Nach wie vor besteht in Bamberg ein hoher Bedarf an Unterstützung für Menschen mit wenig Geld. Ein Besuch bei der Allgemeinen Sozialen Beratung der Caritas.
Klaus Will nimmt sich den Sorgen seiner Klienten geduldig an. Im Büro sitzt dem 61 Jahre alten Sozialpädagogen gerade Karina R.
(Name geändert) gegenüber. Auf dem Tisch zwischen ihnen liegen Bescheide und Rechnungen. Die 57-Jährige muss um jeden Cent ringen, den sie zur Verfügung hat. Karina R. ist zu Will in die Allgemeine Soziale Beratung der Caritas
Bamberg gegenüber von Schloss Geyerswörth gekommen, um sich Unterstützung zu holen. "Die Menschen kommen zu uns, da sie ihr Problem nicht alleine lösen können. Unser Ziel ist es, dieses mit den Leuten gemeinsam zu klären", sagt Will zu seinen Aufgaben.
Auf Grundsicherung angewiesen
Die Zahl derjenigen, die die Beratung in Anspruch nehmen müssen, ist laut Angaben der Caritas Bamberg konstant - auf einem relativ hohen Niveau. So wurden 2017 mit der Allgemeinen Sozialen Beratung der Caritas 850 Personen erreicht, darüber hinaus noch Hunderte andere Menschen in der Schuldner- und Privatinsolvenzberatung oder den anderen Angeboten der Caritas.
Oft kommen Menschen mit finanziellen Problemen oder um Unterstützung in Behördenangelegenheiten zu bekommen. Da sie wie Karina R. zum Teil schlecht lesen oder schreiben können, brauchen sie Hilfe, um die Bescheide zu verstehen. So landen sie bei Klaus Will und seiner Kollegin Luise Löchner.
Wie auch Karina R., die mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat. Einer ihrer Söhne ist behindert und auf Hilfe angewiesen, die dreifache Mutter kann selbst nicht mehr als Putzfrau arbeiten, bekommt wegen ihres Behinderungsgrades eine Erwerbsminderungsrente. Da der allein lebenden Frau abzüglich Miete und Versorgungsleistungen wie der Krankenversicherung nicht mehr viel Geld übrig bleibt, ist sie auf die Grundsicherung des Sozialamts angewiesen. Diese beträgt für eine einzelne Person 416 Euro.
260 Euro zum Leben
"Das Geld ist sehr, sehr knapp", sagt Karina R. Sie hat eine Rechnung des Zahnarztes über 45 Euro dabei. Wieder Geld, das ihr fehlen wird. Nur rund 260 Euro stehen ihr im Monat zum Leben zur Verfügung - mit diesem Betrag muss sie zurecht kommen, um Essen, Medikamente oder Busfahrkarten zu bezahlen.
Sie zeigt ihren Ausweis fürs Josefslädchen, wo es vergünstigt Lebensmittel gibt. Das helfe ihr, sagt die freundliche Frau. Sie lebe sparsam, gebe kein Geld für Fleisch oder etwa Kleider aus. Sie zeigt auf ihr Oberteil und erzählt, dass sie das geschenkt bekommen habe.
Für viele Menschen ist der Gang zur Tafel oder zum Josefslädchen mit Scham behaftet: "Ich habe auch Klienten, die sagen, ich fühle mich ganz unten angekommen, wenn ich sowas annehmen muss", erklärt Sozialpädagoge Will. Gerade das Angebot sei aber eine Möglichkeit für bedürftige Menschen, um zu sparen.
Denn: "Bei allem positiven Effekt der Angebote, frage ich mich schon: Wenn es diese nicht gäbe, wie sollen die Leute über die Runden kommen, die Grundsicherung beziehen?" So sei zwar jeder angehalten, Geld auf die Seite zu legen, um für einmalige Anschaffungen außer der Reihe, wie zum Beispiel Kühlschrank oder Waschmaschine, zu sparen. Doch macht Will auch deutlich: "Ich habe bisher noch keinen Klienten in der Beratung gehabt, dem das gelungen ist."
Es handle sich nur um ein theoretisches Ansparen, was oftmals der Grund sei, weshalb die Leute zur Caritas kämen. Aus Sicht des Verbands ist im neuen Hartz-IV-Regelsatz vom Januar 2018 der Anteil für Strom viel zu niedrig bemessen. Ein Teufelskreis: Oftmals hätten Betroffene kein Geld, um sich neue Elektrogeräte zu kaufen. Da ihre alten Geräte aber wahre Stromfresser sind, gehen die Kosten nach oben. Deshalb fordert die Caritas eine Erhöhung des Betrags um 15 bis 20 Prozent. Für Wohnen und Energie sind derzeit 36,89 Euro angesetzt.
Teilhabe am Gesellschaftsleben
Grundsätzlich sagt Will: "Wer gelernt hat, sparsam zu leben, der kann mit dem Geld sicherlich zurechtkommen. Aber man muss schon schauen, wie weit ich auch teilhaben kann, an dem, was in der Gesellschaft das Normale ist." Gerade für Familien mit kleinen Kindern sei das nicht einfach. Und Will weiß auch, bei allen Mühen der Beratung: "Hartz-IV-Familien werden immer ungeplante Ausgaben haben." In der Beratung versuche man dennoch, mit den Betroffenen möglichst nachhaltige Lösungen zu finden, damit diese besser mit dem Geld zurecht kommen.
Karina R. hat schon länger lernen müssen, bescheiden zu leben. Auch mit den Ausgaben für den Zahnarzt muss sie irgendwie klar kommen - Klaus Will unterstützt sie dabei.