Autos brauchen jetzt viel Zuwendung

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Peter Seidenath bei der Frühjahrspflege des Fahrschulautos. Foto: Matthias Hoch
Peter Seidenath bei der Frühjahrspflege des Fahrschulautos.  Foto: Matthias Hoch

Der lange Winter hat Spuren hinterlassen - auch an den Fahrzeugen. Diese gilt es jetzt bestmöglich zu entfernen. Was alles dazu gehört hat Fahrlehrer Peter Seidenath mit seinen Schülern im Theorieunterricht besprochen.

Dem Kalender zufolge ist zwar bereits Frühling, der Blick aus dem Fenster lässt allerdings daran zweifeln, ob es auch wirklich schon Zeit ist, die Sommerreifen hervorzuholen. "Der Temperatur nach ist immer noch Winterreifenpflicht", bestätigt auch der Stegauracher Fahrlehrer Peter Seidenath seinen Schülern im Theorieunterricht.

Vorgeschrieben sind Winterreifen nach Straßenverkehrs-Ordnung zwar nur bei entsprechend schlechten Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte - nicht für einen bestimmten Zeitraum oder für bestimmte Temperaturen. In der Reifenindustrie wird allerdings von der "Sieben-Grad-Grenze" gesprochen: Demnach sollte erst bei Temperaturen über sieben Grad gewechselt werden.

Dennoch beginnt der Reifenwechsel in den Werkstätten bereits - wenn auch nur zögerlich.
"Viele lassen sich aufgrund der Witterung noch Zeit", sagt Markus Meißner, Pressesprecher bei Auto-Teile-Unger. Es kann allerdings nicht mehr lange dauern, bis der große Andrang beginnt. "Man sollte besser recht früh wechseln, bevor alle kommen. Momentan profitiert man noch von vollen Lagern und kurzen Wartezeiten", rät Meißner.

Wenn es dann so weit ist und man selbst wechselt, sollte man sich die Sommerreifen vor dem Montieren noch einmal genau ansehen. "Haben sie noch genügend Profil? Sind sie vielleicht beschädigt? Stimmt der Luftdruck?", nennt Peter Seidenath seinen Schülern in der Theoriestunde die dabei entscheidenden Fragen.
Neben den richtigen Reifen gibt es aber noch einiges mehr, woran Autobesitzer im Frühjahr denken sollten. Am besten unterzieht man das Fahrzeug einer vollständigen Frühjahrskur.

Spuren des Winters beseitigen

Deren Einstieg bildet eine gründliche Wäsche - dabei sollen die Spuren des Winters in Form von Streusalzresten beseitigt werden, wie Thomas Fink von TÜV Süd es ausdrückt. Salz ist nämlich "Gift für unser Fahrzeug", wie Peter Seidenath es verdeutlicht. Auch eine Motorwäsche ist dabei unabkömmlich.

Die Scheiben müssen von außen sowie von innen gereinigt werden. Seidenaths Tipp hierfür: Mikrofasertücher ohne Putzmittel oder sonstige Chemikalien. Mit einem feuchten Tuch vorwischen und anschließend mit einem trockenen hinterher. Dabei können auch gleich die Scheibenwischerblätter begutachtet werden - die sind nach dem Winter nämlich meistens kaputt und müssen ausgewechselt werden. Ähnlich sieht es bei der Klimaanlage aus: Nachdem sie im Winter stark gelaufen ist, müssen die Filtereinsätze jetzt gereinigt oder gar ausgetauscht werden.

"Wolken" geprüft?

Bezüglich des Frostschutzmittels empfiehlt Seidenath seinen Schülern, es "auf jeden Fall bis Mai" noch im Auto zu behalten. Wenn es dann im Mai ans Nachfüllen geht, reicht allerdings normales Wischwasser. Und noch einen weiteren Tipp hat er für die zukünftigen Autofahrer: alles unnötige Gepäck entsorgen. Dadurch lässt sich nämlich ordentlich Sprit sparen. Für einen kleinen Rundgang ums Auto schärft der erfahrene Fahrlehrer seinen Schülern das Merkwort "Wolken" ein. Das soll sie daran erinnern, Folgendes zu überprüfen: Wasser/Kühlung, Öl, Luft, Kraftstoff, Energie und Notfallausrüstung (Warndreieck, Verbandskasten).

"Alles, was am Fahrzeug angebaut ist, muss funktionieren", schärft er ihnen zusätzlich noch ein. Im Rahmen des Frühjahrchecks sollten vor allem auch Licht- und Signalfunktionen überprüft werden. "Hat sich irgendwo Kondenswasser gebildet oder ist wirklich alles trocken und sauber?", wirft Peter Seidenath noch eine entscheidende Frage bei der Kontrolle der Lichter und Scheinwerfer in den Raum. Auch im Fahrzeug selbst herrscht im Winter sehr viel Feuchtigkeit. Deswegen sollte man im Frühjahr die Teppiche herausnehmen, außerhalb des Wagens trocknen lassen und währenddessen das Auto selbst ordentlich durchlüften.

Im Auto sehe es, so der Fahrlehrer, meist so aus, wie auch in der Wohnung: bei den einen penibel ordentlich, bei den anderen wie im Saustall. "Ihr müsst nur dafür sorgen, dass euer Auto verkehrs- und betriebssicher ist", beendet Seidenath die theoretische Frühjahrskur. Was er seinen Schülern damit wohl sagen will: Wenn sie zu faul sind, unnötiges Gepäck aus dem Fahrzeug herauszunehmen, ist das ihre Sache; das Überprüfen der Licht- und Signalfunktionen beispielsweise darf jedoch nicht zu kurz kommen.

Nach dem Winter sitzt der Schmutz nicht nur auf den sichtbaren Flächen. Wer den Geld- und Nutzwert seines Fahrzeugs wahren möchte, sollte es neben einer gründlichen Reinigung auch einigen Pflegemaßnahmen unterziehen. Für alle, die ihr Auto einer kompletten Frühjahrskur unterziehen wollen, hat der TÜV Süd die acht wichtigsten Maßnahmen zusammengestellt:

1. Ausräumen: Viele im Winter sehr nützliche Dinge sind jetzt nur noch Ballast. Da bereits 20 Kilogramm sich mit 0,1 Liter Mehrverbrauch bemerkbar machen können, ist es also besser, Schneeketten, Schneeschaufel und andere Winterutensilien herauszunehmen.

2. Filtern: Nicht nur Allergiker profitieren vom Innenraumfilter. Was viele nicht wissen: "Diese Filtereinsätze gehören zu den wartungsintensivsten Autoteilen. Sie müssen deutlich öfter getauscht werden als Luft- und Ölfilter des Motors", sagt Thomas Fink, Leiter der TÜV Süd Niederlassung Bamberg. Besonders empfindlichen Menschen hilft die Reinigung und Desinfektion der Klimaanlage. Diese Arbeit ist, wie meist auch der Wechsel des Innenraumfilters, eine Sache für die Fachwerkstatt.

3. Trocknen: Die ersten warmen Tage erzeugen oft beschlagene Scheiben - ein eindeutiges Zeichen für Feuchtigkeit, die sich in und unter Fußmatten angesammelt hat. Alle herausnehmbaren Teppiche sollte man außerhalb des Fahrzeuges trocknen lassen; zum Auslüften die Türfenster und gegebenenfalls das Schiebedach öffnen.

4. Waschen: Eine gründliche Wäsche ist der Einstieg in die Frühjahrskur - eine Motorwäsche, um Streusalz und andere korrosionsfördernde Ablagerungen zu entfernen, sollte dabei nicht fehlen. Allerdings dürfen nicht alle Stellen und Teile im Motorraum mit Hochdruck behandelt werden. "Am besten überlässt man die Motorwäsche den Profis", weiß Thomas Fink. Den Unterboden und Radkästen kann der Autofahrer allerdings selbst reinigen. Doch Vorsicht bei den Reifen: Nicht näher als 50 Zentimeter mit der Hochdrucklanze an sie rangehen.

5. Putzen: Im Winter ist es kaum zu verhindern, dass Splitt und Schmutz in den Innenraum gelangen. Das probate Mittel dagegen ist zunächst der Staubsauger. Danach die Kunststoffteile mit einem feuchten Lappen und etwas Spülmittel oder einem speziellen Reiniger putzen. Die Scheiben haben nach den Wintermonaten sicher auch einen Film angesetzt. Küchenpapier oder ein Mikrofasertuch schaffen in Zusammenarbeit mit Fensterputzmittel wieder Durchblick.

6. Schmieren: Tür- und Haubenscharniere danken ein paar Tropfen Öl oder Fett durch längere Lebensdauer und den Verzicht auf Knarr- und Quietschgeräusche. Wenn sie gut zugänglich sind, vorher mit einem Lappen oder Papiertuch reinigen. Die Schließzylinder sollten nicht mit Graphit behandelt werden.

7. Checken: Ein wachsamer Rundgang um das Auto zeigt, ob alle Licht- und Signalfunktionen ihre Aufgabe erfüllen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Splitt irgendwo am Lack seine Spuren hinterlassen. Kleine Schäden lassen sich mit einem Tupfer Lack beseitigen. Dabei sollten aber schon über 15 Grad herrschen - sonst härtet und haftet die Farbe nicht richtig.

8. Füllen: Frostschutz war gestern. Insekten, Pollen und Blütenreste rufen nach einem speziellen Reinigungszusatz für das Wasser in der Scheibenwaschanlage. TÜV Süd rät dabei zu Markenprodukten. "Das ist besonders wichtig bei Autos, die eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage haben. Scheinwerfergläser sind heute gar nicht mehr aus Glas, sondern Kunststoff. Und der verträgt sich oft nicht mit jedem Reiniger.", bekräftigt Fink. jul