Seit zweieinhalb Jahren steht das alte Hallenbad am Margaretendamm leer. Wasser gibt es nicht einmal mehr in den Leitungen. An Interessenten für das Grundstück mangelt es nicht. Doch Stadt und Stadtwerke setzen darauf, dass die Universität das Einzeldenkmal neu belebt - irgendwann.
Das Unkraut wächst vor dem Haupteingang. Es kommt niemand mehr, den es stören würde. Die breite Glastür des alten Hallenbades hat sich seit Sommer 2011 für keinen Schwimmer oder Badegast mehr geöffnet.
Das Bauwerk steht schon so lange leer, dass sich sogar der intensive Chlorgeruch verflüchtigt hat, der früher jeden Winkel des Gebäudes erfüllt hat. Selbst wenn man am im ersten Stock und direkt am Rand der gekachelten Becken steht, riecht die Luft jetzt neutral.
Für einen Ortstermin mit dem FT kam Thomas Murr wieder einmal zurück an seinen früheren Arbeitsplatz. Er war von 1996 bis 2011 der technische Leiter im alten Hallenbad, seither kümmert er sich darum, dass im "Bambados" alles funktioniert.
Gut zwei Jahre ist das neue Bad in Betrieb. Dem alten trauere er nicht nach, sagt der Bamberger, auch wenn es da familiärer zugegangen sei.
Aber die neue Technik, so gibt er zu verstehen, die möchte er nicht mehr missen.
Jene am Margaretendamm ist alt und marode. Nach mehreren Wasserrohrbrüchen liegt das Haus vollkommen trocken. Die Becken sind schon lange leer; mittlerweile sind es auch alle Leitungen. Was bedeutet, dass eine Zwischennutzung als Theater wie noch im Sommer 2012 nicht mehr möglich ist. Es gibt keine funktionierenden Toiletten mehr.
Was weiter funktioniert ist die Stromversorgung. Ohne Elektrizität bliebe die Hausmeisterwohnung kalt, die noch genützt wird. Das Bad-Gebäude selbst ist längst ausgekühlt. Man verträgt drinnen gut den Wintermantel - auch im Umgriff der Becken, wo die Luft früher 32 Grad warm war.
Becken stehen auf Stelzen
Murrs Vater hat in den 1960er-Jahren am Bau des ersten Bamberger Hallenbads mitgewirkt.
Im ebenerdigen Technik-Keller macht sein Sohn 50 Jahre später darauf aufmerksam, dass man die Becken seinerzeit mehr oder weniger in einem Guss betoniert hat, um Nahtstellen zu vermeiden.
Und, dass man die Wannen auf Stelzen setzte, um Energie zu sparen. Hätte man sie ins Erdreich gebettet, so erklärt der Techniker, wären die Becken schneller ausgekühlt.
Der Keller ist riesengroß. Nach dem Ausbau der Pools wäre dort ähnlich viel Platz wie im ersten Stock. Platz für Sport- und Gymnastikräume unterschiedlichster Größe, meint Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg. Er spielt auf die Wunschlösung der Stadtwerke an: Sie sehen ihre Immobilie schon als künftiges Sportzentrum der Otto-Friedrich-Universität.
Warten auf die Uni
Seit März 2012 liegt eine entsprechende Absichtserklärung der Hochschule vor, die auch vom
Oberbürgermeister unterzeichnet ist. Doch bis zur Realisierung eines Hochschul-Sportzentrums am RMD-Kanal dürfte noch viel Wasser vorbei fließen.
Wenn Uni-Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser dennoch an die Idee glaubt, dann wegen des anerkannten Bedarfs: Die zuständigen Ministerien hätten anerkannt, dass die auf Feldkirchenstraße und Volkspark verteilten Sportstätten der Uni "alles andere als ideal" seien und ein zentraler Standort wünschenswert wäre.
Mit einer schnellen Entscheidung hat sie nicht gerechnet. Dazu sei die Angelegenheit zu komplex. Eine zentrale Fragen für den Freistaat dürfte sein: mieten oder kaufen? Platz für den Hochspulsport gäbe es am Margaretendamm jedenfalls zur Genüge: 9300 Quadratmeter.
Größe und Lage sind durchaus attraktiv. Kein Wunder, dass es mehr Interessierte gibt.
"Nach wie vor kommen Dritte auf uns zu, die Pläne mit dem Hallenbad haben", sagt Giersberg. Die Ideen würden von der öffentlichen und halb-öffentlichen Nutzung bis zur kompletten Wohnbebauung reichen. Man sammle alle Anfragen, prüfe die Konzepte aber nicht, so lange die Uni im Rennen ist.
Der Status des Einzeldenkmals, den das Gebäude im Jahr 2006 erhalten hat, steht einer Umwidmung nicht generell im Weg.
Laut Beate Zarges, Pressesprecherin des Landesamts für Denkmalpflege (LfD), kommt es darauf an, was verändert werden soll: "Die Fakten sind bekannt. Man muss halt überlegen, was geht." Das Landesamt ist nach ihren Worten generell daran interessiert, dass Denkmäler genützt werden. Das müsse aber in einer verträglichen Form erfolgen.
"Das Bamberger Hallenbad stellt sich in seiner kompakten Gestaltung gegen die beliebten fließenden Formen der unmittelbaren Nachkriegsarchitektur und folgt einer zeittypischen kubisch-linearen Architekturauffassung" - so umreißt Beate Zarges die architektonischen Besonderheiten des jüngsten Einzeldenkmals in der Welterbestadt.
Errichtet wurde die Schwimmhalle samt Nebengebäuden zwischen 1964 und 1967 nach Entwürfen der damaligen Stadtbaudirektion.
Bis das Bauwerk - wie auch immer - reaktiviert wird, investieren die Stadtwerke nur noch das Nötigste ins ehemalige Hallenbad. Ein Mal im Jahr wird die Statik geprüft, um zu gewährleisten, dass sich das Gebäude in einem sicheren Zustand befindet. Nach so einer Untersuchung war 2011 der Kamin ein Stück abgetragen worden.