Frankens große Autozulieferer haben ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Bosch, Brose, Rehau oder Schaeffler - jeder mischt auf seine Weise inzwischen auf dem Markt für Elektrofahrräder mit.
Wenn am Donnerstag die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt für Besucher ihre Pforten öffnet, dann gibt es diesmal zwei vorherrschende Themen: die Krise der Branche mit vielen Gewinnwarnungen statt den gewohnten großen Erfolgen und die inzwischen bei den Herstellern als existenziell eingestufte Elektromobilität.
Dabei fällt auf, dass vor allem die in Franken tätigen großen Zulieferer der Branche nunmehr auch auf einem Geschäftsfeld tätig sind, das mit Autos gar nichts zu tun hat. Bosch, Brose, Rehau oder auch Schaeffler sind geradezu elektrisiert von einem boomenden Markt: den E-Bikes.
Dabei handelt es sich bei den Aktivitäten hauptsächlich um Komponenten für sogenannte Pedelecs, die umgangssprachlich als E-Bikes bezeichnet werden. Laut Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) liegt der Anteil solcher Pedelecs - die Abkürzung für "Pedal Electric Cycle" - bei rund 99 Prozent. Dabei handelt es sich um Räder mit elektrischem Antrieb, bei denen der Fahrer selbst in die Pedale treten muss.
Schon lange im Geschäft ist Bosch. Seit inzwischen zehn Jahren setzt der Industriekonzern in der E-Bike-Sparte Maßstäbe und gilt als weltweit führender Antriebshersteller. Dem Vernehmen nach erreicht Bosch in Deutschland einen Marktanteil von 50 Prozent. Die seit 2012 in Reutlingen beheimatete Sparte hat dabei die unterschiedlichsten Komponenten im Angebot - vom E-Bike-ABS bis zum Bordcomputer. 70 Fahrradmarken setzen auf die Bosch-Technik.
Antriebe, Displays, Akkus
Demgegenüber ist man bei Brose noch vergleichsweise neu im Geschäft, kann aber dennoch auf mehrere Jahre Entwicklung verweisen. 2014 kam der erste Brose-Antrieb für E-Bikes auf den Markt. Sitz des Geschäftsbereichs ist Berlin, wo die Ursprünge des fränkischen Automobilzulieferers liegen, zu dessen Kerngeschäft Sitze, Türsysteme und Elektromotoren gehören. Brose hat bislang lediglich Antriebskomponenten an Fahrradhersteller geliefert. "Jetzt bieten wir Herstellern zusätzlich die Möglichkeit, auch Brose-eigene Displays und Akkus zu beziehen", sagt Frauke Horstmann, zuständig für Vertrieb & Marketing bei Brose Antriebstechnik in Berlin. Das neue Komplettsystem mit dem Namen "Brose Drive System" zeigt das Unternehmen auch auf der IAA. "Die hohe Nachfrage hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen und wir haben zusätzliche Kunden gewonnen. Aufgrund der sehr positiven Entwicklung expandieren wir und stellen uns auf weiteres Wachstum ein", sagt Joachim Volland, Leiter Brose Antriebstechnik. Am Standort Berlin sind insgesamt 203 Mitarbeiter beschäftigt, ungefähr die Hälfte davon im Geschäftsbereich E-Bike.
Auch der oberfränkische Polymerspezialist Rehau (Landkreis Hof) fährt inzwischen im E-Bike-Markt mit. Anders als Brose beschränkt sich die Firma aber nicht auf die Rolle des Entwicklers und Komponentenzulieferers, sondern bringt eigene Elektroräder auf den Markt, die direkt an die Endkunden vertrieben werden. Unter dem Namen "Nuvelos" gibt es seit kurzem ein Bike, das von Rehau mit einem im Spritzgussverfahren hergestellten Rahmen aus faserverstärktem Kunststoff vertrieben wird. "Die anderen Komponenten stammen von der Firma Shimano", berichtet Nuvelos-Projektleiter Alexander Oelschlegel.
Endproduktion in Feuchtwangen
Die Nuvelos-Abteilung ist laut Oelschlegel noch relativ übersichtlich. Sechs Personen arbeiten an der Entwicklung und haben das erste Rehau-Bike auf den Markt gebracht. Im Moment ist dieses Rad nur im hauseigenen Internetshop und in einem Bayreuther Fachgeschäft zu bekommen, daneben bei ausgewählten Fachhändlern in Nürnberg und Leipzig. "Wir werden das nach und nach ausbauen", sagt Oelschlegel. Der Rehau-Rahmen wird an verschiedenen Standorten gefertigt, die Endproduktion findet in Feuchtwangen (Landkreis Ansbach) statt.