"Ich sehe wenig Sinn darin, eine Parallelstruktur aufzubauen, die letztlich die Prozesse nicht beschleunigt (so Ihr Ansinnen), sondern verzögert, da es sich nicht um ein beschlussfassendes Gremium handeln kann." Gleich mehrere Fragen - etwa die konkrete Besetzung des "Gesellschaftsrats" - bleiben für den OB gegenwärtig unbeantwortet. In seiner Antwort bittet er die Aktivisten diesbezüglich um entsprechende Rückmeldung. "Für eine Stellungnahme wäre ich dankbar. Danach werde ich die Angelegenheit erneut im Ältestenrat der Stadt Bamberg beraten lassen", hält Andreas Starke abschließend fest.
Erstmeldung vom 23.03.2023: "Bitten um Verzeihung": Klima-Aktivisten entschuldigen sich nach Erpressungsvorwurf
Mit einer Forderung sorgten die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" unlängst in vielen Rathäusern für Empörung. In einem Schreiben an Deutschlands Oberbürgermeister und Bürgermeister verlangte die Gruppe einen deutschlandweiten "Gesellschaftsrat Klima". In diesem sollen Bürger unter Expertenrat für die Bundesregierung verpflichtende Lösungen in Hinblick auf "Nullemissionen bis 2030 in Deutschland" erarbeiten. Auch in Bamberg drohten die Aktivisten mit einer "maximalen Störung der öffentlichen Ordnung", wenn das Rathaus ihre Forderungen nicht öffentlich unterstütze.
Bei positiver Rückmeldung werde man den Protest indes "dauerhaft beenden", hieß es in dem Dokument der "Letzten Generation" von Ende Februar. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bezeichnete diese "Drohung" gegenüber inFranken.de als "inakzeptabel". Dass der OB dennoch über die Forderung der Klima-Gruppe diskutieren lassen wollte, stieß bei mehreren Stadträten allerdings auf Unmut. Die Stadtratsmitglieder Claudia John (FW), Daniela Reinfelder (BuB), Martin Pöhner (FDP) und Klaus Stieringer lehnten jegliche Gespräche mit dem Bündnis vehement ab. In einem Dringlichkeitsantrag für die seinerzeit nächste Stadtratssitzung war gar von einer "Erpressung" die Rede, auf die sich die Stadtverwaltung keinesfalls einlassen dürfe.
Nach Erpressungsvorwürfen: "Letzte Generation" räumt "Fehler" ein - weiterer Brief an Rathaus-Chefs
Nun die durchaus überraschende Wende: In einem weiteren Brief baten die Verantwortlichen der "Letzten Generation" in dieser Woche die Rathaus-Chefs um Entschuldigung. "Wir haben wahrgenommen, dass diese Formulierung bei den Städten als Drohung wahrgenommen wird. Das war nie unsere Absicht", heißt es in dem aktuellen Schriftstück. Die Gruppierung habe laut eigenen Angaben Verständnis, dass es unter Druck schwierig sei, in Verhandlungen zu kommen und währenddessen eine gute Lösung zu finden.
"Wir bitten um Verzeihung für diese Formulierung", erklären die Klima-Aktivisten. Die vormals gewählte Ausdrucksweise werde in zukünftigen Briefen gestrichen. "Wir sind eine lernende Gruppe und machen Fehler", hält die "Letzte Generation" fest. "Es ist uns wichtig, diese einzugestehen." Der Gruppe sei daran gelegen, die "teils verhärteten Seiten" wieder aufzuweichen.
Mit Blick auf die "fortschreitende Klimakrise" brauche es "schnelle, gemeinsame Schritte". Die überarbeitete Forderung: "Was wir wollen, ist also keine gesetzliche Bindung der Bundesregierung an die erarbeiteten Maßnahmen, sondern ein öffentliches Versprechen, den aus dem Gesellschaftsrat sprechenden demokratischen Willen der Bevölkerung umzusetzen."
In einer anderen Angelegenheit gibt es derweil ein juristisches Nachspiel: Nach einer Protestaktion der "Letzten Generation" am Bamberger Reiter im Dom kommt auf die Aktivisten nun unter anderem ein Strafantrag zu.
Wenn sich Erpresser*innen entschuldigen, dann ist jetzt wohl wieder alles in Ordnung. Früher hatte man dafür ein Verfahren am Hals
ja früher, aber doch nicht heute