Zuckerbrot und Peitsche gegen Raser

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Im Markt Burkardroth verfolgt das Rathaus eine zweigleisige Strategie gegen Raser. Foto: Symbolbild/Archiv: Siegfried Sebelka
Im Markt Burkardroth verfolgt das Rathaus eine zweigleisige Strategie gegen Raser. Foto: Symbolbild/Archiv: Siegfried Sebelka

Viele Anwohner an den Hauptstraßen des Marktes Burkardroth leiden unter dem Verkehr. Die Kommune will der Blechlawine mit Blitzern und Geschwindigkeitsmesstafeln Herr werden. Wie erfolgreich der Markt damit ist? Die Redaktion hat im Rathaus nachgefragt.

Die Verkehrsbelastung im Markt Burkardroth ist hoch. Durch einen Großteil der zwölf Ortsteile rollt Tag und Nacht die Blechlawine. Die Tempolimits scheinen nicht für jeden Verkehrsteilnehmer zu gelten. Die Daten der Geschwindigkeitswarnanlage und der kommunalen Verkehrsüberwachung aus dem vergangenen Jahr zeigen: Nach wie vor fahren viele zu schnell. Ein Spitzenreiter war statt mit 50 Kilometern pro Stunde (km/h) mit 122 km/h unterwegs.

Burkardroth: Ärger unter den Einwohnern

Das sorgt bei den Einwohnern der Kommune regelmäßig für Frust. Handelt es sich bei den Rasern doch nicht nur um ein Sicherheitsrisiko für Fußgänger oder Radler, sondern auch um Lärmbelästigung. "In Ruhe einen Kaffee auf dem Balkon trinken oder die Zeitung lesen geht wegen des Lärms nicht", äußerte sich eine Betroffene auf einer Bürgerversammlung vor zwei Jahren. Eine Einwohnerin hatte sogar Messungen mittels einer Smartphone-App vorgenommen. Der Verkehrslärm habe über 100 Dezibel gelegen. Vergleichbar ist der Wert mit einem Rockkonzert vor der Haustür.

Um die Verkehrsteilnehmer zu einer vernünftigen Fahrweise zu bewegen, setzt die Kommune auf zwei Wege: Blitzer und Geschwindigkeitsmesstafeln. Bei letzteren bekommt der Autofahrer - entsprechend seiner Fahrweise - einen lächelnden oder traurigen Smiley angezeigt. Fährt er zu schnell, erhält er kein Knöllchen. Mittlerweile hat die Kommune drei solcher Geräte. Zwei davon erhielt der Markt von der Kreisverkehrswacht.

Damals schaffte diese zunächst zwölf Messtafeln für Bad Bocklet, Nüdlingen, Rannungen, Thundorf, Münnerstadt und Bad Kis­singen an. Im Nachgang fragten unter anderem Maßbach, Oerlenbach und Burkardroth an. Auch sie erhielten die Messinstrumente. Die Kosten für alle 18 Tafeln trug die Kreisverkehrswacht. "Die dritte Tafel haben wir selbst vor einiger Zeit im Jahr 2018 gekauft", heißt es von Daniel Wehner (CSU), dem Burkardrother Rathauschef.

Verschiedene Messstellen

Von März bis Dezember hatte die Kommune am Fuß der Schwarzen Berge die Tafel regelmäßig an verschiedenen Orten aufgestellt: Die Bilanz: Mehr als 140 000 Fahrzeuge rollten in den Messzeiträumen durch den Markt Burkardroth. Im Durchschnitt hielten sich alle Autos an die zulässige Geschwindigkeit. Der genauere Blick ins Zahlenwerk offenbart jedoch, dass ein Großteil trotz des direkten Warnhinweises zu schnell unterwegs war. Maßgeblich ist hier die Kontrollgröße V85. Dahinter verbirgt sich die Geschwindigkeit, die 85 Prozent aller Fahrzeuge nicht überschritten haben. Der Wert lag an den meisten Messstellen stets etwas über dem erlaubten Tempo.

Einwohner helfen mit

Die Kontrollpunkte im Markt Burkardorth erhält die Kommune unter anderem durch die Bürger. "Wenn die Leute sagen, dass bei ihnen vor der Türe zu schnell gefahren wird, wollen wir wissen, ob es sich um das Empfinden der Bürger handelt, oder ob es wirklich so ist", erklärt Wehner. Von den Messtafeln erhofft sich Wehner neben der Erkenntnis über das Verkehrsaufkommen einen "erzieherischen Effekt" durch die Smileys.

Der scheint jedoch nicht bei jedem zu wirken. 72 km/h zu schnell war ein Autofahrer an der Lauterer Grundschule in Richtung Katzenbach. Laut Messtafel war der Verkehrsteilnehmer mit 122 km/h unterwegs. Erlaubt ist dort eine Geschwindigkeit von maximal 50 km/h. Zu rasant war auch ein Fahrer, der von Stangenroth nach Burkardroth unterwegs war. Zulässig sind am Stangenrother Ortsausgang 50 km/h. Die Messung ergab eine gefahrene Geschwindigkeit von 111 km/h.

Mehr Knöllchen im vergangenen Jahr

Aus den Ergebnissen der Messtafeln leitet die Kommune dann weitere Schritte ab. "Wenn wir merken, dass in den Bereichen zu schnell gefahren wird, prüfen wir, ob dort geblitzt werden darf." Dafür hat der Markt Burkardroth eine Zweckvereinbarung mit der Verwaltungsgemeinschaft Bad Neustadt geschlossen. "Das konzentriert sich bei uns auf die "Höll" in Burkardroth, die Forstmeisterstraße, die Kreuzbergstraße in Stangenroth und das Areal um die Schule in Lauter", sagt Wehner. Im vergangenen Jahr erhielten 1403 Autofahrer ein Knöllchen. Im Jahr 2019 waren es 1249 Verkehrsteilnehmer.