Bamberg
Aktion

Ausharren für den Klimaschutz

Das Klimacamp hat auf dem Maxplatz seine Zelte aufgeschlagen und übt so Druck auf die Bamberger Politik aus.
Die Aktivisten veranstalten im Camp Workshops und Diskussionsrunden rund um den Klimaschutz. Fotos: Julian Megerle
Die Aktivisten veranstalten im Camp Workshops und Diskussionsrunden rund um den Klimaschutz. Fotos: Julian Megerle
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Ein junger Mann spielt auf seiner Gitarre und singt ein paar selbstgedichtete Zeilen dazu. Auf den Sofas und Sesseln um ihn herum sitzen mehrere junge Leute, nicken im Takt der Melodie, quatschen, gönnen sich einen Tee oder erholen sich von der langen und vor allem kalten Nacht.

Auf Biertischen stehen Essen und Getränke. Mit Decken und Teppichen wirkt das Zelt wie ein öffentliches Wohnzimmer auf dem Maxplatz. Zur Mittagszeit wandern dampfende Töpfe mit veganen Gerichten aus nahen Wohngemeinschaften ins Zelt.

Politik zum Handeln bewegen

Die Gemeinschaft sitzt hier nicht zum Zeitvertreib: Am Freitag, 25. September, startete im Anschluss an die "Fridays for Future"-Demo das sogenannte Klimacamp. Die Aktivisten wollen auf diese Weise Druck auf die Politik der Stadt und dem Landkreis Bamberg ausüben, um so den Klimaschutz vor Ort in den Fokus zu rücken.

Vorbilder für die Bamberger Aktivisten sind sicherlich die Klimacamps in Nürnberg und Augsburg, welche seit dem 3. September beziehungsweise dem 1. Juli bestehen. Das Motto der Bewegung: "Wir streiken, bis ihr handelt".

"Viele Leute, die tagsüber vorbeischauen, reagieren positiv auf das Camp", erklärt eine junge Aktivistin. Es seien aber auch immer wieder Menschen dabei, die nicht verstehen würden, warum die jungen Klimaschützer hier in Deutschland aktiv wären und nicht in den Ländern des globalen Südens. Andere wiederum sähen überhaupt keinen Sinn in dieser Aktion, da sie den menschengemachten Klimawandel generell anzweifelten.

Klimasitzung als Ziel

Auch wenn die Nacht lang war - das Ordnungsamt verlangt, dass maximal ein Drittel der anwesenden Teilnehmer des Camps gleichzeitig schlafen darf - scheint die junge Frau zufrieden mit dem Verlauf der Aktion. "Zum Schichtwechsel der Polizei schauten die Beamten kurz vorbei und sagten nett ,hallo'", beschreibt sie das Verhältnis zu den Ordnungshütern. Später kommt ein Mann nach seinem Feierabend vorbei und spendet den Aktivisten etwas Geld: "Damit kann ich euch wenigstens etwas unterstützen, wenn ich auch keine Zeit habe, dabei zu sein", sagt er.

Jeden Tag findet im Camp mindestens ein Plenum statt. Mit Maske und Abstand sitzen die Schüler und Studierende im Kreis und beratschlagen sich: Wer kocht heute? Fehlen noch Ausstattungsgegenstände für das Zeltlager? Wer übernimmt welche Nachtschicht? Und vor allem: Weiß jemand schon etwas Neues zur Klimasondersitzung am 13. Oktober?

Jene Sitzung wurde von Bambergs Klimareferenten und zweiten Bürgermeister Jonas Glüsenkamp aufgegriffen, nachdem das Bamberger Klimaschutzbündnis seit Monaten an klimapolitischen Grundsatzentscheidungen für die Region Bamberg feilt, welche in Stadtrat und Kreistag verabschiedet werden sollen.

Yoga für die Aktivisten

Bis zu diesem Datum soll auch das Camp auf dem Maxplatz andauern, um auf die Dringlichkeit eines Klimanotstandes und die Einführung eines Klimavorbehaltes für Stadtratsbeschlüsse hinzuweisen. Das Bündnis, welches umweltpolitische Organisationen aus Bamberg vereint, fordert darüber hinaus mehr Transparenz bei Abstimmungen, eine Stelle für Klimaschutzmanagement und die Einbeziehung in einen Klimabeirat als gemeinsames Gremium von Stadt- und Landkreis.

Darin sollen auch Experten aus Verwaltung und Wissenschaft vertreten sein. 1500 Menschen unterstützen diese Forderungen in einer Petition, welche Oberbürgermeister Starke und Landrat Johann Kalb während des Klimastreiks entgegennahmen.

Jeden Tag finden am Maxplatz Workshops rund um die Zelte und Pavillons statt. Neben Grundlagenwissen zu den Dynamiken des Klimawandels tauschen sich die Leute über die Warnstreiks im ÖPNV aus, sprechen über die Idee eines Nationalparks im Steigerwald, machen mit Handarbeit "Slow Fashion" oder erfahren, warum der Klimawandel industrielle Giftstoffe aus vergangenen Jahrzehnten freisetzt.

Camp ist offen für neue Leute und Ideen

Aber auch Yoga und Tanzen stehen als Lockerung der strapazierten Muskulatur auf dem Terminplan. Dabei ist das Camp offen für neue Leute und Ideen: "Wer mitmachen will oder einen Workshop bei uns veranstalten möchte, kann uns gerne ansprechen", erklärt Luca Rosenheimer von "Fridays for Future".

Nach gut einer Woche Camp wird deutlich: Die Aktivisten sind weiterhin entschlossen. Auch wenn der Herbstwind am Zelt zerrt, es Regentage gibt und die Temperaturen auf den Gefrierpunkt fallen. Das bringt sie nicht von ihrem Ziel ab.