Auf Tour mit dem Hippie im Woodstock-Bus

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Wenn der Woodstock-Bus auftaucht, interessieren sich die Touristen nur noch in zweiter Linie für das Weltkulturerbe. Foto: Matthias Hoch
Wenn der Woodstock-Bus auftaucht, interessieren sich die Touristen nur noch in zweiter Linie für das Weltkulturerbe.  Foto: Matthias Hoch
Auflauf am Domplatz: Wohin der Hippie-Bus fährt, zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Foto: Matthias Hoch
Auflauf am Domplatz: Wohin der Hippie-Bus fährt, zieht er die Aufmerksamkeit auf sich.  Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
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Joints, Peace-Zeichen und ein alter Hippie: Seit der Sandkerwa kann man ihn durch Bamberg düsen sehen, den Woodstock-Bus. Überall wo er auftaucht, wird er fotografiert oder die Menschen johlen hinterher. Was dahintersteckt.

"Pass auf, ich zeig dir mal was", der "Old Hippie" kurbelt das Fenster runter. Wir fahren durch die Lange Straße. Die Ampel ist rot. Der Old Hippie bremst und schon geht die Show los: Ein junger Kerl am Straßenrand hat bereits sein Smartphone gezückt und knipst das Fahrzeug, in dem wir sitzen. Mein Fahrer macht dazu mit seinen Fingern das Peace-Zeichen aus dem Fenster und grinst in die Kamera. "So läuft das!", sagt der 52-Jährige, lacht und gibt wieder Gas.

Die kurze Fahrt mit dem "Woodstock-Bus", wie ihn der Old Hippie nennt, wird zum Erlebnis. Anonym zum Einkaufen geht mal gar nicht. Deshalb setzt sich sein Besitzer und Erschaffer, der "Old Hippie" genannt werden will, auch nur mit Mütze und Sonnenbrille hinter das Lenkrad. Er will sein Gesicht ja nicht irgendwo im Internet wiederfinden. Fotos wurden inzwischen schon zahlreiche von ihm gemacht. Aber vor allem vom Bus. Das knallige Gefährt ist schließlich der Star.

Auf ihm stehen eindeutige Botschaften geschrieben. "Make Love not War" - für Frieden und gegen Krieg. Einige Joints sind darauf gemalt und auf der Flanke des Fahrzeugs ein alter Hippie, der gefällt dem Besitzer und Erschaffer des Busses am besten. Die Joints sollen dabei nicht vermitteln, dass es um eine Verherrlichung von Drogen geht. Der Besitzer kifft nach eigenen Angaben nicht. Deshalb hat er auch einen Aufkleber angebracht, auf dem steht, dass keine Drogen im Bus zu finden sind. In seinem Haus im Übrigen auch nicht. Nur Hopfen wächst am Zaun des Hippies. Das Gewächs ist bekanntlich legal. Alkohol trinke er ohnehin auch schon seit Jahren nicht mehr.

"Der Bus soll einfach nur Spaß machen und den Leuten Freude bereiten", sagt der Old Hippie und dreht die Musik lauter. Santana. Woodstock 1969. Das steht auch auf dem Bus. "Das spiegelt einfach meine Lebensfreude wider", sagt der Hippie. Wer den Bus fährt, müsse einfach gute Laune haben. "Kurbel mal dein Fenster runter!" Manchmal johlen die Leute auf der Straße, wenn das quietschbunte Gefährt an ihnen vorbeirollt. Das tun sie tatsächlich. "Geil!", ruft einer.

Touristen bestaunen den Bus

Die Fahrt geht mitten rein ins Herz von Bamberg. Mittags um 13 Uhr. Die Stadt ist voll mit Touristen. Der Old Hippie lenkt sein Gefährt auf den Domplatz und hält mal kurz zu Vorführzwecken. Es dauert keine ganze Minute. Schon kommt eine Frau. "Den Bus finde ich super! So einen will ich auch!"

Der Old Hippie grinst zufrieden und zieht an seiner Zigarette. Touristengrüppchen scharen sich um seinen Liebling, es wird geknipst, was das Zeug hält. Der Renault Master in der Ausführung für Friedensaktivisten fällt auf.
Ein Marketing-Gag einer Firma steckt laut Hippie hinter dem Bus jedenfalls nicht. Er habe keine finanziellen Interessen. Das laufe ihm zuwider. Viele Angebote habe er schon bekommen. Auch einmal von einem Dönerverkäufer, der meinte: "Kannst immer bei mir umsonst essen." Der Hippie lehnte ab. Er wurde auch schon gefragt, ob er den Bus als Hochzeitsauto vermieten würde. Weitere Anfragen liegen vor.

"Das hat sich alles verselbstständigt." Eigentlich wollte er sich nur einen lang gehegten Lebenstraum erfüllen. Inzwischen hat er eine Facebook-Seite gegründet, die "Woodstock-Bus" heißt. Über 1700 Fans hat er bereits. Viele posten auf seiner Seite Bilder vom Bus und schreiben dazu, wo sie ihn gesehen haben.

Das hat etwas Bleibendes: "Wenn der Bus nicht mehr durch den Tüv geht, dann wird er sicher nicht verschrottet", sagt der Old Hippie. Was er damit machen will, weiß er noch nicht. Aber bis jetzt schnurrt das Gefährt ja noch wie ein Kätzchen und begeistert die Menschen. Der Hippie setzt sich wieder hinter das Lenkrad, macht mit seinen Fingern das Peace-Zeichen, grinst und düst davon.