Bamberg
Beleidigungen und Beschimpfungen

Keine neuen reinen Öl- und Gasheizungen: Badum (Grüne) erlebt Shitstorm nach Fernsehauftritt

Die Bamberger Bundestagsabgeordnete Lisa Badum hat nach einem Fernsehauftritt einen Shitstorm erlebt. In der "phoenix runde" ging es um die Zukunft von Öl- und Gasheizungen.
Bamberg: Grünen-Abgeordnete Badum erntet heftigen Shitstorm
Die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum aus Bamberg wurde im Netz heftig beschimpft, weil sie das Verbot von neuen reinen Öl- und Gasheizungen ab 2024 befürwortet. Foto: Collage inFranken.de: Benedikt Nickel ; ri/Pixabay

Die Bamberger Grünen-Abgeordnete im Bundestag, Lisa Badum, hat nach einem TV-Auftritt einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erlebt. Unter einem Facebook-Post mit einem Ausschnitt aus der "phoenix runde" wurde die Politikerin zum Teil übel beleidigt und beschimpft. 

Badum verteidigte in der Sendung und in ihrem Post, die Pläne des Bundeswirtschafts- und Bauministeriums, ab 2024 keine neuen reinen Öl- und Gasheizungen mehr zu erlauben. Stattdessen soll der erneuerbare Anteil der Heizung mindestens 65 Prozent betragen, was einem faktischen Aus gleichkommen würde. Die 39-Jährige sieht den Schritt als notwendig an, um die Klimaziele Deutschlands zu erreichen. Stattdessen habe sich 2022 die "Menge der installierten Wärmepumpen bereits verdreifacht". Das sorgte für einen Aufruhr im Netz.

Shitstorm unter Badum-Post: Nur wenige sachliche Kommentare

Während viele Posts der Politikerin zwischen zehn und siebzig Mal kommentiert werden, erreichte das Video aus der TV-Sendung über 61.000 Aufrufe und wurde über 1000 Mal kommentiert, bevor die Kommentarfunktion schließlich eingeschränkt wurde. Die überwiegende Mehrheit der Kommentare ist ablehnend und wenig sachlich. "Ihr seid so weit weg von uns 'Normalsterblichen', dass immer mehr Menschen euch als größte Gefahr im Land sehen!", heißt es etwa. 

Auch persönliche Anfeindungen finden sich unter dem Post. Adjektive, die der Politikerin unter anderem an den Kopf geworfen werden: "schwachsinnig", "irre", "bekloppt." Der 39-Jährigen wird in den Kommentaren auch gewünscht, dass "sie die erste ist, die friert". 

Neben vielen Kommentaren unter der Gürtellinie finden sich auch einige sachlicher vorgetragene Argumente. "Wie soll man in einem etwas höheren Alter (über 60) eine neue klimaneutrale Heizung finanzieren? Man bekommt da sehr schwer einen Kredit, da das Arbeitsleben in naher Zukunft endet", gibt ein Nutzer zu bedenken. "Ich bin Mieter in einem 18-Parteien-Haus und es wird hier mit Zentral-Gasheizung geheizt. Sofern hier eine Wärmepumpe installiert werden müsste, ist für jede Wohnung eine Flächenheizung notwendig. Das bedeutet, alle Wohnungen müssen kernsaniert werden", schreibt ein User. "Wo soll der ganze Strom für die Wärmepumpen herkommen? Unsere Strompreise sind jetzt schon die höchsten", so eine Nutzerin. 

Angriffe auf Grüne "erreichen neues Level" - Bamberger Abgeordnete Lisa Badum vermutet organisierten Shitstorm

Gegenüber inFranken.de zeigt sich Badum wenig überrascht von dem Shitstorm im Netz: "Ich habe den Eindruck, dass es sich hier um konzertierte Aktionen handelt. Es sind ja sehr viele Trolle im Internet unterwegs und ob alle Profile echt sind, die unter dem Post kommentiert haben, wage ich zu bezweifeln", so die 39-Jährige. Ihr Eindruck: "Es wird momentan stark versucht, Stimmung zu machen gegen die geplante Reform des Gebäudeenergiegesetzes". 

Sie halte eine "sachliche Debatte" für äußerst wichtig - und sieht sogar Positives: "Jahrelang wurde überhaupt nicht über unsere Art des Heizens geredet, mit dem Ergebnis unserer Abhängigkeit von Putin. Endlich sprechen wir darüber, wie wir klimaneutral werden." Gleichzeitig müsse man es "nicht hinnehmen, dass Politiker*innen unsachlich beschimpft werden. Insbesondere Frauen sind hiervon stärker betroffen und solche Shitstorms kommen eher aus der rechten Ecke und richten sich eben meist gegen progressive Parteien".

Badum sehe "auch im bayerischen Landtagswahlkampf, dass die Angriffe ein neues Level erreichen". Die 39-Jährige habe "das Gefühl, dass hier viel Angst herrscht, an politischer Macht zu verlieren. Aber immer nur zu sagen, dass es den Grünen nur um Verbote gehe und wir gegen die Industrie seien, ist vielleicht einfach, aber auch eine Argumentation ohne jegliche Argumente", findet sie. Sie selbst könne Attacken "einordnen und auch mit Beleidigungen und Drohungen umgehen", sagt sie. "Schön ist es aber natürlich nicht."

"Müssen jetzt handeln": Grünen-Bundestagsabgeordnete verteidigt Verbot neuer reiner Öl- und Gasheizungen 

"Zum Thema Öl- und Gasheizungen möchte ich auch anmerken, dass dieses Gesetz grundsätzlich von allen drei Parteien der Ampel-Koalition entwickelt wurde", so Badum zu den Kommentaren, die sich nahezu ausschließlich auf ihre Partei beziehen. Die Bundestagsabgeordnete verteidigt den Gesetzentwurf auch in Bezug auf die Kosten für den Einzelnen: "Ja, wir wissen, dass eine Wärmepumpe teurer ist. Deshalb gibt es auch weitläufige Förderprogramme und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat weitere Unterstützung angekündigt, um die Mehrkosten abzufedern", erklärt sie. 

Gleichzeitig gehe es "hier um den Neueinbau". Dies bedeute, "dass es viele Kombinationsmöglichkeiten gibt. Zwar sind Öl- und Gasheizungen ausgeschlossen, dafür kann aber zum Beispiel Solarthermie, Photovoltaik und Wärmepumpe kombiniert werden. Auch mit Holzheizungen lässt sich einiges machen" Es gehe aber nicht nur um die einzelne Heizung. "Wir müssen die Fernwärme auch in den Städten dekarbonisieren. Grundsätzlich ist eine Gasheizung nicht mehr auf der Höhe der Zeit. So können wir unsere Klimaziele niemals erreichen. Wir müssen jetzt handeln", erläutert Badum ihre Sicht. "Natürlich kann die Umstellung auf Wärmepumpe auch größeren Umbau und damit verbundene Kosten bedeuten, aber ich sehe keine realitätsnähere Lösung."

Allerdings spricht sie auch von "Härtefällen": "Wenn jemand jetzt 90 Jahre alt ist, dann ist natürlich fraglich, ob er jetzt aktiv werden muss. Das sind Dinge, über die wir gerade sprechen und wir haben viele schlaue Energieberaterinnen und -berater, die uns sagen können, was notwendig ist", sagt Badum. "Den höheren Stromverbrauch bei Wärmepumpen haben wir natürlich mit einberechnet. Gleichzeitig ist der Anteil an erneuerbarer Energien beim Strom aber sehr hoch. Während bei Öl und Gas die Preise immer weiter steigen, wird grüner Strom immer günstiger. Das Einzige, woran wir noch arbeiten müssen, ist ein vernünftiges Strommarkt-Design", so die Überzeugung der Bamberger Grünen-Politikerin. 

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