Der Bahnausbau bringt nach den gegenwärtigen Plänen den Erwerbsgartenbau in Bamberg in Bedrängnis. Gibt es noch Auswege?
Es gibt Wenige in
Bamberg, die vom Ausbau der Bahnstrecke so betroffen sind: Stadtrat Hans-Jürgen Eichfelder (Bamberger Allianz) baut in der Nordflur auf rund 20 Hektar Fläche Gemüse an. Kohlrabi und Salat gedeihen in der schwarzen Erde gewissermaßen wie von selbst, häufig sogar in drei Kulturen im Jahr.
Gut möglich, dass es damit ein baldiges Ende hat, wenn die Bahn wie geplant eine viergleisige Trasse durch Bamberg treibt. Ihr würde durch eine Ausfädelung der Strecke nach Schweinfurt auch ein großes Stück der raren Anbauflächen zum Opfer fallen - und möglicherweise der ganze Bamberger Gärtnerstand.
Was drei, vier Jahre Verdienstausfall für einen Landwirt bedeuten, hat Eichfelder zusammen mit seinen ebenfalls im Stadtrat beheimateten Kollegen Sebastian Niedermaier (SPD) und Pankraz Deuber (BUB) unlängst im Rathaus klar gemacht: "Ich kann meine Abnehmer nicht jahrelang vertrösten. Wenn das so kommt, dann gibt es uns bald nimmer."
Man muss wissen: Die Bamberger Gemüsebauern fürchten nicht nur, dass das wertvolle Land im Beregnungsgebiet unter einem Gleis verschwindet. Es geht auch um die Belastungen während der Bauzeit. Durch Baustraßen und blockierende Fahrzeuge. "Wenn der Salat im Staub erstickt, können wir uns die Arbeit sparen", sagte Sebastian Niedermaier.
Dabei löst auch der "lange Tunnel" das Problem der Gärtner nicht. Nach Auskunft der Stadt liegt der Flächenverbrauch durch die aus Bahnsicht notwendige eingleisige Ausfädelung bei zehn Hektar - gegenüber zwei Hektar beim Ausbau im Bestand. Zu viel Substanzverlust für eine Branche, deren Existenz im Welterbe Bamberg mehr als nur wirtschaftliche Bedeutung hat? Ursula Sowa von der Bamberger GAL teilt die Tunneleuphorie mancher Bamberger nicht. Sie spricht von einer "gewaltigen Maßnahme", einem "monströsen Tunnelausschlupf". Die Grünen, die erfolglos für eine getunnelte Güterzugumfahrung eingetreten waren, fordern nun, die beiden innerstädtischen Trassen unabhängig zu prüfen.
Indes scheint die Aufgeschlossenheit im Stadtrat gegenüber einer unterirdischen Trasse zu wachsen - trotz noch vieler offener Fragen. So hat sich die Bamberger Allianz in der Gesamtschau der bereits mehrere Jahre dauernden Diskussion mittlerweile klar für die verlängerte Tunnellösung positioniert, bekräftigt Vorsitzender Dieter Weinsheimer. Für eine andere Variante werde man sich "hilfsweise" nur dann gewinnen lassen, wenn die BA-Stimmen zu einer einhelligen Meinungsbildung des Stadtrates notwendig wären.
Grund für die Tunnel-Sympathien ist nicht nur die Hoffnung, dass die Teilung Bambergs durch einen auf der alten Gleistrasse wachsenden Park teilweise überwunden werden könnte. Es sind auch die Hausaufgaben an die Bahn, die den Spielraum vergrößern sollen. So geht man im Rathaus derzeit davon aus, dass in der Süd-, in der Nordflur oder im Landkreis ausreichende Ersatzflächen für die Bamberger Gärtner angeboten werden können. Außerdem ist bei der Ausfädelung noch nicht das letzte Wort gesprochen. Hier nachzubessern, ist klarer Auftrag an die Bahnplaner.
Macht die Bahn, was sie will?
Ein offenbar ernst zu nehmender Prozess: Die Meinung, die auch in der CSU des öfteren zu hören war, dass die Bahn "eh macht, was sie will", teilt man im Baureferat der Stadt nicht. Der Auftrag für die Tunneloptimierung binde sehr viel Zeit und Geld. "Wir haben den Eindruck, dass dies ergebnisoffen erfolgt", sagt Sprecher Claus Reinhardt.
Für die Zukunft Bambergs dürften erste richtungsweisende Entscheidungen im Herbst fallen. Dann erhofft man sich Erkenntnisse über Bauzeit, Bauablauf und Baukosten beider Varianten sowie über den Anteil der Stadt. Mit Spannung sieht man Aussagen entgegen, ob im Sinne einer Güterabwägung in Bamberg niedrigere Lärmschutzwände zulässig sind, was rechtliche und auch stadtgestalterische Konsequenzen hat. Sagen Bund und Bahn nein, drohen bis zu sechs Meter hohe Lärmwände.
Ende des Jahres könnte auch klar sein, ob es der Stadtrat tatsächlich schafft, mit einer Stimme zu sprechen. Nicht nur Heinz Kuntke von der SPD-Fraktion hält dies für zwingend, damit die Bamberger ihren Einfluss bei den Entscheidern in Berlin wahren können. Er sagt: "Wer nicht kämpft, hat schon verloren."
Dafür müssten die Fraktionen freilich aufeinander zugehen. Die SPD, derzeit noch für einen zweigleisigen Ausbau. Ebenso die CSU, die zwar Sympathien für den Tunnel hegt, aber Zweifel hat, ob die Ost-West-Verbindungen in der Stadt darunter leiden könnten oder gar der ICE-Halt (Christian Lange).
Entschlossenheit wird es auch brauchen, sollte die " Bamberg-Lösung" den Bund einen dreistelligen Millionenbetrag mehr kosten, was nicht überraschen würde. Peter Neller (CSU) sagt es so: "Wir sind nicht von der Bahn gewählt, sondern haben die Interessen der Bamberger Bürger zu vertreten."
Die Schienen neben die Autobahn und hinten auf der Nordseite den verlorenen Wald wieder anpflanzen.
Der Bamberger Stadtrat macht sich immer lächerlicher.
Und die ganzen Jammersäcke kommen auch immer erst aus ihren Löchern gekrochen wenn alles kurz bevor steht.
Peter Neller (CSU) sagt es so: "Wir sind nicht von der Bahn gewählt, sondern haben die Interessen der Bamberger Bürger zu vertreten."