Nach Klau von Abi-Aufgaben in Bamberg: Hat Schüler (18) damit Nacktfotos erkaufen wollen?
Autor: Redaktion, Stefan Fößel, Sebastian Martin
Bamberg, Montag, 27. Juli 2020
Wegen ihnen gab es bayernweit neue Deutsch-Aufgaben im Abitur 2020: Die Polizei hat nun drei Abiturienten aus Bamberg gefasst, die vor zwei Monaten in ein Gymnasium eingebrochen und die Abi-Aufgaben geklaut haben sollen. Doch warum kam es zu dieser Tat? Was ist dran an den Gerüchten um mögliche Nacktfotos als Gegenleistung?
Ihre "professionelle Vorgehensweise" könnte dafür verantwortlich sein, warum die Suche nach den Tätern, die in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 2020 in das Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg eingebrochen und die aktuellen Abiturprüfungen im Fach Deutsch geklaut hatten, so lange gedauert hatte. Nach mehr als zwei Monaten wurde schließlich ein Tatverdächtiger gefasst.
Doch auch nach der Festnahme bleiben noch einige Fragen offen. Auch die, was die jungen Schüler angetrieben hat, die Abitur-Aufgaben zu stehlen. Dazu kursieren aktuell Spekulationen und Gerüchte.
Update vom 28.08.2020: Wollte der Schüler Nacktfotos mit Abi-Aufgaben erkaufen?
So schön wie das Grün auf dem Gelände des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums derzeit sprießt, schießen nach der Ermittlung dreier Schüler, die für den Abituraufgaben-Diebstahl verantwortlich sein sollen, jetzt die Gerüchte ins Kraut. Geschichten dazu klingen jedenfalls immer wilder: So titelte am Dienstag (28. Juli 2020) die Bild-Zeitung, dass derjenige Schüler, dem die Polizei als erstes auf die Schliche gekommen ist, Klausuraufgaben auf dem Schulhof vertickt und als Gegenleistung Nacktfotos verlangt haben soll.
Video:
Dieser Verdacht sei dadurch genährt, dass die Ermittler wohl auf der Festplatte des ertappten 18-Jährigen Fotos halbnackter Mädchen gefunden haben. Laut Bild hat die Bamberger Kriminalpolizei bestätigt, dass der Abiturient sich über Monate Test- und Klausurlösungen besorgt hat, indem er sich ins Schulnetzwerk gehackt hatte. Außerdem soll der Beschuldigte auch einen Generalschlüssel fürs Gymnasium besessen haben.
Ermittlungen dauern noch an
Zu diesen Veröffentlichungen wollte sich die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken auf Nachfrage gegenüber unserer Redaktion allerdings nicht äußern: „Dazu können wir nichts sagen“, lautet der knappe Kommentar von Sprecher Fabian Metzler. Er verweist auf das, was die Ermittler einen Tag zuvor als Pressemitteilung herausgegeben haben. Auch die Staatsanwaltschaft Bamberg wollte sich dazu bislang nicht äußern. Die Ermittlungen laufen derzeit aber weiter. Wohl prüfen die Fahnder laut anderer Berichte auch, ob der Schüler tatsächlich im Besitz eines Schlüssels war, außerdem, wie der Tresor letztlich geknackt wurde.
Aus diesem verschwanden die aktuellen Deutsch-Abituraufgaben kurz vor dem schriftlichen Prüfungstermin: In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 2020 war in ein Büro des Gymnasiums im Berggebiet eingebrochen worden. Der Diebstahl führte schließlich sogar dazu, dass die Abituraufgaben in diesem Fach in ganz Bayern ersetzt werden mussten. Die Kripo hatte am Tatort unter anderem DNA-Spuren gesichert, Wohnungen von Schülern durchsucht, Laptops und Handys beschlagnahmt. Bei dem Einbruch in das Gymnasium war ein Schaden von rund 500 Euro entstanden.
Rätsel über Motiv
Womöglich sind die Ermittler dem Abiturienten dann auch durch das digitale Schulnetzwerk auf die Spur gekommen. Dass der Bamberger Schüler das Netzwerk gehackt haben könnte, davon war zwar in der offiziellen Mitteilung nicht die Rede, allerdings gaben Polizei und Staatsanwaltschaft darin bekannt, dass nach dem Diebstahl der Deutsch-Aufgaben im Mai technische und digitale Spuren zu dem 18-Jährigen führten. Schließlich hatte die Staatsanwaltschaft dann einen Durchsuchungsbeschluss für dessen Wohnräume erwirkt. Bei der Durchsuchung hatten Kriminalbeamte zahlreiches Beweismaterial sichergestellt.