Bamberg schockt: So retten Elektroschocks Leben

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So sieht Erste Hilfe nach Wunsch der Initiative "Bamberg schockt" aus: Hendrik Bachmann, Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin der Landkreiskliniken, und BRK-Rettungssanitäter Harald Beck (rechts) präsentieren einen automatischen Defibrillator. Foto: Matthias Hoch
So sieht Erste Hilfe nach Wunsch der Initiative "Bamberg schockt" aus: Hendrik Bachmann, Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin der Landkreiskliniken, und BRK-Rettungssanitäter Harald Beck (rechts) präsentieren einen automatischen Defibrillator.  Foto: Matthias Hoch

Die neu gegründete Initiative "Bamberg schockt" will die Stadt und den Kreis Bamberg an öffentlichen Plätzen mit Defibrillatoren versorgen. Ärzte und BRK sehen darin eine Notwendigkeit.

Hendrik Bachmann, Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin der Landkreiskliniken, unterstützt die Initiative "Bamberg schockt". Am Donnerstagabend hat sich diese im Verlagshaus der Mediengruppe Oberfranken der Öffentlichkeit präsentiert. Bachmann erklärte dabei, warum elektrische Defibrillatoren notwendig sind und woran es bisher im Raum Bamberg hapert. Hier noch einmal die wichtigsten Fragen zusammengefasst.


1. Wie wichtig ist die Erste Hilfe vor Ort?
Laut Hendrik Bachmann benötigt der Rettungsdienst im Raum Bamberg rund zehn Minuten, um beim Patienten zu sein. "Das sind die zehn Minuten, innerhalb derer - wenn keine Hilfe erfolgt - 100 Prozent der Patienten den plötzlichen Herztod sterben." Erste Hilfe durch Laien sei deshalb unerlässlich.

2. Ist die Defibrillation nötig, reicht nicht die Herzdruckmassage aus?
Die Herzdruckmassage ist absolut essenziell, rettet aber die Mehrheit der Patienten nicht: Vielmehr hält sie ihn nur "über Wasser", bis dieser elektrisch geschockt wird, sagt Bachmann. "Die häufigste Ursache des plötzlichen Herztodes ist das Kammerflimmern und das ist eine Herzrhythmusstörung, die lässt sich durch eine Herzdruckmassage nicht beseitigen. Der Kreislauf lässt sich nur aufrechterhalten, bis die Rhythmusstörung beseitigt ist - und das kann nur elektrisch geschehen", erklärt der Arzt.

3. Was ist Herzkammerflimmern überhaupt und wie entsteht das?
Unser Herz muss, wenn es normal schlagen möchte, ähnlich einem Orchester "konzertiert" zusammenspielen. "Da gibt es auch einen Dirigenten, den Sinusknoten, der gibt den Takt vor", erläutert Bachmann. Beim Kammerflimmern allerdings bricht das Chaos aus im Orchester: Alle spielen, nur nicht mehr zusammen. Das heißt: Alle Herzmuskelzellen sind aktiv, aber nicht mehr koordiniert. "Der Defi sorgt dafür, dass Ruhe ist im Orchestergraben und dass der Dirigent wieder den Taktstock übernehmen kann." Herzinfarkt ist zwar der häufigste Grund für Kammerflimmern, aber nicht der einzige. Auch durch Elektrolytstörungen oder eine Herzmuskelentzündung sind Patienten laut Bachmann einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, eine Rhythmusstörung zu bekommen.

4. Kann es jeden treffen? Egal in welchem Alter?
Herzkammerflimmern gehört laut dem Kardiologen zu den häufigsten Rhythmusstörungen, die es überhaupt gibt. Dabei spielt das Alter keine Rolle.

5. Benötigt man geschultes Personal für die Nutzung des Defibrillators?
Die Defibrillatoren sind heutzutage vollautomatisch. Sie unterliegen keiner Schulungspflicht: Falsch machen kann man laut Experte Bachmann deshalb nichts: "Die Defis sind so modern geworden, dass sie inzwischen garantiert das Richtige tun." Der Defibrillator gibt dem Ersthelfer auch vor, dass er als Erstes einen Notruf absetzen sollte. Ebenso, wie oft er die Herzdruckmassage zusätzlich zur Defibrillation am Patienten durchführen muss.

6. Kann der Defibrillator schaden?
Der Defibrillator kann nicht schaden: "Die Defis sind heute so gut, dass sie nur aktiv werden, wenn eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung vorliegt", sagt Hendrik Bachmann. Die Geräte erkennen automatisch, ob ein Problem vorliegt. "Wenn sie keine Rhythmusstörung feststellen, werden Defibrillatoren auch keinen Schock abgeben." Bei einem Schlafenden sagt der Defibrillator demnach: "Kein Schock empfohlen."

7. Wie findet man Standorte von Defibrillatoren?
Bisher gibt es noch keine Datenbank über Defibrillatoren-Standorte. Die Initiative "Bamberg schockt" will mithilfe einer App und der Internetseite www.bambergschockt.de zukünftig einen Überblick geben, wo in Stadt und Landkreis Bamberg Defibrillatoren zu finden sind.

8. Weiß der Notruf, wo die Defibrillatoren stehen?
Bisher nur im Einzelnen. In Zukunft sollen die Standorte auch in der Datenbank der integrierten Leitstelle, wo ein Notruf 112 eingeht, erfasst sein. Die Leitstelle könnte dann einen Ersthelfer am Telefon über Defi-Standorte informieren.


Defibrillator-Standorte in Bamberg beim BRK melden

Aktion Am Donnerstagabend hat sich die Initiative "Bamberg schockt" im Verlagshaus der Mediengruppe Oberfranken vorgestellt. Die Initiative will die elektrische Schockabgabe in die Erste Hilfe durch Laien integrieren. Bei der Auftaktveranstaltung wurde der Einsatz eines Defibrillators vorgeführt. Kardiologe Hendrik Bachmann erläuterte den Ablauf. Ebenso machte er deutlich, dass mehr Defibrillatoren notwendig für eine Versorgung sind.

Unterstützer Die Initiative wird unterstützt von Stadt und Landkreis Bamberg. Ebenso von Wirtschaftsunternehmen und privaten Personen. Vize-Landrat Rüdiger Gerst lobte das Projekt, schließlich fehlten an öffentlichen Plätzen bisher viele Defibrillatoren. Das könne nun verbessert werden.

Geräte Mithilfe von Spenden will die Initiative Defibrillatoren anschaffen. Ein Defi kostet 2000 Euro. Mehr Infos gibt es auf www.bambergschockt.de oder in der heutigen Ausgabe auf Seite 33. Im ersten Schritt konnte die Initiative die Sparkasse Bamberg überzeugen, Selbstbedienungsbereiche ihrer Filialen als Defi-Standorte zur Verfügung zu stellen.

Kontakt Am Donnerstag wurde klar: Es gibt bereits einige Defibrillatoren, nur gibt es keinen Überblick über Standorte. Deshalb ruft die Initiative dazu auf, Orte allgemein zugänglicher Defibrillatoren (mit eventuellen Öffnungszeiten) zu melden. Ansprechpartner ist Dieter Schmitt vom BRK-Kreisverband Bamberg. Mail-Adresse:
dieter.schmitt@kvbamberg.brk.de, Telefon: 0951/9818915


Spendenkonto für Anschaffung von Defibrillatoren

Franken helfen Franken Die Initiative "Franken helfen Franken" unterstützt "Bamberg schockt" bei der Anschaffung von Defibrillatoren in Stadt und Kreis Bamberg. Geld für ein Gerät ist schon zugesagt. Wer die Anschaffung weiterer Geräte unterstützen will, kann dies mit einer Spende tun.

Initiative Der Verein der Mediengruppe hat sich das Ziel gesetzt, gemeinnützige Vereine, Initiativen und Projekte in Franken zu unterstützen. Jeder Euro geht zu 100 Prozent an den guten Zweck. Seit der Gründung 2009 hat "Franken helfen Franken" 153 000 Euro gespendet.

Konto Spenden mit dem Stichwort "Bamberg schockt" bitte an folgendes Konto: Mediengruppe Oberfranken - Franken helfen Franken e.V.; Sparkasse Bamberg, IBAN: DE 62 7705 0000 0302 1945 01, BIC: BYLADEM1SKB.