Vom Leben auf Schloss Aschach

2 Min
Im Blauen Salon tragen Simon (von rechts), Sandra und Joanna den Klassenkameraden ihre Forschungsergebnisse zu Luise von Luxburg vor, Die Museumspädagogin Katja Kraus (links) hat sie bei ihren Recherchen begleitet. Zum Museumsfest werden die Kinder ihr Wissen präsentieren. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Im Blauen Salon tragen Simon (von rechts), Sandra und Joanna den Klassenkameraden ihre Forschungsergebnisse zu Luise von Luxburg vor, Die Museumspädagogin Katja Kraus (links) hat sie bei ihren Recherchen begleitet. Zum Museumsfest werden die Kinder ihr Wissen präsentieren. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Badr stellt Friedrich von Luxburg dar. Hier probiert er eine Weste an, die die Museumspädagogin Katja Kraus mitgebracht hat. Die Klassenlehrerin Beatrice Rose-Ebel hilft bei der Anprobe. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Badr stellt Friedrich von Luxburg dar. Hier probiert er eine Weste an, die die Museumspädagogin Katja Kraus mitgebracht hat. Die Klassenlehrerin Beatrice Rose-Ebel hilft bei der Anprobe. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Lara (von links), Tina, Matthias und Karl proben eine Szene. Im Mittelpunkt steht Karola von Luxburg, die von Tina dargestellt wird. Soeben erklären die Mädchen die sogenannte Fächersprache. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Lara (von links), Tina, Matthias und Karl proben eine Szene. Im Mittelpunkt steht Karola von Luxburg, die von Tina dargestellt wird. Soeben erklären die Mädchen die sogenannte Fächersprache. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 
Proben für die kleinen Museumsführer. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Proben für die kleinen Museumsführer. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
 

Die Viertklässler der Sinnberg-Grundschule schlüpfen zum Museumsfest in die Rollen der einstigen Bewohner.

Konzentriert stehen die drei Kinder im Blauen Salon. Ihr Blick ist auf die Notizen gerichtet, die Sandra, das große Mädchen, in den Händen hält. Diese handeln von Luise von Luxburg, die vor gut einhundert Jahren auf Schloss Aschach lebte. "Das hier war ihr Lieblingszimmer", liest Sandra vor. Simon greift derweil in seine Papiertüte und holt eine Briefkopie heraus. "Luise konnte viele Sprachen und hat sogar Briefe für ihren Mann übersetzt", setzt die Zehnjährige ihren Bericht fort. Die Klassenkameraden staunen.

Die Jungen und Mädchen sitzen am Boden und verfolgen aufmerksam, was Joanna, Sandra und Simon über Luise von Luxburg herausgefunden haben. "Heute ist das nichts Besonderes mehr, dass Frauen übersetzen. Damals war es das schon. Schließlich dachte man, dass Frauen nicht so klug sind, wie Männer", erklärt die Klassenlehrerin Beatrice Rose-Ebel.


Kinder werden Museumsführer

Sie und die Klasse 4a von der Sinnberg-Grundschule sind Teilnehmer eines neuen Projektes. Die Schüler lernen dabei als sogenannte "Life-Speakers" ihr selbstangeeignetes Wissen über Schloss und Leute wie echte Museumsführer weiterzugeben. Das Konzept dazu hat die Lehrerin gemeinsam mit der Museumspädagogin Katja Kraus für Schloss Aschach entwickelt. "Die Idee hatte ich schon lange", sagt Rose-Ebel, die selbst viele Jahre als Museumsführerin im Schloss tätig ist. "In welche Rolle die Kinder schlüpfen und wie sie ihr Wissen präsentieren, bleibt ihnen überlassen", sagt sie. Einzig der Termin für ihre n Einsatz steht fest: das Museumsfest am Sonntag.

Bei ihren Schülern kommt der außergewöhnliche Unterricht gut an. Mit Feuereifer erforschen sie zunächst in kleinen Gruppen, wer, warum und wie auf Schloss Aschach lebte. Dabei durchforsten die Kinder Raum für Raum, halten Ausschau nach Gegenständen und Besonderheiten, die von den Bewohnern erzählen. Die Museumspädagogin Katja Kraus hat außerdem verschiedenes Informationsmaterial, wie Kopien von Schriftstücken sowie Fotos von Gegenständen oder Bildern vorbereitet. Fehlendes Wissen ergänzt Beatrice Rose-Ebel. So auch jetzt, im Großen Saal. Dort entdecken Badr und seine Mitstreiter ein Bild von Friedrich von Luxburg. "Der guckt aber grimmig", stellen die Kinder fest. "Er war krank, hatte Diabetes und vermutlich Schmerzen", erklärt die Lehrerin.


Reichskanzler mit Pickelhaube

Im Rauchzimmer beschäftigen sich Hannes und seine Gruppe mit Otto von Bismarck, der Schloss Aschach oft besuchte. "War er vielleicht ein Feuerwehrmann?", fragt der Junge und zeigt auf ein Foto, das Marina hochhält. Darauf ist der Reichskanzler mit Pickelhaube zu sehen. Doch die Klassenkameraden schmunzeln. "Ich glaube, der war bei der Armee", ruft jemand. Eine Woche später ist Hannes mit seiner Gruppe schon deutlich weiter.
Die Kinder haben sich eine kleine Szene zu einem Bismarckbesuch ausgedacht, die sie ihrer Klasse nun vorspielen. Hannes ist Bismarck, Benny stellt den Grafen zu Luxburg dar. "Wie läuft's mit der neuen Kutsche?", eröffnet der "Reichskanzler" das Gespräch. Dann führt Hannes einen dicken Filzstift zum Mund und tut so, als ob er raucht. Schließlich sitzen die beiden Herren im Rauchzimmer zusammen.

Die Klassenkameraden sind begeistert von dieser und von allen anderen Darbietungen. "Nur Okay sagt man damals nicht", bemerkt ein Mädchen. Beatrice Rose-Ebel empfiehlt: "Ihr müsst nicht jeden Satz auswendig lernen. Überlegt euch vielmehr, was ihr sagen wollt. Dann wirkt das nicht wie auswendig gelernt." Ansonsten ist die Lehrerin fasziniert davon, was sich die Kinder innerhalb einer Woche erarbeitet haben. Alle Gruppen ihrer Klasse haben sich dafür entschieden, beim Museumsfest kleine Szenen aufzuführen, die sie nun bis zum Wochenende fleißig proben.