Im Markt Burkardroth boomen Neubauten. Als Bauherren tritt dort auch ein ansässiges Unternehmen auf, das Wohnraum schaffen möchte. Doch in der Kommune regt sich Kritik am Vorhaben.
Gelungene Innenentwicklung oder überdimensioniertes Vorhaben? Darüber stritten sich die Marktgemeinderäte im Markt Burkardroth im vergangenen Herbst. Im Altort von Burkardroth will ein Investor ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen an prominenter Lage bauen.
Burkardroth: Vorhaben überschreitet Bebauungsplan in vielen Punkten
Die Krux ist, dass das Projekt etliche Festsetzungen des Bebauungsplans überschreitet: Darunter Geschosszahl, Wandhöhen, Dachform, - Neigung und -Eindeckung. Trotzdem bewilligte das Gremium mit knapper Mehrheit das Bauvorhaben und schuf damit einen Präzedenzfall, der nicht nur Gemeinderäten - sondern auch manchen Einwohnern aufstößt.
Bekannt ist, dass das Wohngebäude neben der alten, sanierten Schule am Kirchberg beim Friedhof entstehen soll (wir berichteten). Bauherr ist die Firma Wolf-Haus mit Sitz in Gefäll. Der Plan sorgt bei manchem Einheimischen für Kritik: Diejenigen, die vom Vorhaben am stärksten betroffen sind, hätten kein Gehör bei den anderen Mitgliedern des Gremiums gefunden.
Anwohner und Trauergäste rechnen mit Lärm
Und: Es gebe dort bereits Anlass zum Kopfschütteln. Die Mieter in der alten Schule seien durch Lärmbelästigung bei Beerdigungen oder Friedhofsgängen aufgefallen. Weil die neuen Wohnungen noch näher am Friedhof sind, haben manche Burkardrother Bedenken, dass der Lärm mit zusätzlichen Mietern zunimmt. Der Wunsch eines Einheimischen: "Ich kann nur hoffen, das die Aufsichtsbehörde die Bauangelegenheit ernsthaft prüft und einen entsprechenden Bescheid erlässt."
Das hat das Landratsamt mittlerweile getan. Nathalie Bachmann, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Behörde, sagt: "Der Bauantrag ist am 10. September beim Landratsamt Bad Kissingen eingegangen und wurde am 15. Oktober genehmigt." Und: Alle beantragten Befreiungen seien erteilt worden.
Wohngebäude in Burkardroth: Das ist zum Baubeginn bekannt
Bis die Bagger am Kirchberg rollen, dauert es aber wohl noch. "Der Baubeginn ist frühestens im Jahr 2022", heißt es von der Fertighaus-Firma mit Sitz in Gefäll. Das Gebäude soll acht Wohnungen beinhalten. Diese hätten laut Firma zwischen circa 50 und circa 100 Quadratmeter Wohnfläche. Zwei Einheiten befinden sich im 2. Obergeschoss und drei Mieter werden ihren Platz im ersten Obergeschoss finden. Ins Parterre kommen ebenfalls drei Mietwohnungen. Parkplätze für die künftigen Mieter muss das Unternehmen selbst schaffen.
Für Bedenken sorgt bei manchem Burkardrother auch die Größe. Gerhard Zeller, der geschäftsleitende Beamte im Rathaus, sagt: "Der Bau wird etwas kleiner als das bereits vorhandene Gebäude - die alte Schule - von der Länge her." Genauere Zahlen dazu liefert die Firma Wolf-Haus: "Das Haus wird circa 20 Meter lang, circa 13,5 Meter breit und etwa 9 Meter hoch." Die Maße bestätigt auch das Burkardrother Rathaus.
Kritik kam auch vom Marktgemeinderat
Aufgrund der Höhe entflammte im September Kritik im Gemeinderat. Kathrin Kupka-Hahn (CSU) äußerte sich damals: "Der Blick nach Burkardroth führt vom Lauterer Kreisel direkt auf das Gebäude, es fügt sich hier nicht ein." Das Vorhaben sei "überdimensioniert". Manch anderes Mitglied des Gremiums sah das ähnlich und forderte daher, das Haus in zweistöckiger Form zu bauen. Doch das fand keinen Anklang. Marion Zehe sah den Sachverhalt damals pragmatischer. Es sei ein großes Gebäude, passe aber ins Ensemble. Und: "Das ist ja letztlich auch eine Innenentwicklung, die viel Wohnraum schafft."
Kritik um die Maße des Gebäudes entflammte auch an den im Bebauungsplan festgeschriebenen Wandhöhen. Talseitig ist das Projekt knapp einen Meter höher, als die erlaubte Höhe von neun Metern und bergseitig überschreitet das Vorhaben die Planvorgabe um fast vier Meter. Dort sind normalerweise sechs Meter erlaubt. Ob die zahlreichen Befreiungen der Kommune - wie von manchem Gemeinderatsmitglied befürchtet - bei künftigen Investoren auf die Füße fallen, bleibt abzuwarten.