Alt und neu im Einklang

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Das prachtvolle Fachwerkhaus von außen
Das prachtvolle Fachwerkhaus von außen
Das ist nur eine von mehreren gemütlichen Sitzecken
Das ist nur eine von mehreren gemütlichen Sitzecken
 
Das Ehepaar Tscharke im Hof des Anwesens Hauptstraße 11. Links das alte Gebäude, rechts ein Teil der neuen Häuser Fotos: Matthias Hoch
Das Ehepaar Tscharke im Hof des Anwesens Hauptstraße 11. Links das alte Gebäude, rechts ein Teil der neuen Häuser  Fotos: Matthias Hoch
 

Eine Ausstellung des Landratsamtes zeigt vorbildliche Sanierungs- und Neubauobjekte. Hier ein Beispiel aus Scheßlitz.

Medaillen gab es nicht, aber die Aufnahme in die Ausstellung "Bauen mitten im Dorf" ist für die Bauherren allein schon eine große Ehre: In der von der früheren Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt initiierten Schau, die auf Wunsch der Bürgermeister im Landkreis Bamberg jetzt durch den Landkreis wandern kann, werden Beispiel gebende Bau- und Sanierungsobjekte aus Landkreis-Gemeinden gezeigt.


Attraktiv und lebendig

Sie können und sollen als Vorbilder dafür dienen, wie durch Renovierung, Nachverdichtung und Nutzung freier Baugrundstücke mitten im Dorf Wohn- und Lebensraum geschaffen werden kann, in dem Menschen sich wohl fühlen. Pfeff-Schmidts Idee dahinter: Nur wenn die Dörfer zum Wohnen attraktiv sind, bleiben sie weiterhin lebendig.
In Scheßlitz gibt es ein solches Objekt.
Das perfekt sanierte Fachwerkhaus Hauptstraße 11 aus dem Jahre 1731 mit seinem grünen Tor und den grünen Fensterläden liegt direkt an der Durchgangsstraße, eingeklemmt zwischen seine beiden Nachbarhäuser.
Von außen lässt sich nicht erahnen, was sich im schmalen Hof verbirgt: Vier moderne Mietwohnungen hat das Ehepaar Ursula und Matthias Tscharke in Zusammenarbeit mit dem Bamberger Architekten Heinz Rosenberg hier untergebracht.
Dass die Mieter sehr zufrieden sind, merkt man nicht nur, wenn man mit ihnen spricht: Man sieht es dem Hof auch an, dass er geliebt und gepflegt wird. Das Pflaster ist gefegt, die Blumen sind gegossen. Aus den alten Viehtränken, die Tscharkes als Pflanzkübel aufgestellt haben, hat sich die "Wohngemeinschaft" eine gemütliche Sitzecke geschaffen - samt Feuerkorb. Obwohl direkt an der viel befahrenen Straße gelegen ist dieser Hof ein ausgesprochen ruhiger, idyllischer Fleck.
Vor wenigen Jahren sah er noch ganz anders aus, denn das Anwesen war ein voll bewirtschafteter Bauernhof. Betrieben haben ihn die Eltern von Ursula Tscharke, die hier mit ihren fünf Geschwistern groß geworden ist. Die Familie hat ausschließlich von der Landwirtschaft gelebt, so gab es auf dem schmalen, aber langen Grundstück zum gegenüber liegenden Schießgraben hin eine Scheune für das Heu und Gerätschaften. In Richtung Wohnhaus standen der Kuhstall und der Schweinestall. Ursula Tscharke weiß sogar noch, wo der Zuchteber seinen Pferch und die Schafe ihren Unterstand hatten. Kaum vorstellbar, dass hier einmal so viele Tiere hineingepasst haben.
Heute ist ist alles neu, modern und sauber, und trotzdem lässt sich an den Neubauten gut ablesen, wie es früher einmal ausgesehen haben mag, denn die Kubatur der neuen Gebäude entspricht jener der alten, der bäuerlichen.


Zehn Jahre geplant und gebaut

Zehn Jahre lang haben die Tscharkes überlegt, geplant und schließlich gebaut, weil das Elternhaus unbedingt erhalten und in der Familie bleiben sollte. "Meine Mutter hätte sich sehr gefreut, wenn sie das noch mitbekommen hätte", ist sich Ursula Tscharke sicher. Ganz bestimmt wäre ihre Mutter stolz gewesen auf die vielen Stunden an Eigenleistung, die Tochter, Schwiegersohn und zwei Enkelkinder in die Restaurierung des alten Hauses und die Neubauten gesteckt haben.
Das Ehepaar hat sich die Arbeit geteilt: Ursula Tscharke war für Behördengänge und "Papierkram" zuständig, ihr Mann legte kräftig Hand an - und spannte die beiden Kinder im Alter von heute 14 und 16 Jahren ein, die später einmal Nutznießer sein sollen. Vom Bauen sind die beiden Teenager aber erst einmal bedient: Zwei Jahre lang jedes Wochenende auf der Baustelle geschuftet, das ist kein Kinderspiel.


Zentral und doch ruhig

Vor eineinhalb Jahren war alles fertig und die Mieter konnten einziehen. Diese freuen sich heute über ihre zentral in Scheßlitz gelegenen, dennoch absolut ruhigen, modernen Wohnungen. Mit großen, zum Teil raumhohen Fenstern hat der Architekt das Problem gelöst, dass die Häuser im Hof nur von einer Seite Licht bekommen.