Hundsfeld wurde vor 80 Jahren abgesiedelt. Auf dem Friedhof erinnert jetzt eine Gedenktafel an die Einwohner. Es gibt nur noch wenige, die die Absiedlung erlebt haben.
Von den Gräbern ist nichts mehr zu sehen. Jetzt wurde im katholischen Friedhof von Hundsfeld eine Gedenktafel eingeweiht, die an die vor 80 Jahren abgesiedelten Einwohner erinnert. Pfarrer Franz Schmitt hielt für die rund 150 Besucher eine Andacht und spendete seinen Segen für die Tafel. Von den noch lebenden Zeitzeugen, welche die Absiedlung als Kind oder Jugendliche erlebten, gibt es eine verschwindend kleine Menge.
Mehr als 100 Namen stehen auf der Rückseite der im Friedhof frisch installierten Gedenktafel, die frei stehend ihren Halt im sorgsam gestalteten Betonsockel findet. Auf der Vorderseite sind Dorfansichten von Hundsfeld abgebildet. Auch die ehemalige Kirche ist darunter. Bis auf wenige Scheunen ist heutzutage nichts mehr von der ehemaligen Bebauung zu sehen. "Die leer stehenden Häuser wurden von Bauwilligen aus den umliegenden Dörfern als Baumaterial verwendet. Denn nach dem Krieg gab es wenig Material zum Bauen", wissen die Ortskundigen.
Hundsfeld liegt mitten im Truppenübungsplatz der Bundeswehr, die am Sonntag auch Bonnland für die jährlichen Besucher geöffnet hatte. Dort war das Dorf hauptsächlich evangelisch. Das Treffen der ehemaligen Hundsfelder und deren Nachkommen gleicht der Feier einer Großfamilie. Zumeist kennt man sich über die Jahre hinweg und fühlt sich beim Thema Hundsfeld geeint. Oft sind auch "Neigeschmeckte" dabei, also Schwäger und Angeheiratete, deren Familiennamen nicht auf der Tafel stehen. "Aber wir haben zu Hundsfeld ein solides Heimatbewusstsein", sagte ein junger Vater.
Die Absiedlung miterlebt hatten zum Beispiel die 93-jährige Elfriede Pfeiffer und der 91-jährige Bruno Fella. "Ich weiß noch, wie es beim Umzug 1938 war", erinnert er sich. Die deutsche Armee brauchte das Gelände. Ein Jahr später brach der zweite Weltkrieg aus. Die abgesiedelten Wehrfähigen hatten zunächst nichts von ihrer neuen Heimat, so zum Beispiel in Rothhof. Sie mussten als Soldaten an die Front und kehrten oft nicht wieder heim. Wohin es die abgesiedelten Familien nach dem Krieg verschlug, ist auf der Gedenktafel vermerkt. Die Ortsnamen sind in ganz Unterfranken verteilt. 18 Familien landeten in Rothof bei Rottendorf (Landkreis Würzburg).
Als Neunjährige hatte noch kurz vor der Absiedlung Agnes Schmitt auf dem Hundsfelder Kartoffelacker mitgeholfen. Alte Erinnerungen werden beim Blättern in den Familienalben wach. Die meisten Gäste haben Hundsfeld nicht persönlich erlebt, aber sie erinnern sich an die Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Bei anschließendem Kaffee und Kuchen im Gasthaus Schwarzer Adler in Langendorf werden Geschichten erzählt und Freundschaften vertieft.
"Mein Vater ist hier geboren", sagte Pfarrer Schmitt. Dessen Familie habe sich stets als Hundsfelder gefühlt. Anhand der alten Fotos weiß er: "Da war früher der Wald noch nicht gestanden, und Reste der Kirchenruine gab es noch in den 1960er Jahren". Statt dessen habe es eine dichte Bebauung gegeben. In seiner Ansprache brachte er seine Freude über die Gedenktafel zum Ausdruck. Nun, nach zwei Jahren Vorbereitung, sei das Projekt pünktlich fertig geworden. Der Hundsfelder Friedhof gehöre nicht zur Übungsfläche der Bundeswehr. "Aber ich danke ihr für die Erlaubnis zur Aufstellung", sagte Schmitt. Er erinnerte daran, dass die Kreuzberg-Wallfahrer aus Karlstadt hier Station auf ihrem jährlichen Marsch machen.