Zucchini in öffentlichen Grünanlagen, Brombeeren für jedermann: Davon träumt eine kleine Gruppe von Bambergern.
Kräuterkübel auf dem Maxplatz, Tomatenstöcke auf dem Schönleinsplatz, Brombeeren an Hauswänden? Wenn es nach Cornelia Morgenroth, Denis Hebert und Gleichgesinnten geht, soll Bamberg möglichst schon in dieser Saison zu einer "essbaren Stadt" werden.
Die beiden Wahl-Bamberger engagieren sich in einer gleichnamigen Gruppe unter dem Dach der Transition-Bewegung und verfolgen damit mehr als ein Ziel. Von Nutzpflanzen im öffentlichen Raum verspricht man sich mehr Bewusstsein für gesunde und regional erzeugte Lebensmittel. Es wäre außerdem, sagen sie, ein Beitrag zum Klimaschutz und zu einem nachhaltigeren Leben - und nicht zuletzt für mehr Miteinander der Menschen in der Stadt.
Alles freiwillig
Jeder soll naschen dürfen, niemand zur Mitarbeit verpflichtet sein. In jedem Fall, davon zeigen sich Morgenroth und Hebert bei einem Redaktionsgespräch überzeugt, würden Zucchinis und Erdbeeren an öffentlich zugänglichen Mauern und Plätzen der Stadt zu Treffpunkten werden und Gesprächsstoff bieten.
Die freie Theaterregisseurin, Theaterpädagogin und Heilpraktikerin und der Diplom-Ingenieur und freiberufliche Unternehmensberater sind zwei von rund zehn Frauen und Männern, die sich zur Zeit in der offenen Gruppe "essbare Stadt" engagieren. Ziel ist laut Morgenroth und Hebert ein auf das gesamte Stadtgebiet übergreifendes Projekt; es gebe schon andere Gruppen, die ähnliche Ideen verfolgten und mit im Boot seien. Auch die Kommune und weitere Institutionen will man einbinden. Erste Gespräche gebe es schon.
"Die Stadt sorgt für Flächen, Saatgut und Bewässerung. Ansätze der Permakultur sind sichtbar, ein Gartenexperte steht bei Bedarf beratend zur Seite", beschreibt die Gruppe ihre Vision. Und weiter: "Jung und Alt, Altansässige und Zugezogene treffen sich dort, sitzen bei einander, machen Picknick, begegnen sich, Kinder spielen und pflücken sich bei Bedarf einen Apfel vom schattenspendenden Baum."
Was so utopisch und nach Schlaraffenland klingt, funktioniert andernorts schon. Als Beweis und in gewisser Weise ein Vorbild für die Bamberger Initiatoren dient die Stadt Andernach. Mit ihrem Projekt "essbare Stadt" war die Kommune am Rhein 2013/2014 ein "ausgezeichneter Ort im Land der Ideen".
Zucchini im Blumenbeet
Andernach "ergänzt die gewohnten Grünflächen und Blumenrabatten in den Stadtparks mit Zucchini, Mangold und anderen Gemüsearten. Die Bürgerinnen und Bürger packen bei der Beetpflege und der Ernte selbst mit an. So hat sich das Stadtbild positiv verändert", erfahren Besucher auf der Internetseite der Stadt.
Essbar könnte auch Bamberg an ganz vielen Stellen werden, sagen Morgenroth und Hebert. Sie denken nicht nur an öffentliche Grünflächen und Pflanzgefäße. Man könnte nach ihren Worten auch Vorgärten nutzen, die von Privatleuten zur Verfügung gestellt werden, Innenhöfe von Behörden, Mauern wie die entlang des Kanals oder die Gabbionenwand des Friedhofs an der Kronacher Straße. Auf jeden Fall solle ganz Bamberg dabei sein, nicht nur das Zentrum.
Um ihre Idee auf professionelle Beine stellen zu können, hofft die Gruppe auf eine Förderung aus der nationalen Klimaschutz-Initiative des Bundesumweltministeriums. Ein Antrag ist gestellt.
Außerdem bewirbt man sich - gemeinsam mit anderen Bamberger Initiativen und Vereinen - um den mit 8000 Euro dotierten Publikumspreis im Wettbewerb "Helden der Heimat" . Abgestimmt werden kann noch bis 13. Mai und ausschließlich über das Internet.
Sie möchten "Helden der Heimat" werden
"Helden der Heimat" - so heißt ein von der Kulmbacher Adalbert-Raps-Stiftung initiierter regionaler Wettbewerb "zur Stärkung des Sozialraums in Oberfranken". Im Mittelpunkt stehen soziale Projekte, die sich an geflüchtete Menschen, ältere Menschen oder junge Menschen richten.
Der Wettbewerb ist nach Angaben der Stiftung "allen gemeinnützigen Organisationen und Institutionen offen, welche die Region Oberfranken mit ihren Initiativen voranbringen oder dies vorhaben".
Es werden Preisgelder in Höhe von 10 000 Euro, 5000 und 2500 Euro sowie ein mit 8000 Euro dotierter Publikumspreis ausgelobt. Die Abstimmung für den Publikumspreis ist nur bis 13. Mai und nur per Internet möglich unter der Adresse
www.heldenderheimat.deDie "essbare Stadt Bamberg" ist eine von insgesamt zehn Bamberger Gruppen, die sich Hoffnungen auf den Publikumspreis machen. Er wird in drei Kategorien vergeben. Die Bewerber aus Bamberg sind:
Kategorie "geflüchtete Menschen": das evangelische Bildungswerk mit einem integrativen Theaterprojekt; der Verein Chapeau Claque mit seinem Kultur- und Bildungsprojekt "be a friend"; der Verein "Freund statt fremd", der in der Aufnahme-Einrichtung Oberfranken (AEO) unter anderem das "Café Willkommen" unterhält; das integrative Musikprojekt "Bamberg in Takt" der offenen Jugendarbeit Bamberg.
Kategorie "junge Menschen": die Gruppe "essbare Stadt" (siehe obigen Beitrag); das Projekt "goolkids", das sich die gesellschaftliche Integration sozial benachteiligter junger Menschen jedweder Herkunft zur Aufgabe gemacht hat; der Familientreff "Löwenzahn", der Familien mit Migrationshintergrund und Alleinerziehenden in Bamberg-Ost hilft.
Kategorie "ältere Menschen": die Transition-Gruppe "Streets - nachbarschaftliche Vernetzung zu Gunsten des Klimaschutzes"; die Villa-Kunigunde-Stiftung/selbst bewusst sein GmbH, die in Bamberg durch ihr gleichnamiges Mehrgenerationenhaus bekannt ist; der "Männerschuppen" des Diakonievereins, der damit eine Lücke in der Seniorenhilfe schließen will.
Die Adalbert-Raps-Stiftung fördert eigenen Angaben zufolge im sozialen und mildtätigen Bereich "Initiativen, Organisationen, Gruppen und Vereine, die mit zukunftsweisenden Konzepten das Gemeinwesen und das soziale Miteinander in Kulmbach und in der Region nachhaltig stärken wollen oder die Lebensmittelforschung im Sinne unseres Stifters weiterentwickeln".
Gabs schonmal in Berlin! Müsste so 1944, kurz vor der Niederlage gewesen sein! Obs das woanders auch noch gab, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
Ansonsten geb ich Obacht recht und die Wildpinkler aus dem Prekariat darf man auch nicht vergessen!
Oje, oje, wenn ich mir vorstelle, wie die selbsternannten Gärtner dann an den Kübeln stehen und jeden noch aufs Klima, das böse Auto, auf die Nutzung des Fahrrades und des Nahverkehrs aufmerksam machen, bleib ich lieber 40 km vor Bambergs Toren in meinem eigenen Garten, trink a Schroll und pflüg meine Erdbeeren und Tomaten ohne ein schlechtes Gewissen eingeredet zu bekommen. Aber wens gefällt, guten Appetit....
Eine tolle Idee, auch wenn ich mir nicht so recht vorzustellen vermag, aus einer Grünanlage neben einem Haufen Hundkacke einen Rettich aus dem Boden zu ziehen. Oder wenn ich daran denke, wie so manche Zeitgenossen, spucken, husten und nießen, ohne an die damit verbundene Bakterienschleuder zu denken. - Man kann die Früchte vor dem Verzehr ja abwaschen...
Was mich mehr stört, ist der sperrige Titel: "Essbare Stadt Bamberg". Da fallen mir Hörnla ein, solche und solche. Wie wäre es mit z. B.:
Bamberger Häppchen - gaaaanz frisch!
Biss-chen Weltkulturerbe (mit Bezug auf die fürs Weltkulturerbe so wichtige Gärtnerstadt)
Bambergs reife Früchtchen
Bamberg: Beiß rein!
Bamberg mit Biss
Bamberg prall und gesund!
Bamberg zum (Fr)essen gern!
Bamberg reif - greif zu!
Gruß vom Bamberger Gärtner
Bamberg: Zum Wohlsein!
So gut schmeckt Bamberg
Bamberg: zergeht auf der Zunge
Bamberg vegan
Bamberg für Grünschnäbel
Bamberg köstlich
Bamberger Kaviar
Zum Schäuferla das Bamberger Mehr...
Jetzt hör ich auf. Obacht kommt übrigens gerne (inkognito freilich), wenn's denn losgeht. Aber fürchtet seinen Appetit auf Bamberger Hörnla & Co!