Das historische Badehaus schließt Ende September. Gäste und Mitarbeiter bedauern das sehr.
Veronika Unsleber hat ein Rosensträußchen in der Hand, verteilt die Blüten liebevoll auf dem Rand der Wanne, dekoriert den ganzen Raum für ein "Zauberbad". Sie ist Badefrau im Kurhausbad, und das mit Leib und Seele. Doch nicht mehr lange, denn der historische Prachtbau schließt Ende September.
Seit drei Jahren gehört Veronika Unsleber zum Team des Kurhausbades, in das sie sich sofort verliebt hat. Genau so wie die meisten Gäste. Zum Beispiel Manfred und Virginia Hanke. Die beiden Berliner kommen seit 25 Jahren regelmäßig nach Bad Kissingen, nicht zuletzt wegen des Kurhausbades. "Uns gefällt dieses Haus", sagt Manfred Hanke. Wegen der Moorbäder und der Massagen, aber auch wegen des Ambientes.
"Wir finden das schlecht" Auf die Frage, was sie von der Schließung halten, spricht Hanke ganz spontan von "Schweinerei", um sich schnell zu korrigieren: "Wir finden das schlecht." "Wo bekommen wir jetzt noch Moorbäder", fährt Manfred Hanke fort. Das Ehepaar will sich nun in der KissSalis-Therme informieren, ebenso in Bad Bocklet. Gibt es nichts Vergleichbares, ist es fraglich, ob sie wiederkommen.
"Es ist immer das Selbe, die Leute sind traurig und grantig, weil es das Kurhausbad bald nicht mehr geben wird", weiß Badefrau Veronika Unsleber. Sie erzählt von Gästen, die extra wegen des Bades nach Bad Kissingen fahren, sich teils sogar eine Wohnung gekauft haben: "Eine Frau hat mir erzählt, dass sie ihre Wohnung verkaufen will, wenn das Bad schließt."
Veronika Unsleber sitzt am Wannenrand. "Ich drehe den Hahn auf, und die Sole kommt direkt aus der Quelle", sagt sie. Um die Sole anzuwärmen, wird sie im Kurhausbad nicht mit heißem Wasser gemischt, sondern mit Dampf angeheizt. "Die Leute baden in reinem Quellwasser, da gehen keine Mineralien verloren."Gleiches gilt für die Moorbäder. Das Moor im Kurhausbad wird nicht gestreckt. "In das Moorbad muss man seinen Namen schreiben können", sagt die erfahrene Badefrau.
Einfach traurig "Wenn so ein Haus alles hat, wenn die Leute kommen, und dann wird zu gemacht, ist das einfach traurig", fährt Veronika Unsleber fort, die auch die besondere Atmosphäre schätzt: "Schon wenn man durch die Drehtüre in das Foyer kommt, umgarnt einen das regelrecht."
Auch auf das Dampfbad im Untergeschoss des Kurhausbades hält Veronika Unsleber große Stücke, weist auf die unzähligen, liebevollen Details hin: "Wenn die Leute das Dampfbad sehen, sind sie begeistert."
Glaspaläste gibt es genug Nicht nur die Gäste aus ganz Deutschland, sondern auch für viele Bad Kissinger bedauern es, dass das Bad schließt. "Es ist eine Schande, dass so etwas Schönes nicht für die Nachwelt erhalten bleibt", sagt Doris Wolf. Sie und ihre Mutter Erna Neundörfer freuen sich jedes Mal, wenn sie das Bad betreten, "schon alleine wegen des Nymphenburger Porzellans." Die beiden Damen aus Bad Kissingen schätzen das Kurhausbad sehr, denn "Glaspaläste gibt es genug." Sie werden das historische Badehaus vermissen.
Das gilt auch für das inzwischen nur noch elfköpfige Personal. In den vergangenen beiden Jahren war das Luitpoldbad stets gut besucht, sagt Veronika Unsleber. Nun müssen wir wegen Personalmangels Leute fortschicken. Die meisten der aktuell elf Mitarbeiter werden an anderer Stelle bei der Staatsbad GmbH weiter beschäftigt. Vier haben befristete Verträge, und die werden nicht weiter geführt. Zu letzteren zählt Veronika Unsleber, die gerade ihre privaten Deko-Artikel, die sie von daheim mitgebracht hat, zusammenräumt. Nun hofft sie, die auch Moorbäder und Packungen verabreicht, woanders in ihrem Beruf als Badefrau weiter arbeiten zu können.