600 Besucher erlebten in der Rattelsdorfer Abtenberghalle mit abwechselnden Beiträgen von neun Solisten oder Bands einen beeindruckenden Abend. Menschen aus einem Dutzend verschiedener Herkunftsländer feierten freundschaftlich miteinander. Der Erlös geht an den Verein "Freund statt fremd".
von unserem Mitarbeiter Bertram Wagner
Rattelsdorf — Ein gemeinsames Fest mit Flüchtlingen und Asylbewerbern - wie es am Samstagabend in der Abtenberghalle stattfand - hat auf dem Benefiz-Sektor sicherlich Geschichte geschrieben. 600 Besucher, darunter ungefähr ein Drittel derjenigen, zugunsten derer die Veranstaltung "Kultur mit Freunden" organisiert wurde, erlebten nicht nur ob der abwechselnden Beiträge von neun Solisten oder Bands einen Abend der besonderen Art, sondern insbesondere wegen des Zusammen-Feierns- und Tanzens von Menschen aus einem Dutzend verschiedener Herkunftsländer.
Der Vereinsname "Freund statt fremd" wurde in die Tat umgesetzt - und dies über fünf Stunden lang, nachdem Schirmherr Andreas Schwarz diesen Abend eröffnet hatte. "So etwas hat es noch nie gegeben, bislang kannte man immer nur Demonstrationen bei dieser Thematik.
Dieses gemeinsame Feiern ist ein Ausdruck von großer Solidarität. Die Organisation von Wolfgang Heyder mit seinem Team war perfekt. Mit solchen Aktionen lassen sich auch bestimmte Entwicklungen abfedern", war der SPD-Bundestagsabgeordnete Schwarz voll des Lobes.
Die Künstler traten ohne Gage auf, die Gemeinde Rattelsdorf sorgte für die Halle und das Catering, die Landkreis-SPD unterstützte organisatorisch, so Jonas Merzbacher, der für den Bus-Shuttle-Service der 200 Flüchtlinge aus den verschiedenen Gemeinden verantwortlich war.
Strahlende Gesichter Wie groß die Freude beim Hauptorganisator Wolfgang Heyder war, zeigte sich schon beim Auftritt von "Bambägga", als er neben der Bühne und an der Seite von Rebecca Schellhorn, die mit einfühlsamem Gesang die Menschen in Atem hielt, bei den Hip-Hop-Songs mit "hohen Händen" mitfeierte.
Er hatte auch
allen Grund dazu. "Die Mischung kam beim Publikum sehr gut an. Der Integrationsaspekt war der rote Faden an diesem gemeinschaftlichen Abend. Ein voller Erfolg, es war schon extrem, wie groß die Freude war. Auch der Umgang der Künstler untereinander - es musste ja schnell gewechselt werden - war sehr kollegial", fasste der "Macher" zusammen.
Ein voller Erfolg? "Dies ist fast noch zu wenig, einfach überragend! Da werden in Tröglitz Häuser angezündet und wir feiern hier so ein Wohltätigkeitsfest! Das ist der Hammer, das ist Oberfranken! Die Organisation und die Rückendeckung waren top", schwebte Dr. Peter Weinmann, eines der neun Vorstandsmitglieder des gemeinnützigen Vereins, auf Wolke sieben, nachdem er mit einem traumatisierten Syrer von der Tanzfläche kam und die vielen leuchtenden Kinder- und Erwachsenen-Augen sah.
Bei seinem "extremen Dankeschön" stellte auch er Wolfgang Heyder heraus: "Er war die treibende Kraft! Hut ab vor diesem Mann!"
Die Pläne für den Benefit stehen schon fest: Patenschaftsprojekte, Sport-Initiativen, medizinische Betreuung und Deutschkurse. Für "Freund statt fremd" ist dies seit der Gründung das "absolute Highlight", wie auch Brigitte Finke aus dem Vorstand unterstrich.
Schlag auf Schlag "Ich war von Anfang an von der Idee begeistert. Es wird immer zu viel geredet und zu wenig gemacht, das ist die Krux bei dieser Thematik", betonte Klaus Karl-Kraus, der als Moderator kaum zum Verschnaufen kam, denn in der Abtenberghalle ging es Schlag auf Schlag. "Die Mischung begeisterte, da kann man das Gespür für Kultur erkennen. Natürlich war es auch mutig, diesen Mix zu riskieren.
Nicht nur bei Hadi Ghaeni, der zusammen mit Guido Apel iranische Lieder vortrug, war diese wunderbare Integration spürbar."
Diesen beruhigenden Songs, die auch Rebecca Schellhorn mittrug, folgte dann nach einer ganz kurzen Umbaupause die Kultband "Big Sound Jack". 60er-, 70er-Jahre-Hits und aktuelle Musik; es vergingen nur ein paar Minuten und der Bereich vor der Bühne verwandelte sich in eine stimmungsvolle Tanzfläche. "Lef" Christel ("das erzeugt große Freude, wir wollen etwas zurückgeben"), Hans Deusel, Steff Porzel und Sängerin Simona Nickel erzeugten Freude pur. "Simply the Best" (Tina Turner), passend zum Auftritt der Stimmungsmacher.
Die wohl schwierigsten Aufgaben hatten Heidi Friedrich (sie folgte postwendend) als auch Mäc Härder (später nach "Bambägga"); doch die beiden Kabarett-Profis schafften es gekonnt, auch hier die Zuhörer mit auf die Reise zu nehmen.
Friedrich widmete sich dem Jahrgang 1964, demografisch der größte in Deutschland, ausführlich, blickte auch zwei Jahrzehnte voraus, wenn dann diese Generationen mit Rollatoren unterwegs einen Pflegenotstand auslöst. "Ich komme ebenfalls aus der Fremde, aus der Rhön", gab Mäc Härder zu bedenken, ehe er sich über die fränkische Grammatik ("Komm her zu mich, ich hab was für dir"), die Weltreligionen und über die "Verenglischung" der deutschen Sprache lustig machte. Als er dann mit einer Jonglage den Gästen zeigte, wie unterschiedlich man in Deutschland und Italien küsst, gab es kein Halten mehr.
Begonnen hatte der Abend mit "Joyn@Band" und dann einem weiten Spektrum bis hin zu "Wednesday Project", die bis nach Mitternacht einheizten. Auch am Beispiel von Michael Lane ("The Voice of Germany") mit seinen Folk-Songs und Hip-Hop mit Bambägga lässt sich das Erfolgsrezept dieses Mix-Abends gut illustrieren.