Viele arbeiten für Mini-Löhne

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Höhere Löhne forderte die Gewerkschaft NGG für zahlreiche Branchen. Symboldbild: Monika Skolimowska/dpa
Höhere Löhne forderte die Gewerkschaft NGG für zahlreiche Branchen.  Symboldbild: Monika Skolimowska/dpa

Jeder fünfte Vollzeit-Beschäftigte im Kreis Bad Kissingen arbeitet zum Niedriglohn, berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.

40 Stunden die Woche arbeiten - und trotzdem reicht's am Monatsende nicht: Im Landkreis Bad Kissingen arbeiten rund 4700 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liege jeder fünfte Arbeitnehmer (22,1 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit.

"Ein Alarmsignal"

Die NGG Unterfranken beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Geschäftsführer Ibo Ocak spricht von einem "Alarmsignal". Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. "In Metzgereien, Bäckereien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen", fordert Ocak. Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze.

Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung. "Auch im Kreis Bad Kissingen zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 13,34 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie durchbringen?", kritisiert Ocak laut Mitteilung. Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten. Nach Beobachtung der NGG nimmt die Zahl der Verbandsmitglieder, die aus der Tarifgemeinschaft ausscheren, seit Jahren zu. "Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden - gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert", so Ibo Ocak. Eine Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes- oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. "Wer in der Gewerkschaft ist, hat nicht nur beim Lohn, sondern auch bei Urlaub und Arbeitszeit die besseren Karten." Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt im Kreis Bad Kissingen laut Arbeitsagentur bei 2970 Euro (brutto) im Monat - im Bundesschnitt sind es 3304 Euro. red