Experten suchten im Burgwindheimer Gemeindeteil Oberweiler eine Therapie für den drohenden Arztmangel auf dem Land.
Paradiesisch! Steigerwaldbewohner schwelgten in ärztlichem Überfluss - fast drei Stunden lang: Vom Apotheker bis zum Zahnmediziner war konzentriert hochkarätige medizinische Kompetenz vor Ort. Keine fakultätsübergreifende Sprechstunde, sondern eine Info-Veranstaltung der FDP Bamberg zur Zukunft der ärztlichen Versorgung im Landkreis. Es ging darum, die Problematik drohenden Hausarztmangels zu erörtern und Lösungsansätze zu finden. Fazit: Die Ärzte müssen ihren jungen Kollegen wieder vermitteln, dass Landarzt ein "geiler Beruf " ist, die Kommunen die Niederlassung durch Eingehen auf individuelle Wünsche schmackhaft machen und die Patienten ihren Landarzt vor Ort auch aufsuchen.
Um zu sehen, wo der Schuh drückt, hatte die Kreis-FDP nach Oberweiler geladen. Nahezu ein Drittel der über 50 Besucher im Gasthaus Oppel gehörten dem Medizin-Sektor an. Von den insgesamt zehn angekündigten Podiumsgästen musste der Lisberger Kreisrat und Zahnarzt Liebhard Löffler in seinem Grußwort allerdings zwei entschuldigen - die Geschäftsführerin der Krankenhausgesellschaft des Landkreises, Monika Röther, und den Vorsitzenden der Gesundheitsregion Bamberg, Kreisrat und Internist Christian Weghorn.
Die beiden waren ebenso kurzfristig erkrankt wie Burgwindheims Bürgermeister Heinrich Thaler. Wohl gerade auf Wegehorn waren die Burgwindheimer gespannt. Bekanntlich fiebert die Marktgemeinde der Eröffnung einer "Filiale"- Weghorns entgegen, wartet also auf einen Allgemeinarzt vor Ort. Dies auch deshalb, nachdem Jörg Kerling vor Jahren die etablierte Allgemeinarzt-Praxis übernommen hatte, sich allerdings dort nach einem Investitionsstau und weiteren Faktoren dazu entschlossen hatte, mit dem vormaligen Schönbrunner Allgemeinarzt Matthias Dreyer in Burgebrach 2013 eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen. Kerling hielt weiterhin Sprechstunden ab, die wurden aber nicht in Anspruch genommen und auch die Kooperation mit der Gemeinde bezeichnete er als unbefriedigend, wie Kerling dazu kommunizierte.
Das waren die Aspekte, die aus dem interessierten Publikum angesprochen und von den beiden anwesenden Ärzten erläutert wurden.
Die vom Würzburger Uni-Professor für Infektiologie, VLÄ-Landesvorsitzendem Professor Andrew Ullmann, moderierte Veranstaltung begann mit einem Impulsvortrag von Ilka Egner, Zweite stellvertretende Landesvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung. Sie erläuterte die gesetzlichen Grundlagen der Bedarfsplanung, die aus Zeiten der Ärzteschwemme stammen und derzeit in Berlin überarbeitet würden. Die Frage was nötig sei, um der drohenden Unterversorgung zu begegnen, beantwortete nicht nur sie mit der Forderung nach weniger Bürokratie und nach attraktiven Angeboten, um gerade junge Ärzte aufs Land zu holen. Die Hilfe bei einem Kita-Platz wurde beispielhaft genannt.
In der neuen Ärzte-Generation fänden sich mehr Frauen, für die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig sei und die zudem auf eine work-life-balance achte. Mit der Folge, dass es mehr Gemeinschaften und mehr angestellte als selbständige Ärzte gebe. Somit bedeuten hier mehr Köpfe nicht auch automatisch mehr Versorgung. Aufgabe der älteren Ärzte wiederum sei es, zu vermitteln, "unser Beruf ist geil", forderte Egner.
Situation der Apotheker
Probleme auf dem Land haben auch auch Apotheker durch die Konkurrenz der Internetbestellung, machte Fachapotheker Robert Dollinger aus Trabelsdorf deutlich. "Wir machen noch sehr viele andere Sachen, als an die Schubladen zu gehen." Vergleichsweise leichter sei es für Zahnärzte, so der Obmann des zahnärztlichen Kreisverbands Bamberg, Rainer Lissok. Sie seien frei in der Wahl des Ortes an dem sie sich niederlassen. Dabei komme es allerdings stark auf die Kooperationsbereitschaft der jeweiligen Gemeinde an, unterstrich er.
Dass die jungen Generation heute aber das Risiko der Investition in die eigene Praxis und auch das Arbeitspensum als Selbstständiger nicht zuletzt wegen der überbordenden Bürokratie scheue, machte der Vizepräsident der Bayerischen Landes-Zahnärztekammer, Rüdiger Schott deutlich. "Wir müssen entmüllen und den Leuten Lust auf eigene Praxis machen." Erörtert wurde auch die Frage nach der Rolle der Telemedizin.
Wozu Moderator Ullmann zusammenfasste: "Digitalisierung ist ein neues Werkzeug, es wird aber dem Problem Landarzt nicht gegensteuern." Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider sieht Lösungsansätze in flexiblen Lösungen, bei denen "wir viele Dinge denken und zulassen müssen."