Bamberg: Anwohner wütend wegen Lärm - Stadt sieht keinen Handlungsbedarf
Autor: Robert Wagner
Bamberg, Mittwoch, 30. Juni 2021
Bewohner der Bamberger Innenstadt haben es derzeit nicht leicht: Hunderte Menschen feiern regelmäßig auf der Straße, lärmende Biker und Autotuner ziehen nachts ihre Runden. Ein Anwohner berichtet von Nachbarn, die bereits weggezogen sind.
- Feierwütige, Biker und Autoposer sorgen für immense Lärmbelästigung in Bambergs Innenstadt
- Anwohner beschweren sich über fehlende Unterstützung
- Die Stadt Bamberg sieht beim Thema Autoposer keinen Handlungsbedarf
- Polizei steht vor schwieriger Herausforderung
- Hat sich die Lage durch Corona verändert?
Wenn sie kurz beschleunigen, heulen die Motoren auf, die Auspuffe knattern. Explosionen wie Kanonenschläge. Manche Menschen - an der Unteren Brücke, in der Langen Straße oder am Kranen - schauen irritiert, schütteln den Kopf. Andere jubeln oder nicken beifällig. Wenig später wiederholt sich die Szene: dann sind sie zurück auf ihrer Runde durch die Bamberger Innenstadt, auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Und das Schauspiel beginnt von vorne.
Lärmbelästigung in der Bamberger Innenstadt
Szenen wie diese spielen sich immer wieder ab, vor allem nachts. In Bamberg, aber auch in anderen Städten und Orten in Franken und anderswo. Das Phänomen der Autotuner- und Autoposer-Szene ist nicht neu, im Gegenteil: Es wirkt geradezu anachronistisch, dass es die Szene immer noch gibt, im Jahr 2021, in dem die ganze Welt über Klimaschutz spricht und selbst die Autoindustrie zugibt, dass sich das mit Verbrennern in absehbarer Zeit erledigt haben wird. Das macht es aber für die Anwohner nicht besser, die nachts von dem Lärm um den Schlaf gebracht werden.
„Ich kenne Leute, die haben wegen des Lärms ihr Haus hier verkauft“, erzählt Oliver Memmel. Seit fünf Generationen wohnt seine Familie bereits in der Bamberger Innenstadt. Sollte sich nichts ändern, könnte die Fünfte auch die Letzte sein: Auch Memmel überlegt, umzuziehen. Aber es könne ja nicht die Lösung sein, dass am Ende „nur noch Schwerhörige in der Innenstadt wohnen“ und viele Wohnungen leer stehen würden. Dabei geht es ihm um Feierende auf den Straßen, den täglichen Verkehrslärm, aber eben auch um die Autoposer und Biker, die vor allem nachts ihre Kreise fahren.
Gefühlt habe das Problem in den letzten Jahren zugenommen: „Früher konnte man ab 18 Uhr mit verbundenen Augen über die Lange Straße gehen.“ Jetzt sei oft die ganze Nacht Betrieb. Warum? Da kann Oliver Memmel nur spekulieren: Die Tuningszene sei vielleicht öffentlicher geworden. In den sozialen Medien einerseits, aber auch im Fernsehen würde es mehr Sendungen zum Autotuning geben. Und natürlich trägt auch die Corona-Krise ihren Teil dazu bei: Es fehlen für junge Menschen Beschäftigungs-Alternativen. Und im Vergleich zu den Phasen des Lockdowns wird die Lärmbelästigung jetzt nochmals deutlicher.
„Das ist ein Armutszeugnis für die Stadt“
Für Memmel unternimmt die Stadt zu wenig, um dem Lärm-Problem zu begegnen. Es könne doch nicht sein, dass man als Anwohner in der Stadt den zunehmenden Lärm durch Feiernde und Autos einfach hinnehmen müsse. „Das ist doch ein Armutszeugnis für die Stadt“, so Memmel. Auch Kontrollen der Polizei würden keine Linderung schaffen. Ein Einsatzwagen der Polizei am Straßenrand sei zu auffällig und die Szene ja auch untereinander gut vernetzt. „Mittlerweile ist es ja kein Problem, sich schnell untereinander zu warnen.“
Der Stadt Bamberg ist das Problem mit der Tunig- und Autoposer-Szene zwar bekannt, jedoch seien andere Probleme drängender. So versucht die Stadt seit längerer Zeit, die Lärmbelästigung durch Feierende auf der Unteren Brücke in den Griff zu bekommen. Nun soll "Störbeleuchtung" eingesetzt werden, um die Partygänger zu vertreiben. Außerdem: „Mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass es wegen der lärmenden Autos unzählige Beschwerden gegeben hätte“, erklärt Gerhard Beck, Pressesprecher der Stadt Bamberg. Auch bestimmte Zeiten oder besonders betroffene Orte wären ihm nicht bekannt. Dies sei aber die Voraussetzung dafür, dass die Stadt da einschreiten könne.