Vom Ende eines Handwerks

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Lothar Nikolaus (Bild links) arbeitet an einer alten Druckmaschine. Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
Lothar Nikolaus (Bild links) arbeitet an einer alten Druckmaschine. Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
Die Druckerei Nikolaus befand sich bis zuletzt in einem Nebengebäude zu diesem Haus in der Ludwigstraße. Fotos: Archiv Franz-Peter Nikolaus
Die Druckerei Nikolaus befand sich bis zuletzt in einem Nebengebäude zu diesem Haus in der Ludwigstraße.  Fotos: Archiv Franz-Peter Nikolaus
 
Auf dieser Buchdruckmaschine "Original Heidelberger Zylinder" (OHZ) wurde bis 1977 der Brückenauer Anzeiger gedruckt. Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
Auf dieser Buchdruckmaschine "Original Heidelberger Zylinder" (OHZ) wurde bis 1977 der Brückenauer Anzeiger gedruckt.  Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
 
Erinnerungen an die Buchdruckerei: Eine Handhebelpresse hat Franz-Peter Nikolaus aufgehoben. Früher wurden damit zum Beispiel Sterbebilder gedruckt, die in der Kirche auslagen. Foto: Ulrike Müller
Erinnerungen an die Buchdruckerei: Eine Handhebelpresse hat Franz-Peter Nikolaus aufgehoben. Früher wurden damit zum Beispiel Sterbebilder gedruckt, die in der Kirche auslagen. Foto: Ulrike Müller
 
1981 wurde eine Offsetdruckmaschine angeschafft. Die neue Drucktechnik löste den Bleisatz nach und nach ab. Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
1981 wurde eine Offsetdruckmaschine angeschafft. Die neue Drucktechnik löste den Bleisatz nach und nach ab. Foto: Archiv Franz-Peter Nikolaus
 

In dritter Generation arbeitete Franz-Peter Nikolaus als Setzer. Heute bestellt er für seine Kunden im Internet.

Sein Vater war schon Drucker, sein Großvater auch. Franz-Peter Nikolaus ist der dritte in der Reihe - und mit ihm geht die Druckertradition in der Kurstadt zu Ende. "In den 1990er Jahren hat sich die Technik verändert", erinnert er sich an die Zeit, wo das Setzen mit Buchstaben aus Blei überflüssig wurde. "Mit dem Internet hat sich alles verändert", fügt er an. Viele kleine Druckereien konnten sich nicht mehr halten.


Lange Tradition

Früher freilich war die Buchdruckerei nicht aus der Stadt wegzudenken. Die erste Druckerei siedelte sich nach dem Stadtbrand 1876 in der Kissinger Straße 120 ge genüber der Dornenmühle an. 1913 übernahm Karl Nikolaus den Betrieb - da schon in der Ludwigstraße - von Ernst Wolf. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sein Sohn Lothar die Geschäfte. Der Verlag brachte bis zum Jahr 1977 übrigens den Brückenauer An zeiger her aus.
"Viele Handwerker haben ihre Rechnungs- und Briefbögen bei uns drucken lassen", erzählt Franz-Peter Nikolaus. Er übernahm 1977 die Druckerei. Die Sparte Verlag wurde im selben Jahr an den Bad Kissinger Verlag Schachenmayer verkauft. Es habe zu dieser Zeit noch eine zweite Buchdruckerei in Bad Brückenau und eine Buch- und Offsetdruckerei in Zeitlofs gegeben, erzählt Nikolaus. Außerdem wurde für viele mittelständische Unternehmen gedruckt - innerhalb und außerhalb des Landkreises Bad Brückenau.
Formulare, Selbstdurchschreibesätze oder auch Tagelohnblocks für Bauarbeiter fer tigte der Drucktechniker Ni kolaus an. Je der einzelne Buchstabe wurde gesetzt, jeder Rahmen von Hand in die Schablone gelegt und der Zwischenraum mit Blindmaterial aufgefüllt. Das war noch echtes Hand werk - und ein unheimlich aufwendiges Procedere. Mit der Anschaffung einer Fotosatzmaschine Anfang der 1990er fiel der Bleisatz komplett weg: Die Schriftzeichen wurden auf einen Trägerfilm übertragen und auf der Offsetmaschine gedruckt. Ein paar Jahre später investierte Nikolaus noch einmal: Ab sofort konnte in zwei Farben gedruckt werden.
"Das Eisen", wie Franz-Peter Nikolaus die Maschinen nennt, leistete ihm nur noch we nige Jahre treue Dienste. 2002 erreichte das Internet die Druckindustrie. Vier Jahre später verkaufte er seine Maschinen und verlegte sein Büro nach Hause. So wurde aus der Druckerei eine Medienagentur - bis heute. Die Kunden von früher wenden sich mit kniffeligen Fragen an ihn und Ni kolaus bestellt für sie di rekt bei Spezialfirmen oder im Internet.
Im Jahr 2016 verkaufte er schließlich das Haus in der Lud wigstraße, in der die Druckerei zuletzt ansässig war. Der Schriftzug prangt noch immer am Gebäude. "Ich gehe jetzt in Rente, langsam", sagt Nikolaus. Damit wird auch die Druckerei Nikolaus GmbH demnächst auf gelöst werden.


Ein Vermächtnis bleibt

Ein Vermächtnis aber hinterlässt Franz-Peter Nikolaus. Bei einem Ausflug in den Thüringer Wald, gleich nach der Wende, lernte er die Druckerfamilie Beckmann aus Steinbach-Hallenberg kennen. Der Sohn Ralf, gerade einmal 18 Jahre alt, lernte in Bad Brückenau, was zu lernen war. Heute führt er eine "Printmanufaktur" und druckt auf hochwertige Materialen, was der Kunde eben nicht überall bekommt. "Das macht ihm das Internet nicht so schnell kaputt", sagt Nikolaus. Es ist ein kleiner Trost.