Der Mangel an Landärzten führt zu Problemen im Bereitschaftsdienst. Nun wird ein vergrößerter Zuständigkeitsbereich der niedergelassenen Ärzte getestet.
Ein Arzt in Bayern ist im Schnitt fast 55 Jahre alt und männlich. Im Landkreis Bamberg sieht der Altersschnitt ähnlich aus. "Gerade auf dem Land ist es schwierig, einen Nachfolger zu finden", schildert Birgit Grain, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Das führte in der Vergangenheit auch im Landkreis Bamberg zu Problemen im Bereitschaftsdienst.
Die KVB hat an einigen Stellschrauben gedreht, seit April 2015 müssen alle Kassenärzte, auch Fachärzte, Bereitschaftsdienst schieben. Nun erweitert die Vereinigung auch den Zuständigkeitsbereich. Seit diesem Monat sind die Landkreise Bamberg und Forchheim sowie die Stadt Bamberg für zunächst zwei Jahre zu einer Pilotregion zusammengelegt. Somit kann es sein, dass ein Arzt vom Jura seinen Fahrdienst im Forchheimer Kreis leistet. Doch dadurch erhofft sich die KVB eine Entlastung für die Mediziner.
"Es soll auch ein Anreiz für jüngere Ärzte sein, wieder auf dem Land arbeiten zu wollen", sagt Grain.
335 Dienstärzte in der Region
Vor allem für die vormals kleineren Dienstgruppen, wie die Gruppe Hirschaid-Buttenheim, die bis vergangenes Jahr nur noch aus 15 Ärzten bestand, wird durch die Umstellung eine spürbare Erleichterung erwartet. Denn die Last verteile sich auf mehreren Schultern: Insgesamt 335 Ärzte teilen sich in der Region den Dienst. Parallel zu den Bereitschaftspraxen in Bamberg, Forchheim, Scheßlitz und Burgebrach, die teilweise länger offen haben, werden ab sofort bis zu drei Autos für medizinisch notwendige Hausbesuche eingesetzt.
Die KVB stellt das Fahrzeug und einen medizinisch ausgebildeten Fahrer, der die Ärzte begleitet.
Neben der Region Bamberg-Forchheim hat die KVB auch in anderen Regierungsbezirken Testphasen gestartet oder will dies noch tun. Teilweise müssten Bereitschaftspraxen eröffnet werden, erklärt Sprecherin Grain. In Bamberg und Forchheim sei man weiter. Alle Praxen existieren bereits. Als Reaktion auf den Mangel an Hausärzten war zuletzt 2011 die Bereitschaftspraxis an der Scheßlitzer Juraklinik eröffnet worden.
Arzt: Innerhalb 30 Minuten bei den Patienten
"Wir sind in Oberfranken sehr gut aufgestellt mit vier Bereitschaftspraxen, andere Pilotregionen werden mit maximal zwei ausgestattet", sagt der Vorsitzende des "Gesundheitsnetz Jura e.G.", Dr. Wolfgang Steinbach.
Der Scheßlitzer Allgemeinmediziner sieht darin einen Vorteil, da die Praxen für jeden Patienten innerhalb 30 Minuten erreichbar seien. So würden im Jahr in Scheßlitz bis zu 13 000 Patienten versorgt.
Den Start des neuen Dienstes begrüßt der 46-Jährige. Bisher hatte die Dienstgruppe Scheßlitz 60 000 Patienten zu versorgen, dafür standen laut dem Mediziner 43 Dienstärzte zur Verfügung. Das verbessere sich jetzt: "Der Pool der Ärzte wird größer."
Unterstützen sollen 17 sogenannte Poolärzte die Region Bamberg-Forchheim. Diese bestehen aus Klinikärzten oder Ärzten ohne Kassenzulassung, die sich freiwillig für den Bereitschaftsdienst melden. Sie sollen Lücken füllen. Bereits seit letztem Jahr läuft eine Testphase in Niederbayern.
Die KVB berichtet von positiven Erfahrungen: "Rund 20 Prozent der Dienste übernehmen Poolärzte", sagt Sprecherin Grain.
Laut Steinbach wird der Dienst in der Region Bamberg-Forchheim überwiegend von den eigenen Ärzten erfüllt. Dass es durch das größere Gebiet zu längeren Wartezeiten bei Hausbesuchen oder einer höheren Belastung des Notdienstes kommen könnte, glaubt er nicht.
Steinbach verweist auf die Trennung von Sitz- und Fahrdienst und die längeren Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen in Bamberg und Forchheim - auch unter der Woche. Die Ärzte, die zu den Patienten kommen, seien ständig unterwegs und mit der Leitstelle verbunden. "Sie fahren alles ab, was in einem bestimmten Gebiet vorliegt." Die Effizienz und Auslastung würde erhöht.
Steinbach hofft, dass dadurch nun auch die schwierige Suche nach jungen Ärzten einfacher wird.
Nur wenn man laut Routenplaner zur Bereitschaftspraxis Burgebrach, die für Oberhaid zuständig ist, mindestens 29 Minuten und die Bereitschaftspraxis Bamberg lt. Routenplaner nur 19 Minuten entfernt ist, die Straßen dorthin auch wesentlich besser ausgebaut sind, werde ich bei Notfällen sicher nach Bamberg fahren.
Wer hat sich diese Einteilung nur ausgedacht?