Die Teilnehmer der Kissinger Klangwerkstatt unter Leitung von Mari Kodama stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit vor.
Bad Kissingen — Die Kissinger KlangWerkstatt ist eine Veranstaltungsreihe, die sich kontinuierlich wachsenden Zuspruchs erfreut. So gesehen war es schade, dass es in diesem Jahr nur ein anstatt der üblichen zwei Konzerte gab. Und Mari Kodama, die die Werkstatt bereits zum dritten Mal leitete, konnte in diesem Jahr, aus welchen Gründen auch immer, nur vier Teilnehmer begrüßen: die KlavierOlympioniken von 2013, Georgy Tchaidze und Dmytro Choni, sowie die Geigerin Mari Samuelsen, die schon mehrfach dabei war, und den Cellisten Kian Soltani, der vor zwei Wochen schon einmal mit den jungen Musikern aus Liechtenstein zu Gast war.
Die Besetzung erlaubte natürlich keine allzu großen Sprünge wie in den vergangenen Jahren. Aber Mari Kodama hatte trotzdem spannende, unterhaltsame, ungewöhnliche Musik gefunden und mit ihrem Quartett einzustudiert.
Wie etwa das Duo für Violine und Violoncello op. 7 von Zoltán Kodály. Mari Samulesen und der neun Jahre jüngere Kian Soltani haben vermutlich noch nie zusammen gespielt, aber die Werkstattchefin hatte es geschafft, ihre Persönlichkeiten zu verbinden, die beiden zum gemeinsamen Atmen zu bringen. Das Ergebnis war ein Aufeinanderzumusizieren, das nicht nur die spannende Architektur dieses Allegrosatzes verdeutliche, sondern auch dessen schönen Melodienreichtum.
In die Rubrik "Unterhaltsam" fielen fünf vierhändige Sätze aus Bizets "Jeux d'enfants", die Mari Kodama in Primo-Postion (also rechts sitzend) mit Dmytro Choni zu buntem Leben erweckte. Unter "Ungewöhnlich" fiel der Auftritt der "Abteilung Tasten" mit György Kurtágs Transkriptionen zu vier und sechs Händen von Bachchorälen. Natürlich kann man sich fragen, warum sich drei Pianisten vor eine einzige Klaviatur quetschen müssen. Aber die Musik kann natürlich wesentlich dichter werden - sogar als bei einer Orgel - wenn es, wie in diesem Fall, wirklich gut gelingt, die Melodielinien sauber zu übergeben und den Cantus firmus immer präsent zu halten.
Mit vier "Ungarischen Tänzen" von Johannes Brahms entwickelte Mari Samuelsen mit süffigem Ton unaufdringliches virtuoses Feuer. Dmytro Choni hätte man am Flügel eine etwas weniger dienende Funktion gewünscht. Dagegen passte diese Balance bei Debussys Cellosonate, in der Kian Soltani und Georgy Tchaidze absolut gleichberechtigt ein kraftvolles Feuer an Klangfarben und Rhythmen entwickelten. Letzterer zeigte in Skrjabins "Feuillet d'album" und "Vers la flamme", dass er nicht nur vollgriffig hinlangen, sondern auch ein feinfühliger Klangbildner sein kann. Beethovens "Geistertrio" war ein wunderschöner Abschluss. Am Flügel führte Mari Kodama diskret, aber wirkungsvoll Regie, auf die sich Mari Samuelsen und Kian Soltani sehr selbstbewusst einließen.
Und wie sieht es aus mit den Perspektiven der jungen Leute? Mari Samuelsen braucht keine mehr. Sie ist in einer Altersklasse, in der man bereits angekommen ist. Dmytro Choni, der 21-Jährige aus Kiew, hat sich seit dem letzten KlavierOlymp zu wenig verändert, damit man sagen könnte, in welche Richtung seine Entwicklung geht. Georgy Tchaidze, der schon beim KlavierOlymp auf hohem Niveau gestartet war, hat sein Profil weiter geschärft, Potenzial in Kapazität verwandelt. Von ihm wird man noch hören; hoffentlich auch beim Kissinger Sommer.
Kian Soltani ist mit seinen 21 Jahren im Grunde ein ausgewachsener Musiker mit virtuoser Geste und starkem Verantwortungsgefühl im Zusammenspiel. Er sollte unbedingt in ein Streichquartett gehen. Die brauchen Leute wie ihn.