Bamberg: Autoposer-Opfer berichten von nächtlichen Schikanen - "Schnauze voll"
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Donnerstag, 21. Oktober 2021
Autoposer sorgen in Bamberg immer wieder für Wut. Im Zuge einer Protestaktion machten nun viele Anwohner ihrem Ärger Luft. Von Stadt und Polizei fordern sie, endlich zu handeln.
Sogenannte Autoposer stellen für die Menschen in der Bamberger Innenstadt eine massive Belastung dar. Ohrenbetäubendes Motorengeheul, quietschende Reifen und knatternde Auspuffe - mit ihren PS-starken Fahrzeugen rauben die meist jungen, männlichen Fahrer den Anwohnenden häufig den letzten Nerv. Drei Nachbarn hatten von der Lärmbelästigung endgültig genug: Um sich zur Wehr zu setzen, starteten sie vor Kurzem eine Protestaktion gegen die rücksichtslosen Autofahrer.
Unter dem Motto "Lärm macht krank" rufen Kai Bestmann, Jörg Zimmermann und Oliver Memmel andere Leidensgenossen dazu auf, ihre Erfahrungen zu äußern. Betroffene können sich unter der E-Mail-Adresse poser-bamberg@protonmail.com an die Initiatoren der Kampagne wenden, um sich Gehör zu verschaffen. Binnen kurzer Zeit erreichten die drei Freunde zahlreiche Reaktionen von ebenfalls genervten Innenstadt-Anliegenden. In oft sehr emotionalen Worten schildern sie ihre Sorgen und Nöte.
Autoposer in Bamberg: Anwohner machen ihrem Ärger Luft - das sind ihre Erlebnisse
"Es wird höchste Zeit, dass den übermäßig lauten Motorrädern, Autos und sogenannten Car-Posern der Kampf angesagt wird", begründet ein Paar seine Teilnahme an der Protestaktion. Auch ein anderer Innenstadt-Anlieger hofft, mit der Kampagne etwas zu erreichen. "Es ist absolut überfällig, dass hier etwas passiert", betont er. Früher seien vielleicht ein paar Oldtimer langsam zur Show vorbeigefahren. "Mittlerweile sind es aber, wie angesprochen, immer die gleichen Idioten, die stundenlang ihre Runden drehen."
Eine Bewohnerin der Hornthalstraße erzählt, dass auch sie nachts regelmäßig durch den Auto- und Motorradlärm wachwerde. Über die Geräuschkulisse ärgere sich insbesondere in den Abendstunden. Aus diesem Grund schließe sie sich der Initiative gerne an. Ein anderer berichtet Ähnliches: "Hier durch die Magazinstraße fahren sie auch. Besonders die knallenden Auspuffe lassen einen richtig erschrecken." Ein junger Vater erzählt, dass er durch den nächtlichen Krach "sehr häufig" wachwerde. Auch seine einjährige Tochter sei "durch die Raser" schon geweckt worden.
Entsprechend barsch fällt seine Reaktion aus: "Wir haben in jeglicher Hinsicht die Schnauze voll und sehen es nicht ein, dass unsere Lebensqualität/Schlafhygiene in unser, ansonsten wundervollen, neuen Wohnung von solchen Idioten derart eingeschränkt wird." Nach seiner Beobachtung nutzten die Poser den Margaretendamm von der Löwenbrücke bis zur Ampel Europabrücke als Rennstrecke. An der Ampel machten sie mit ihren quietschenden Reifen "nochmal extra Krach".
"Lärm mindert Wohnqualität": Bambergerin sucht sich neue Wohnung
Eine Frau, deren Wohn- und Schlafzimmer zur Kapuzinerstraße herausgehen, betont: Ihr sei beim Einzug in ihre Wohnung durchaus bewusst gewesen, dass unter ihrem Fenster "normaler Autoverkehr" herrsche. Aufgrund der dortigen Tempo-30-Zone habe sie dennoch keine Bedenken gehabt. "Leider stellte sich dann, als es wärmer wurde, recht schnell ein unerträglicher Zustand ein, verursacht durch Autoposer, Biker und andere Raser, die mit dröhnenden Motoren durch die Straße rasen", konstatiert die Bambergerin.
Manchmal werde man auch um 3 Uhr früh von den Rasern geweckt - "auch mit Oropax, ohne die man hier sowieso nicht schlafen kann". Laut ihrem Eindruck sei die Kapuzinerstraße "wohl eine Art 'Rennstrecke' für die Autotuner-Szene". Der Ablauf sei demnach immer gleich: "Die Fahrer der aufgemotzten Autos beschleunigen unmittelbar nach der Kurve am Kranen und fahren mit unfassbar lautem Motorengeräusch und sehr hoher Geschwindigkeit durch die Kapuzinerstraße", berichtet die Anliegerin.