Von lauter Profis umzingelt

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An ihren grünen und blauen T-Shirts unschwer zu erkennen: Die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker aus Bad Kissingen hatten sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet. Foto: Gerhild Ahnert
An ihren grünen und blauen T-Shirts unschwer zu erkennen: Die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker aus Bad Kissingen hatten sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet. Foto: Gerhild Ahnert
Foto: Ralf Ruppert
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Foto: Gerhild Ahnert
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Sie moderierten das Konzert auf deutsch und englisch: Noah Albert (14), Alina Seufert (8) und Franziska Meder (18). Foto: Gerhild Ahnert
Sie moderierten das Konzert auf deutsch und englisch: Noah Albert (14), Alina Seufert (8) und Franziska Meder (18). Foto: Gerhild Ahnert
 
Foto: Gerhild Ahnert
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Foto: Gerhild Ahnert
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Die Bad Kisasinger Schüler hatten zum ersten Mal die Gelegenheit, mit dem BBC Symphony Orchestra London gemeinsam zu musizieren - und sie nutzten sie.

Donnerwetter! Das hätte man als Schüler auch gerne mal erlebt: mitten in einem Profiorchester sitzen und mitspielen, ohne dass es unangenehm auffällt. Das ist ein Traum, der jetzt für rund 20 Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen aus Bad Kissingen Wirklichkeit wurde. Das BBC Symphony Orchestra aus London hatte den Begriff des "Schulkonzerts" ernst genomnmen und schon im Frühjahr die junge Leute eingeladen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Natürlich kann das nur ein Orchester machen, das vollkommen arroganzfrei ist, das genügend Geduld und viel Humor hat. Da waren die Londoner prädestiniert dazu. Und sie haben es auch wunderbar gemacht.

Natürlich ist "Schulkonzert" leicht dahingesagt. Ein bisschen fiedeln, ein bisschen tuten, was kostet die Welt. Was da wirklich an Arbeit und Zeit dahintersteckt, merkte man dem Konzert auch nicht an. Da musste nicht nur schon lange im Vorfeld geprobt werden, wenn man sich an der Seite der Profis nicht blamieren wollte bei Beethovens 5. Sinfonie. Da mussten auch Noten kopiert und Verteilt und vor allem vorher bearbeitet werden. Kein Musikschüler kann schließlich diese Sinfonie oder zumindest deren Exposition so ohne weiteres spielen. Also wurde der Satz vereinfacht, und zwar so, dass manche Anfänger-Streicher nur leere Saiten spielen mussten - aber auch rhythmisch richtig, was ja auch nicht so einfach ist. Bei den Holz- und Blechbläsern hätte eine solche Vereinfachung allerdings nicht funktioniert.Mit Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre eröffneten Sakari Oramo und seine Leute das Konzert und sorgten damit für eine wunderbare, schwungvolle Einstimmung. Dann war Schichtwechsel, dann verschwand ein Teil des Orchesters, und die jungen Leute kamen. Man konnte sie gut erkennen, nicht nur am Alter: Sie hatten sich eigene T-Shirts für ihren Auftritt zugelegt. Ansonsten waren sie ganz erstaunlich unauffällig. Gut, der eine oder die andere hatte ein etwas gerötetes Gesicht, denn Konzentration strengt an. Aber jeder wusste genau, was er wann zu tun hatte - und tat es ganz einfach. Na gut, eine Generalprobe hatte es natürlich vorher gegeben.

Und so erklangen, zumal Sakari Oramo in seinem Dirigat richtigerweise keine verzärtelnde Rücksicht auf die Gäste nahm, in einer ebenso klaren wie anregenden Fassung Edvard Griegs d(t)rolliges und wuchtiges "In der Halle des Bergkönigs" und die Exposition der 5. Sinfonie von Beethoven. Da war eine Qualität im Spiel, auf die die jungen Leute wirklich stolz seien können.

Dazu musizierte das Orchester in seiner Stammbesetzung Detlev Glanerts Konzertouvertüre "Weites Land", ein hochinteressantes und spannendes Stück für Leute, die auch nur ein bisschen was für Musik am Hut haben. Und dann gab's die "Body Percussion", eine gruppendynamische Veranstaltung, die auch das Publikum in Bewegung hält, deren Organisation und Einübung in Gruppen allerdings länger dauert als die Aufführung. Aber am Ende gab"s die gewünschten kanonischen Effekte, das Gleiten der Klatsch- und Zischgeräusche und Rufe durch die Gruppen. Obwohl ein Blick von oben zeigte, dass die rhythmischen Begabungen ungleich verteilt sind.
Schön war, dass sich die jungen Leute bei der Moderation nicht auf irgendwelche Erwachsenen verlassen, sondern die Sache selbst in die Hand genommen hatten. Das Moderatorentrio Noah Albert, Alina Seufert und Franziska Meder stellte nicht nur die Stücke vor, sondern befragte auch Musiker, wie sie zu ihrer Profession oder ihrem Instrument gekommen sind - und was ein Dirigent, der eigentlich nur abends zwei Stunden arbeiten muss. Sakari Oramo war ehrlich: "Dasselbe wie andere Menschen auch." Das reichte von essen und schlafen bis Rad fahren und fernsehen - und manchmal proben.

Beim Finale, dem dritten Satz aus Tschaikowskys 4. Sinfonie, konnten die Bläser und Schlagwerker noch einmal mitmachen. Von den Streichern wird hier ein virtuoses Pizzicato gefordert, das Schüler einfach noch nicht können können. Da hilft auch keine Vereinfachung. Trotzdem war es für alle Beteiligten ein Erlebnis, das Spuren hinterlässt, auch in der Einschätzung des eigenen musikalischen Tuns. Vielleicht wird ja auch mancher Musiker, weil er gemerkt hat, dass auch in klassischen Orchestern gelacht wird. Es sind bereits Verhandlungen angelaufen, dass das BBCSO 2020 wiederkommt. Da kann der eine oder die andere vielleicht noch einmal mitmachen. Denn bis dahin gibt es bestimmt schon wieder G 9.