Kind und Soldatenberuf zu vereinbaren, ist nicht immer leicht: Ein junges Paar erzählt vom Alltag zwischen Pflicht und Elternsorgen.
Amrei und Sven haben trotz ihres eingeschlagenen Karrierewegs auf ein Kind nicht verzichtet. "Wir haben uns bewusst für ein Kind entschieden", sagt Amrei. Dem Paar war klar, dass der Beruf ihm mehr abverlangen wird als anderen Familien. Denn der 29-Jährige und die 32-Jährige sind Offiziere bei der Bundeswehr.
"Jeden Tag versuchen wir alles so zu organisieren, dass wir dem Kind und unserer Pflicht gerecht werden", sagt Amrei. Ihr Sohn Roman ist drei Jahre alt und geht in den Kindergarten. Die Betreuungszeit deckt sich mit der Dienstzeit. Das sei nicht überall so, lobt Sven. Er nennt Füssen als Beispiel. Dorthin sollte Amrei auf eine Kompaniechefstelle befördert werden. Ihr Mann hätte nicht mitziehen können, weil es am Standort Füssen keine Stelle für ihn gab. Also habe sie verzichtet, erklärt Amrei, auch damit Roman bis zum Ende seiner Kindergartenzeit in seiner vertrauten Umgebung bleiben kann.
Amrei: "Wir haben entschieden, abwechselnd zurückzutreten." So sagte Sven im vergangenen Jahr seinen Afghanistan-Einsatz ab, obwohl er die Kameraden begleiten wollte. Aber seine Frau wurde mit ihrer Versorgungskompanie nach Masar-i-Scharif nachgezogen. Die beiden Einsätze hätten sich überschnitten. "Es war schwierig, weil es nicht geplant war", sagt Amrei.
Zumindest hatte das junge Paar damals ein Au-Pair-Mädchen als Unterstützung. Amrei stammt aus Weimar, Sven aus Cottbus, sodass Kinderbetreuung durch Verwandte nicht immer kurzfristig zu organisieren ist. Daher sucht das Paar auch jetzt wieder dringend einen Babysitter.
Die Zeit in Afghanistan war für die 32-Jährige "eine unglaubliche Erfahrung". Die hält auch ihr Mann für wichtig: "Wie soll man als Ausbilder auf den Auslandseinsatz vorbereiten, wenn man ihn selbst nicht mitgemacht hat?" Ab September ist er deshalb an der Reihe. Ein halbes Jahr lang soll Sven in Afghanistan helfen, Sicherheitskräfte auszubilden.
Dann bleibt Amrei mit ihrem Sohn allein. "Wir sind beide Soldaten. Wir wissen, was uns erwartet", sagt sie. Das Paar bereitet sich auf die Abwesenheit vor. So wird Amrei jetzt lernen, den Rasenmäher zu bedienen. "Während meines Einsatzes", berichtet sie, "hat dagegen Sven kochen gelernt."
Auch sonst gibt sich das Paar oft "die Klinke in die Hand", zum Beispiel wenn die beiden Offiziere Lehrgänge besuchen. Und beim jüngsten Hochwasser ist Amrei nach Magdeburg beordert worden. Doch sie und ihr Mann stehen trotz dieser Unberechenbarkeiten zu ihren Pflichten als Soldat. Sie wollen nicht den Eindruck erwecken, "die Familienkarte häufig zu spielen".
Glück mit dem Standort Sven nennt es Glück, dass beide nun schon drei Jahre an einem Standort bleiben konnten. Dass das Paar seine Belange deutlich machen musste, gehörte auch dazu, wie er einräumt. Das betreffe aber nicht so sehr die direkten Vorgesetzten. Die hätten immer Verständnis gehabt. Sven: "Familie ist für die Soldaten ein wichtiger Rückhalt. Das wird zunehmend erkannt."
Die Bundeswehr hat seit wenigen Jahren auf dem Lagerberg ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet. Dort kann ein Elternteil im Beisein seines Kindes arbeiten. Dies kommt aber nur für die Soldaten infrage, die einen Schreibtischjob haben und nicht ständig auf dem Übungsgelände unterwegs sind. Für Bundeswehrangehörige wird außerdem ein Ferienprogramm für Schulkinder organisiert.
Einen Kindergarten gibt es auf dem Lagerberg nicht, da die Stadt genügend Plätze bietet. Eine bundeswehreigene Einrichtung halten Sven und Amrei jedoch für unerlässlich, nicht nur weil sie optimal auf die Soldatenbedürfnisse zugeschnitten wäre. Die Erzieherinnen könnten dort anders als in einem zivilen Kindergarten helfen, den Beruf der Eltern zu verstehen, erklärt Amrei. "Mein Sohn hat zum Beispiel gefragt: Mama, warum ziehst du jeden Tag dieselben Sachen an."