Bei manchen Einzelhändlern am Bamberger Grünen Markt liegen die Nerven blank. Angesichts sinkender Umsätze rufen sie nach einer anderen Anordnung der Marktstände. So wie sie jetzt aufgestellt sind würden die Fußgänger von den Geschäften weggelenkt.
"Es geht langsam ans Eingemachte." Er sage das nicht einfach so, betont Karl-Hans Hartmann, sondern denke "allen Ernstes" über die Schließung seines alt eingesessenen Damenmoden-Ladens am Grünen Markt nach. Seit drei Jahren zeige dessen Umsatzkurve nach unten; eine Kehrtwende ist nach dem Dafürhalten des Inhabers nicht zu erwarten, weil das Internet als Hauptkonkurrent eher noch wachsen wird.
Doch Hartmann sieht auch hausgemachte Bamberger Ursachen für die schwierige Situation des Handels. Beim Grünen Markt sei es die Anordnung der Marktstände. Er kritisiert sie nicht zum ersten Mal.
In seinem jüngsten Schreiben an die Stadtratsfraktionen beklagt der Kaufmann eine Abwertung des Standorts. Die einstige 1a-Lage im Herzen der Fußgängerzone sei zur 1b- oder gar 1c-Lage degradiert worden, weil das Spalier der Marktstände die Aufmerksamkeit der Passanten von den Läden weg lenken würde.
Mehrere Nachbarn haben Hartmanns Brief unterzeichnet, in dem Politik und Verwaltung zum Handeln aufgefordert werden. Es müsse schnell etwas passieren, um die Einkaufsstadt Bamberg am Leben zu halten, heißt es da.
Hartmann schlägt vor, die Stände Rücken an Rücken zu platzieren, so dass der Passantenstrom nicht länger mittig, sondern näher an den Schaufenstern verläuft. Diese Hoffnung verbindet er mit seinem Vorstoß.
Den Extremfall stellt aus Sicht der Geschäftsleute alle Jahre wieder der Weihnachtsmarkt dar. Der bilde eine nahezu undurchdringliche "Mauer" vor den Geschäftshäusern.
Das beklagt man ausdrücklich auch in der Hartmann benachbarten WMF-Filiale. Von der Weihnachtszeit abgesehen erkennt stellvertretende Filialleiterin Christina Seelmann allerdings keinen Handlungsbedarf.
Politik signalisiert Verständnis
In den Stadtratsfraktionen nimmt man den Hilferuf vom Grünen Markt offenbar sehr ernst. CSU und Freie Wähler haben bereits mit Anträgen an Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) reagiert. Die CSU stellt die Problematik in einen größeren Zusammenhang. Sie hat eine ganze Reihe von Anfragen "zur Stärkung der heimischen Wirtschaft" formuliert.
Die FW-Fraktion geht explizit auf Karls-Hans Hartmanns Brief ein. Sie erwartet von der Verwaltung unter anderem baldige Vorschläge, wie eine neue Anordnung der Verkaufsstände aussehen könnte, für den Weihnachtsmarkt, wie auch das übrige Jahr.
Stadtmarketing-Geschäftsführer Klaus Stieringer berichtet von einem ersten Gespräch mit Hartmann und signalisiert Verständnis und Unterstützung. Man müsse den Einzelhändlern helfen, weil sie - im Gegensatz zu den Markthändlern - durch die hohen Mieten in der Fußgängerzone belastet seien. Die könnten sie aber nur zahlen, wenn sie gute Umsätze machen. Insofern sei eine Lösung des Problems im Interesse der Stadtpolitik.
Ähnlich sieht Stieringer die Sachlage in seiner Funktion als SPD-Fraktionsvorsitzender. Er hofft, dass eine Unterredung mit dem Oberbürgermeister und einem Vertreter der Marktkaufleute zu einem Lösungsvorschlag führt, mit dem alle leben können. Auch die Beschicker des Wochenmarktes.
Keine einfache Lösung in Sicht
Bei ihnen findet Hartmanns Vorstoß allerdings keine Gegenliebe. Die von ihm vorgeschlagene Anordnung habe man ja schon 'mal ausprobiert, gibt Karin Peterhänsel zu bedenken. Aber sie habe sich nicht bewährt. Die Beschicker auf der östlichen Seite, also gegenüber der Martinskirche, hätten kaum etwas verkauft.
Auch die Beschicker kämpfen
Uwe Lotter, dessen Stand sich auf Höhe Hartmann befindet, reagiert sogar ziemlich verärgert: "Ich finde es nicht richtig, wenn er sein Problem auf uns ablädt." Jeder müsse sich etwas einfallen lassen, um zu bestehen. Das sei unter den Marktbeschickern nicht anders. Auch deren Umsätze lassen offenbar zu wünschen übrig.
Fatih Sahin, ihr Sprecher im Verein der Marktkaufleute, gibt zu verstehen, dass die Probleme des stationären Handels dieselben seien wie die der Marktbeschicker. Er bringt es so auf den Punkt: "Wenn wir die Leute nicht in die Innenstadt holen können, kann niemand was verkaufen."
Wer sich noch an die heißen Diskussionen um den Umzug des Wochenmarkts vom Maxplatz an den Grünen Markt in den Jahren 2007/2008 erinnert, mag sich über Hartmanns Klage wundern. Er war einer der Geschäftsleute rund um die Martinskirche, die sich für den heutigen Markt-Standort stark machten.
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m Prinzip sei der Markt ja auch weiterhin ein Kundenmagnet, sagt der Damenmodenhändler. Er moniert aber, dass die Anordnung der Stände nie ideal gewesen sei.
Trotz mehrerer Vorstöße seinerseits habe die Stadt daran leider nichts grundlegend geändert. Man habe das hingenommen. Inzwischen liefen die Geschäfte so schlecht, dass nicht länger zu tolerieren sei, was sich eventuell negativ auf den Umsatz auswirkt.
Konkurrenz durch Online-Handel
Stieringer zeigt Verständnis: "Der Fachhandel kämpft, nicht nur in Bamberg." Das seien die negativen Auswirkungen des Online-Handels und der großen Einkaufsmärkte.
Das Internet und die Billigangebote der Discounter machen freilich auch den Obst- und Gemüsehändlern zunehmend das Leben schwer. Es seien einmal 30 Beschicker gewesen, erinnert sich eine erfahrene Markthändlerin - früher, als die Leute noch täglich eingekauft und gekocht hätten.
Aldi langt...
... weil dann die Standinhaber klagen, die im hinteren Bereich Richtung Zufahrt zur TG angesiedelt werden. Und vorne die Kunden vorbei flanieren. Hatten wir mal schon, wenn ich mich recht erinnere. Außerdem wurde über die Hitze geklagt, die sich im Sommer auf dem Platz entwickelt.
wäre hier das Zauberwort - in anderen Städten funktioniert dies ja auch!
Nur braucht es hierzu auch mal ein Machtwort seitens der Stadt.
Diese auf Wunsch der Marktkaufleute künstlich geschaffene Enge im Pulk der Touristen am grünen Markt hält mich seit einigen Jahren davon ab am Markt einzukaufen. Der Eingang zu den betroffenen Geschäften ist kaum zu finden. Die Schaufenster der Geschäftsleute können ihrem Namen wirklich keine Ehre machen. M.E. reicht ein kleiner Gang zwischen den Ständen nicht.
Ich glaube an den Maxpatz mit breitem attraktivem Angebot( Nicht nur Gemüse, das mittlerweile in den Supermärkten leider frischer und wesentlich günstiger angeboten wird). Die Ausgrenzung des Biomarktes war ein eklatanter Fehler. Größer muss der Markt werden . Integration statt Ausgrenzung!
Rotation der Stände sollte selbstverständlich sein. Auch kein Gemüsehändler neben Gemüsehändler stehen. Dann kommt Urlaubsflair auf und Kauflaune.
In anderen Städten funktioniert dies bestens.
...den Maxplatz?