Bamberg: Wohnen wird laut Statistik wieder billiger

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Noch fehlen Fassade und Innenausstattung: der Rohbau des neuen Wohnheims an der Coburger Straße   Foto: Ronald Rinklef
Noch fehlen Fassade und Innenausstattung: der Rohbau des neuen Wohnheims an der Coburger Straße   Foto: Ronald Rinklef
13 000 Studierende werden im Wintersemester in der Universitätsstadt Bamberg studieren. Foto: Pressestelle Stadt Bamberg
13 000 Studierende werden im Wintersemester in der Universitätsstadt Bamberg studieren.  Foto: Pressestelle Stadt Bamberg
 

Wer nach Bamberg zum Studieren kommt, darf sich freuen: Dank des größeren Angebots sind die Wohnungen billiger geworden, sagt eine Statistik. Im nächsten Jahr wird auch noch ein neues Wohnheim fertig werden.

Im Juli wurde Richtfest gefeiert - und jetzt tut sich seit Wochen gar nichts mehr: Diesen Eindruck haben Bamberger, die oft an der Großbaustelle Coburger Straße vorbeifahren. Dort baut das Studentenwerk Würzburg seit Anfang 2014 ein neues Studentenwohnheim mit 99 Plätzen.

Wo nichts oder nur wenig zu sehen ist, füllen Phantasie und Vermutungen den leeren Raum. Eines der Gerüchte heißt: Der Besitzer werde wechseln; das halbfertige Gebäude werde verkauft. Michael Ullrich, Geschäftsführer des Studentenwerks Würzburg kann darüber nur lachen: "Wir verkaufen nichts. Wir sind nur für Studierende da."

Er bestätigt, dass es einen kleinen Baustopp gegeben habe - aber nicht, weil die Stadt Bamberg den Bau eingestellt habe, wie das zweite Gerücht besagt - , sondern weil ein Fehler in der Elektroverteilung festgestellt worden war.


Probleme im Sandboden

Die Arbeiten laufen laut Ullrich wie geplant weiter. Eine größere außerplanmäßige Verzögerung habe es nur zu Beginn der Baumaßnahmen im vergangenen Jahr gegeben wegen sogenannter Gründungsprobleme. Die Baustelle sei wegen des sandigen Untergrunds und der beengten Platzverhältnisse sehr schwierig zu betreiben. Als Fertigstellungstermin werde das Sommersemester 2016 angepeilt.

Dagmar Steuer-Flieser, Vorsitzende des Verwaltungsrates des Studentenwerks Würzburg und Kanzlerin der Otto-Friedrich-Universität, zerstreut ihrerseits die oben genannten Befürchtungen. "Wir brauchen das neue Wohnheim dringend", stellt sie fest. Überkapazitäten an studentischem Wohnraum sieht sie nicht, vor allem nicht im preisgünstigen Segment des vom Freistaat Bayern subventionierten studentischen Wohnungsbaus. Steuer-Flieser denkt insbesondere an die größer werdende Zahl ausländischer Studierender, die im Rahmen der verschiedenen Austauschprogramme nach Bamberg kommen. Für junge Menschen, die nur relativ kurze Zeit die Bamberger Universität besuchen und die vielleicht die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen, wäre es viel zu aufwändig, sich auf dem freien Wohnungsmarkt eine Bleibe zu suchen - die für Kurzzeitmieter auch nicht so leicht zu haben ist. Diese Studierenden nähmen im übrigen niemanden den Platz weg, sagt die Kanzlerin.

Geschäftsführer Ullrich nennt zum Wohnheim noch ein paar Zahlen: Der Bau kostet samt Grunderwerb und voller Möblierung 9,1 Millionen Euro. 4,1 Millionen beträgt der Zuschuss des Freistaats, 2,7 Millionen leiht sich das Studentenwerk am Kapitalmarkt, der Rest kommt aus Eigenmitteln. Die Apartments sind im Durchschnitt 25 Quadratmeter groß, wobei es sehr unterschiedliche Zuschnitte gibt, beispielsweise auch Doppel- und Behindertenzimmer.

Im Hinblick auf die in den letzten Jahren privat errichteten Wohnanlagen vermutet Ullrich insgesamt "gewisse Überkapazitäten" für Bamberg. Die aus den vergangenen Jahren bekannte Wohnungsnot sei deutlich gelindert. Doch genau wie Steuer-Flieser sieht auch er einen weiteren Bedarf an günstigen Wohnheimen - vor allem eben für die internationalen Studierenden.

Die Entspannung beim Wohnungsangebot für Studenten schlägt sich mittlerweile in den in den Mietpreisen nieder. Michael Ullrich spricht von einer "relativ realistischen Studie", die vergangene Woche veröffentlicht wurde und die Oberbürgermeister Andreas Starke, SPD, sehr positiv aufgenommen hat: "Die Investitionen in den studentischen Wohnungsmarkt haben sich gelohnt, die Universitätsstadt Bamberg ist besser ausgestattet."


Kaltmiete um 9 Prozent gesunken

Laut "Mietpreis-Check Unistädte" des Online-Immobilienportals immowelt.de beträgt die durchschnittliche Miete aktuell 10,60 Euro pro Quadratmeter. Verglichen mit dem Vorsemester ist die Kaltmiete um 9 Prozent gefallen.
Damals wurden Quadratmeterpreise von 11,60 Euro verlangt. Starke betont, dass die Stadt seit Jahren private und öffentliche Investitionen fördere, um zusätzliche Wohnungen für Studenten zu schaffen und Bamberg als Universitätsstandort attraktiver zu machen.
Im Rahmen der Untersuchung von immowelt.de wurden die Angebots-Kaltmieten in 64 Städten mit mehr als 10 000 Studierenden ausgewertet. Hierzu wurde der Durchschnitt der Kaltmiete von etwa 30 990 Singlewohnungen bis 40 Quadratmeter zwischen September 2014 und Februar 2015 sowie März 2015 und August 2015 berechnet: Die höchsten Mieten zahlen Studierende in München mit 18,70 Euro pro Quadratmeter. Auch insgesamt gesehen sind die Mietpreise im Süden Deutschlands am höchsten. Am billigsten wohnen kann man als Studierender in Gelsenkirchen und Chemnitz: für 5,20 Euro.
Mit 10,60 Euro Kaltmiete liegt Bamberg da noch im oberen Drittel. Aus diesem Grund ist das Referat für Hochschulpolitik der Studierendenvertretung der Uni Bamberg anderer Meinung als der optimistische Oberbürgermeister. "Die Stadt und OB Starke versuchen die Wohnsituation in Bamberg aufgrund der Entwicklung der Mietpreise der letzten Jahre schön zu reden", so Madeleine Baldauf.
Laut Manager-Magazin belege Bamberg Platz Zwei im Ranking der deutschen Städte mit den am stärksten steigenden Mieten. Zwischen 2007 und 2012 habe es ein Mietplus von 30,6 8 Prozent gegeben. Diese Entwicklung treffe auch die Studierenden.