Chancen, nach Berlin zu ziehen
Ihr Fazit vor Bekanntgabe der ersten Hochrechnung: "Wir müssen abwarten, was im Lauf des Abends kommt." Durch die Trendwende in den vergangenen Wochen sieht sie dennoch eine Perspektive für sich: "Es besteht die Chance für mich, in den Bundestag zu kommen." Sie hoffte: "Natürlich wäre es gut, wenn wir den Regierungsauftrag bekommen und den Schwung aus den Umfragen in reale Ergebnisse umsetzen können."
Ihr banges Ausharren wurde belohnt. In der ersten Hochrechnung lag die SPD bei 24 Prozent. Wo eigentlich mit Blick auf den SPD-Tiefflug der jüngeren Zeit Jubelschreie zu hören gewesen sein müssten, blieb es ruhig. Freude in den Gesichtern der Genossen zeigte sich erst, als eine Hochrechnung des ZDF von 26 Prozent sprach. Die Ergebnisse von CDU und CSU waren zu dem Zeitpunkt ebenfalls schon bekannt. Die Christ-Sozialen lagen gegen 18 Uhr bei etwa 25 Prozent. "Dass es knapp wird, war zu erwarten. Die Zahlen verändern sich ja noch. Ich glaube, es wird wohl ein langer Abend."
"Das wird noch ein Wahlkrimi", sagt Jürgen Hennemann, der Eberner Bürgermeister, kurz nach 19 Uhr. Der stellvertretende SPD-Unterbezirksvorsitzende zeigt sich erfreut, dass Sabine Dittmar wohl über die Landesliste in den Bundestag einziehen werde, findet aber, deren Leistung hätte im Wahlkreis durchaus besser honoriert werden können.
Denn das SPD-Ergebnis habe sich zwar gebessert, in der Region jedoch nicht so, wie das die Genossen erhofft hatten und wie es Prognosen erwarten ließen. Mit Spannung verfolgte er nach den ersten Hochrechnungen das "Wettrennen" zwischen Union und SPD auf Bundesebene, wobei er letztlich aber schon davon ausging, dass Olaf Scholz am Ende Kanzler werden wird.
Eine Koalition von SPD, Grünen und FDP kann sich der Eberner Bürgermeister gut vorstellen, zur Not aber auch eine Minderheitenregierung. Wichtig findet er, dass die AfD bundesweit nicht so hohe Ergebnisse erzielt hat, wie das mancher prophezeit hatte. Deren Ergebnis in manchen Wahlbezirken der Region hält Hennemann aber für besorgniserregend.
"...dass wir Gewinner sind"
Allerdings ließ sich Sabine Dittmar schließlich doch noch von dem Ergebnis anstecken. "Ich kann jetzt schon sagen, dass wir Gewinner sind. Olaf Scholz hat eine gute Überhol- und Aufholjagd geführt. Ich gehe davon aus, dass Olaf Scholz den Auftrag zur Regierungsbildung bekommt."
Während sich Sabine Dittmar eher nach Innen freute, sah das bei Stefan Czelustek, stellvertretender Vorsitzender der Kissinger SPD und Mitglied bei den Jusos (Jungsozialisten, Jugendorganisation der SPD) anders aus. Er war mit Juso-Fahne in den Maßbacher Schlossstuben unterwegs. "Ich bin begeistert. Gerade wenn man sieht, wie es noch vor einigen Monaten ausgesehen hat." Für ihn war klar: "Wir von der SPD sind auf jeden Fall der Gewinner - egal was der kommende Abend noch bringt."