Seit 25 Jahren ist im Alten Rathaus in Bamberg die (Porzellan-)Sammlung Ludwig untergebracht. Grund genug für eine Sonderausstellung.
Im eigenen Lande gilt der Prophet wenig. Oder die Kunst. Welcher autochthone Bamberger kennt die Schätze der Heimatstadt so gut wie ein einigermaßen bildungsbeflissener Tourist nach dem Städtetrip?
Touristen und Einheimische ansprechen möchte Eva Schurr, stellvertretende Direktorin der städtischen Museen und Kuratorin der Sammlung Ludwig im Alten Rathaus. Diese Sammlung Ludwig kennt jeder Bamberger. Zumindest von außen, wenn er den Torbogen des historischen Gebäudes passiert. Doch hat sie jeder gesehen?
Seit dem 23. Juli vor 25 Jahren beherbergt das Alte Rathaus "eine der besten Sammlungen von Porzellan und Fayencen weltweit", so Eva Schurr. Etwa 14 000 einschlägige Objekte haben Irene (1927-2010) und Peter Ludwig (1925-1996) gesammelt; der größte und schönste Teil lagert als Dauerleihgabe in Museen von Aachen bis Havanna, nach dem Tod des Ehepaars formell im Besitz einer Stiftung. Das Geld für diese Leidenschaft stammte aus einem Schokoladenfabrik-Konglomerat ("Trumpf") mit der Zentrale in Aachen.
612 Depot-Nummern umfasst der Bamberger Teil der Sammlung (wobei eine Nummer ein vielteiliges Service markieren kann) - ein Glücksfall für die Stadt, dass sich das Paar in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in das Kleinod an der Regnitz verliebte und das Alte Rathaus, bis dahin für städtische Ämter missbraucht, als adäquates Ambiente für einen Teil seiner Sammlung auserkor.
"Ein Vierteljahrhundert ist ein schöner Anstoß für eine Um- bzw. Neugruppierung der Porzellanpreziosen, die in den meisten Fällen aus dem 18. Jahrhundert stammen, aus Barock und Rokoko", meint die Kuratorin. Und ein Anlass, die Depots zu sichten und Stücke hervorzuholen, die eben noch nicht zu sehen waren. Titel des Ganzen: "Ludwig unter der Lupe. 25 Jahre Sammlung Ludwig in Bamberg."
Als optisches Signal auch für bereits ludwigerfahrene Besucher hat sie die "neuen" Ausstellungsstücke auf ein kleines grünes Podest gestellt, farblich abgestimmt mit der Grundierung der erklärenden Tafeln neben den Vitrinen. Optischer Aufwertung dient auch eine neue Vitrinen-Beleuchtung.
25 Jahre existiert die Bamberger Sammlung Ludwig, in 25 Themen hat die Kuratorin ihre Sonderausstellung gegliedert. Themen, die einen weiten Blick auf Alltagskultur und gesellschaftliche Verhältnisse des 18. Jahrhunderts eröffnen - den Alltag der obersten Schicht, reiche Bürger und vor allem Adlige, wohl gemerkt.
Hoffentlich hat in diesen Nachttopf von 1930 bis 1950 nicht jemand reingepinkelt.