"115 AfD-Wähler dürfen kein ganzes Stadtviertel in Verruf bringen"

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Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef

Wo und warum die AfD in Bamberg besonders stark abgeschnitten hat - eine Ursachensuche im Bamberger Osten und in der Gereuth.

Das starke Abschneiden der AfD bei den Bundestagswahlen sorgt auch in Bamberg weiter für Diskussionsstoff. Im Wahllokal "Baskidhall", wo die Wähler aus der Gereuth ihre Stimmen abgegeben hatten, erzielte die AfD am Sonntag mit 31,51 Prozent das mit Abstand stärkste Zweitstimmenergebnis.
"Die Zahlen geben auch uns zu denken, aber man darf wegen 115 AfD-Wählern nicht ein ganzes Stadtviertel in Verruf bringen", sagt Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg. Neben dem guten AfD-Ergebnis sei hier auch eine sehr niedrige Wahlbeteiligung festzustellen. Nur 368 der dort 1014 Wahlberichten stimmten in der "Baskidhall" ab, hinzu kommen noch 123 Briefwähler. "Wir engagieren uns schon sehr in diesem Viertel, aber wo es noch Brennpunkte gibt, gehen wir das auch von städtischer Seite an, wir brauchen da weitere Anlaufstellen."


"Miteinander von 20 Nationen"

"Die Gereuth wird zum Ghetto, wenn wir Alten erst einmal nicht mehr dort leben", klagt hingegen Norbert Tscherner, Bürgervereinsvorsitzender Bamberg-Süd/Gereuth und BBB-Stadtrat. Die AfD-Wähler sind für ihn "Frustwähler", überhaupt nicht zu wählen sei für ihn jedoch "der größte Fehler".
"Die Leute bemühen sich um bezahlbare Wohnungen und sehen dann, wie Flüchtlinge genau die bekommen - und sie nicht." Die Gereuth sei "wohnlich der schönste Stadtteil, mit viel Grün", doch funktioniere das Miteinander von 20 Nationen dort einfach nicht mehr. "Nachts wird lautstark gefeiert und am Spielplatz räume ich jeden Tag die Scherben weg", sagt Tscherner. Keiner habe den Mut, auch über unangenehme Themen zu sprechen und "die Menschheit lernt leider auch nicht aus der Geschichte".


AEO brachte der AfD Stimmen

"Wenn eine Partei am rechten Rand plötzlich um die 20 Prozent im Bamberger Osten bekommt, kann man nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen", sagt Heinz Kuntke, Bürgervereinsvorsitzender Bamberg-Ost und SPD-Stadtrat. "Schon vor zwei Jahren hatte ich einen Rechtsruck befürchtet, das hat sich leider bewahrheitet." Als Hauptursache für das starke AfD-Ergebnis sieht er die Aufnahmeeinrichtung: "Die ganze Flüchtlingsbewegung spielt sich im Bamberger Osten ab, nicht in der Innenstadt oder am Domberg. Wir müssen den Menschen aber klarmachen, dass auch eine AfD nicht erreichen kann, dass die AEO geschlossen wird", sagt Kuntke. "Wir hoffen, dass die Grenze von 1500 Flüchtlingen nicht überschritten wird. Wenn das nicht gewährleistet ist, sondern gar 3400 kommen, braucht man im Bamberger Osten keinen Wahlkampf mehr zu machen", stellt Kuntke fest.
Es sei jetzt wichtig, den Bürgern zu verdeutlichen, dass die AEO eine temporäre Einrichtung für sieben Jahre ist und es eine Perspektive danach gibt. Man müsse die Ängste der Bürger ernstnehmen und darauf eingehen. "Aber die AfD ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems", sagt Kuntke. Trotz aller Probleme legt er jedoch wert auf die Feststellung, dass es "im Bamberger Osten nicht drunter und drüber geht", es habe sich dort schon viel getan. "Wir müssen den Menschen noch mehr ein Gefühl der Sicherheit geben, unter anderem durch mehr Polizeipräsenz, und auch mit Sozialarbeitern die Probleme in den Griff bekommen und Vorurteile abbauen."
Dass seine Partei im Bamberger Osten und in der Gereuth so stark abschneidet, "entspricht schon unseren Erwartungen", sagt AfD-Bundestagsdirektkandidat Jan Schiffers. "Wir haben einen Teil der Unzufriedenen überzeugen können." Auf dem Land habe seine Partei gerade dort gepunktet, wo man sich auch im Wahlkampf stärker gezeigt habe.


AfD rechnet mit Zuwachs

"Wir hatten etwa in Burgwindheim einen Infoabend mit positiven Rückmeldungen." Dort hatte die AfD ein Zweitstimmenergebnis von 21,83 Prozent erzielt. "Wo wir mangels Personal nicht so stark vertreten waren, hat sich das auch im Ergebnis gezeigt."
Schiffers rechnet jedoch mit weiterem Mitgliederzuwachs für die AfD und entsprechendem Rückenwind für die Landtags- und Kommunalwahlen. Der Rechtsanwalt räumt jedoch auch ein, das die Partei ihr Profil auf kommunaler Ebene erst noch schärfen muss. "Aber unsere Schwerpunkte werden bleiben, Einwanderung und solide Finanzen."

D