"Stand vorne und wunderte mich": Nach tödlichem Flugzeugabsturz - Flugclub rätselt über Verhalten des Piloten

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Bamberg: Nach tödlichem Flugzeugabsturz - Flugclub rätselt über Verhalten des Piloten vor Unglück
Eine Gedenkstelle am Unfallort in Bamberg erinnert an den Piloten aus Hof.
Bamberg: Nach tödlichem Flugzeugabsturz - Flugclub rätselt über Verhalten des Piloten vor Unglück
Isabel Schaffner/inFranken.de
Bamberg: Nach tödlichem Flugzeugabsturz - Flugclub rätselt über Verhalten des Piloten vor Unglück
Ersthelfer brachten den schwer verletzten Piloten durch einen kleinen Bach in Sicherheit.
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Das flugplatzeigene Feuerwehrauto war in kurzer Zeit vor Ort.
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Der Pilot hob nicht so ab, wie es das Team des Bamberger Aero-Club erwartete.
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Der Pilot hob nicht so ab, wie es das Team des Bamberger Aero-Club erwartete.
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Michael Schumacher und Matthias Rühr vom Bamberger Aero-Club erlebten den tödlichen Flugzeugabsturz am Sonntag (17. September 2023) hautnah mit. Kurz vor dem Unglück verhielt sich der Pilot rätselhaft, wie sie schildern.

  • 61-Jähriger stirbt nach Flugzeugabsturz in Bamberg - Aero-Club schildert, wie es zu dem Flugunfall kam
  • "Können wir in keiner Weise nachvollziehen" - Pilot verhielt sich seltsam
  • Vorstand als Ersthelfer vor Ort: "Bin durch den kleinen Bach hingelaufen"
  • Gibt es Handlungsbedarf bei Sicherheitskonzept? Flugleiter mit klarer Meinung

Etwa zwei Wochen ist es her, dass ein Flugzeugabsturz in Bamberg auch über Franken hinaus für große Bestürzung sorgte. Am Sonntag (17. September 2023) verunglückte ein 61-jähriger Pilot kurz nach dem Start mit seinem Kleinflugzeug auf dem Sonderlandeplatz Bamberg. Der erste Vorstand des Aero-Clubs, Matthias Rühr, und der zweite Vorstand Michael Schumacher fühlen nicht nur großes Bedauern für die Angehörigen, sondern haben auch intensive Bilder von dem Ereignis im Gedächtnis. Denn sie waren am Unfallzeitpunkt vor Ort und rätseln seitdem über das ungewöhnliche Verhalten des Piloten kurz vor dem Abflug.

"Das erste Mal in 33 Jahren" - Bamberger Flugclub berichtet über Tag des Flugzeugabsturzes

"Ich stand zum Unfallzeitpunkt auf der Terrasse der Flugplatzgaststätte und habe den Unfall gesehen. Für mich war es das erste Mal in 33 Jahren Fliegerei, so etwas miterlebt zu haben", sagt Schumacher im Gespräch mit inFranken.de. Rühr habe sich sogar noch näher am Geschehen am Platz befunden. "Wir kannten den Piloten nicht. Das Flugzeug war nicht in Bamberg stationiert, er war zu Gast aus Hof. Er landete hier, hielt sich etwa 1,45 Stunden auf und wollte dann wieder abfliegen", fügt Flugleiter Nicolas Grün im Gespräch hinzu.

Beim Fliegen werde die Sicherheit grundsätzlich noch größer geschrieben als beim Autofahren, erklärt Schumacher. "Am Anfang des Tages wird das Flugzeug kontrolliert und auch vor jedem einzelnen Flug wird es noch einmal nach einer Liste auf Flugtauglichkeit gecheckt." Es gebe für die Maschinen zudem mehrere Wartungsintervalle und europäische Standards. "Manche Kontrollen können wir selbst durchführen, für manche ist eine Werft nötig", führt er aus. Der Pilot sei letztlich für die Kontrollen verantwortlich. 

Wie Grün erklärt, gehöre der Flugplatz in Bamberg zu den unkontrollierten. "Auf dem Turm sitzen keine Fluglotsen, sondern Flugleiter, die den Betrieb überwachen. Die Flugzeuge brauchen keine Startfreigabe, jeder kann unter Aufsicht starten und landen, wann er möchte." Der Pilot erhalte gewisse Informationen, aber verantwortlich für sein Handeln sei er selbst. Schumacher blickt auf die Minuten vor dem Unglück zurück: "Wir hatten die Start- und Landebahn 21 in Richtung Süd-Südwest in Betrieb. Ich sah, dass der Pilot ganz normal anflog und die ganze Bahn nutzte, um abzurollen. Zum Abflug rollte er bis zur Startbahn vor, machte seine Kontrolle und meldete sich beim Flugleiter, dass er abflugbereit ist."

Kollege schneidet Pilot mit Messer aus Maschine - Helfer bringen ihn durch Bach in Sicherheit

Er sei dann aber nicht wie üblich ganz nach hinten gerollt, um genug Anlauf zu nehmen, sondern sei unangekündigt auf einem viel kürzeren Stück der Startbahn gestartet. "Warum er das machte, können wir in keiner Weise nachvollziehen", so Schumacher. "Er ist am Ende zwar abgehoben, aber war zu langsam, sodass die Strömung abriss, und das Flugzeug nach rechts in die Böschung kippte." Die Flugleitung habe laut Grün in dieser kurzen Zeit keine Möglichkeit gehabt, ihn aufzuhalten.

"Ich stand vorne und wunderte mich, weshalb er plötzlich so viel Gas gab. Er versuchte, das Flugzeug zum Abheben zu bringen. Der von einer Tragfläche erzeugte Auftrieb hängt stark von der Geschwindigkeit ab. Wird das Flugzeug zu langsam, reißt die Strömung ab und kippt zur Seite", so Rühr. Der Windenfahrer sei nach dem Absturz zuerst vor Ort gewesen und habe den Mann mit einem Messer aus dem Flugzeug geschnitten. "So war der Pilot vielleicht in unter zwei Minuten draußen." Da habe das Flugzeug aber schon Feuer gefangen. "Ich war nach einem anderen Kollegen der dritte und bin durch den kleinen Bach hingelaufen. Zwei Passanten halfen, den Piloten zu löschen. Wir brachten ihn dann durch den Bach in Sicherheit", erinnert sich der erste Vorstand des Vereins.

Innerhalb von wenigen Minuten seien zudem ein Notarzt und die ersten Rettungskräfte angekommen. "Das Feuerwehrfahrzeug des Flugplatzes erreichte das brennende Flugzeug über die Zeppelinstraße nur wenige Minuten nach dem Absturz. Mit dem Wasserwerfer wurden Löscharbeiten durchgeführt, bis die Berufsfeuerwehr eintraf", erläutert Schumacher, der die Rettungskräfte einwies. Für solche Unfälle gebe es grundsätzlich einen Alarmplan: Dazu gehöre, den Notruf abzusetzen, Rettungsmaßnahmen einzuleiten und den Vorstand zu verständigen.

"Mehr kann man nicht erwarten" - Aero-Club zieht Fazit nach tragischem Unglück

"Der Alarmplan hat gut funktioniert, jeder hat gut mitgearbeitet. Nur dadurch hatte der Pilot eine Überlebenschance. Wir waren auch dankbar für die Unterstützung der Passanten", betont Schumacher. Grün pflichtet ihm bei: "Wir haben unverzüglich die Rettungskräfte alarmiert, waren mit unserer Feuerwehr als Erstes an der Unfallstelle und haben den Piloten aus dem brennenden Flugzeug befreit. Mehr kann man nicht erwarten. Ich würde nichts an unserem Notfallplan ändern."

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) sei zudem erschienen und habe den Fall aufgenommen. Sie werde in ein bis zwei Jahren einen Bericht zu Pilot und Flugzeug liefern, schätzt Schumacher. Ziel bei der Aufarbeitung durch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) bei Unfällen sei vornehmlich, die Ursachen zu ermitteln und mögliche Verbesserungen abzuleiten. Eine juristische Bewertung sei indes nicht ihre Aufgabe.

Wie ein Polizeisprecher inFranken.de am Dienstag (26. September 2023) mitteilte, "laufen die Ermittlungen der Kriminalpolizei Bamberg nach wie vor". Es gebe noch einige Fragen zu klären. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Region findest du in unserem Lokalressort.