noch rund 11.500, wie aus Zahlen des Innenministeriums hervorgeht. Insgesamt haben die Ankereinrichtungen im Freistaat demnach eine Kapazität von 12.900 belegbaren Plätzen. Trotz der leichten Abnahme an Asylbewerbern soll im Freistaat ein weiteres Ankerzentrum entstehen. Wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte, wird in der Landeshauptstadt München derzeit eine neue Unterkunft mit etwa 1000 Plätzen geplant. Ziel sei es, die Einrichtung im zweiten Halbjahr 2025 in Betrieb zu nehmen.