Angst vor der "toten" Bamberger Innenstadt fordert Handeln

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Bei der Diskussion (von links): Pius Schiele, Ursula Sowa, Jonas Glüsenkamp, Franz Ullrich, Heribert Trunk, Wolfgang Grader Foto: R. Wagner
Bei der Diskussion (von links): Pius Schiele, Ursula Sowa, Jonas Glüsenkamp, Franz Ullrich, Heribert Trunk, Wolfgang Grader Foto: R. Wagner

Leerstand in der Langen Straße, Schwierigkeiten im Einzelhandel und ungelöste Verkehrsprobleme - in der Bamberger Innenstadt ist trotz des anbrechenden Frühlings nicht alles eitel Sonnenschein. Die Grün-Alternative Liste Bamberg (GAL) nahm die Probleme zum Anlass für eine Podiumsdiskussion.

Zumindest an diesem Abend ist der Laden sehr gut besucht. Rund 100 Zuhörer folgen der angeregten Diskussion auf dem Podium. Dort sitzen, neben Moderator Jonas Glüsenkamp und Pius Schiele von der "Interessengemeinschaft Lange Straße", der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oberfranken Heribert Trunk, der Stadtplaner Franz Ullrich und Ursula Sowa, Sprecherin der GAL im Senat für Stadtentwicklung.

Vier Menschen in unterschiedlichen Positionen - und damit auch mit völlig unterschiedlichen Perspektiven und Ansichten. Und genau an dieser Stelle liegt das eigentliche Problem in der Bamberger Innenstadt: Einigkeit herrscht nur bei der Feststellung, dass Handlungsbedarf besteht. Doch schon bei der Frage, wo genau das Problem liegt, gehen die Meinungen auseinander. Die Entwicklung eines gemeinsamen Konzepts für die Innenstadt ist unter solchen Bedingungen schwierig - vielleicht sogar unmöglich. Darauf weist auch Ursula Sowa hin, als sie von den jahrelangen Problemen rund um das "Quartier an der Stadtmauer" erzählt.

Denn es gilt eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen unter einen Hut zu bringen. Jene von Anwohnern genauso wie jene von Besuchern. Jene von Auto- und Fahrradfahrern ebenso wie die von Mietern und Vermietern. Schließlich steht auch der Besitzer eines Geschäfts am Grünen Markt vor gänzlich anderen Problemen als der Betreiber eines Marktstandes am gleichen Platz.

Geändertes Konsumverhalten

Zudem findet dies alles statt vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Konsumverhaltens und einem veränderten Stadtbild. Denn während die Menschen früher vor allem zum Einkaufen in die Stadt gingen, erledigen sie heute ihre Einkäufe immer häufiger über das Internet oder am Stadtrand. Die Innenstadt wird dadurch, wie es Franz Ullrich ausdrückt, vom Handels- zum Freizeitzentrum. Sie muss damit zum "Shoppen" einladen, zum Flanieren und Verweilen.

Hilfreich ist es da sicherlich nicht, wenn, wie Franz Ullrich erklärt, rund 11.000 Autos am Tag durch die Lange Straße fahren. Doch ist die Strecke andererseits fast alternativlos. So befürchtet Heribert Trunk einen Umsatzrückgang im Einzelhandel, sollte sich die Verkehrssituation in Bamberg noch verschärfen. Zudem führt seiner Meinung nach gerade die schlechte Erreichbarkeit aus dem Bamberger Umland zu Problemen in der Innenstadt. Durch die schlechte oder fehlende Anbindung mit Bus und Bahn würde viel Potenzial verschenkt.

Auch bei der Situation rund um den Maxplatz zeigt sich eine komplizierte Gemengelage. Denn einerseits - da sind sich alle Podiumsteilnehmer einig - wird ein zentral gelegener Platz in Bamberg das halbe Jahr über nicht sinnvoll genutzt. Zu kalt und kahl wirkt der Maxplatz, als dass er auf Besucher einladend wirken könnte. Andererseits ist es gerade dieser leere Platz, um den andere Städte Bamberg beneiden. Denn wie Pius Schiele erklärt, ist die Möglichkeit, mitten in der Innenstadt auf einem Platz verschiedene "Events" zu organisieren, kulturell wie finanziell Gold wert. An rund 180 Tagen im Jahr strömen Bürger und Gäste zu Veranstaltungen wie dem Blues- und Jazzfestival, Public-Viewing oder dem Weihnachtsmarkt.

Einfache Lösung gibt es nicht

Es werden an diesem Abend noch weitere Themen rund um die Bamberger Innenstadt besprochen und immer zeigt sich das gleiche Bild: Eine einfache Lösung, die allen Interessen gleichermaßen gerecht wird, lässt sich kaum finden. Vielleicht ist es am Ende die Angst vor einer "toten" Innenstadt, die alle Beteiligte zum Schließen von Kompromissen und zu einem gemeinsamen Handeln bringen wird. Diese Hoffnung äußern zumindest die Podiumsteilnehmer am Ende eines interessanten Diskussionsabends. So würde dann auch der von Heribert Trunk eingestreute Witz seine Gültigkeit verlieren: Auf die Frage, wo er hingehen würde, wenn am nächsten Tag der Weltuntergang drohte, antwortet ein Mann seinem Bekannten: Nach Bamberg, denn da dauert es immer zehn Jahre länger, bis was passiert.