Corinna Zipprich war neun Jahre in der Pfarreiengemeinschaft in Burkardroth tätig. Nun verlässt sie die Großgemeinde Richtung Hohe Rhön.
Vögel zwitschern, Grillen zirpen. Getreidehalme wiegen sich im Wind, rauschen. Von fern klingen Kirchturmglocken. Sommerduft zieht in die Nase, eine Mischung aus Heu und Blumenwiese. Immer wieder bricht die Sonne durch, schickt ihre wohlige Wärme. Corinna Zipprich sitzt auf einer Bank und schließt die Augen. Sie genießt den Augenblick, die Ruhe mitten in der Flur, zwischen Getreidefeldern und Wiesen. Die Bank ist nicht nur für Wanderer da oder zum Brotzeit machen, sondern auch zum Innehalten an der Wendelinus-Kapelle, dem sogenannten "Platte-Heilige-Häusle".
Warum treffen wir uns hier?
Corinna Zipprich: Es ist einer meiner Lieblingsorte. Vier Wege führen hierher, verbinden vier Ortschaften. Das hat so etwas Symbolisches. Schon seit Jahren finden hierher Sternenwallfahrten statt. Man trifft sich und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Was ist das, das Wesentliche?
Das ist die Frage: Was hält uns zusammen? Das Kreuz. Eine Auseinandersetzung, die mir heute oft fehlt. Es gibt mittlerweile so viele Nebenschauplätze, in denen sich die Leute verlieren .
Waren Sie schon immer gläubig?
Meine Familie war es nicht so, außer meine Omas. Ich selber habe mit neun Jahren zu ministrieren begonnen. Damals habe ich zu den Omas gesagt: Ich kann ohne das nicht mehr sein.
Warum?
Ich habe gespürt, dass ich in der Kirche aufgehoben bin, dass ich aus dem Gottesdienst anders herausgehe als ich hineingegangen bin. Die Liturgie ist für mich der rote Faden. Heute bin ich natürlich aktiver als damals, feiere selber Gottesdienste. Dennoch berührt es mich immer wieder, welche Bedeutung dahinter steckt.
Was erwartet Sie in Bischofsheim?
Es fängt wieder von vorne an, aber diesmal auf einem anderen Level. Denn die Bischofsheimer haben schon eine Pfarreiengemeinschaft, kooperieren künftig mit zwei anderen - die der Walddörfer und in Oberelsbach Immanuel Hohe Rhön.
Haben Sie sich Ihre neue Stelle in Bischofsheim selbst ausgesucht?
Richtig gesucht habe ich nicht. Aber es gibt in der Diözese einen Plan mit freien Stellen. Da habe ich immer wieder mal geguckt.
Warum gehen Sie?
Jetzt habe ich das Gefühl, es ist der richtige Zeitpunkt. Bisher hatte ich vor den Sommerferien immer eine gewisse Unruhe und Unsicherheit, fragte mich, was für neue Leute kommen. Das ist nun anders. Jetzt bin ich die Beständige, die schon lange da ist. Doch erst mal freue ich mich auf die Sommerferien.
Werden Sie verreisen?
Ja, aber ich bleibe nicht an einem Ort. Erst geht es an die Nordseeküste, dann an den Edersee in Hessen und zum Abschluss in die Sächsische Schweiz.
Wenn Sie zurückblicken, wie war Ihre Zeit in Burkardroth?
Anstrengend. So wie sie angefangen hat, hat es sich durchgezogen. Dennoch bin ich dankbar, was ich hier alles lernen durfte.
Was waren denn Ihre Aufgaben als Gemeindereferentin?
Es waren ganz viele. Ich habe Gottesdienste gefeiert, die Krankenkommunion gespendet, die Firmkatechese und Kommunionvorbereitung übernommen und in der Schule unterrichtet.
Welche war am besten?
Das habe ich mich auch schon gefragt. Und tatsächlich ist es, Gottesdienste zu halten. Buß- und Schulgottesdienste sowie Andachten. Weil ich da etwas weitergeben kann, was mich selbst in der Liturgie schon lange tief berührt.
Werden Sie Burkardroth vermissen?
Ich denke schon. Denn vieles ist mir mittlerweile sehr vertraut. Wenn ich hier durchfahre, finde ich, Burkardroth ist für mich ein Stück Heimat geworden. Ich habe hier viel Zeit verbracht, viel Energie gelassen und bekommen. Es sind nicht die großen Dinge, sondern viele kleine abseits vom Weg.
Welche sind das?
Begegnungen mit Menschen, denen ich beispielsweise die Krankenkommunion gespendet habe, die aber heute nicht mehr leben. Oder das Leben im Pfarrhaus, mein Büro, in dem ich viel Zeit verbracht, ja irgendwie auch gewohnt habe.
Wie macht sich dieses Heimatgefühl bemerkbar?
Ich spüre, jetzt bin ich angekommen. Dabei war das lange nicht so. Andererseits macht genau das nun möglich, zu gehen. Unterwegs sein ist mein Thema.
Das Gespräch führte
Kathrin Kupka-Hahn .
Gemeindereferentin Corinna Zipprich
Seit 2008 arbeitet sie in der Pfarreiengemeinschaft "Der Gute Hirte im Markt Burkardroth". Zwei Jahre davon wurde sie zur Gemeindereferentin ausgebildet. Seither hat die in Wörth am Main geborene nicht nur mit drei Pfarrern und mehreren Kaplänen zusammengearbeitet, sondern auch mit zahlreichen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern. Anfangs bestand die Herausforderung darin, die neun Pfarreien zu einer Pfarreiengemeinschaft zu formen, Arbeitsabläufe zu optimieren und neu zu kreieren. Parallel dazu musste sie sich, bedingt durch die zahlreichen personellen Wechsel, immer wieder auf neue Arbeitsweisen einstellen, Umbrüche begleiten und auch umsetzen. Nun scheint Ruhe in der Pfarreiengemeinschaft eingekehrt zu sein. Jetzt verlässt Corinna Zipprich Burkardroth.
Am Samstag, den 22. Juli, findet um 18 Uhr der Abschiedsgottesdienst in Stangenroth statt. Im Anschluss daran besteht Gelegenheit, sich persönlich von ihr zu verabschieden.
kkh