Unterwegs im Kirchenturm der Jakobuskirche

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Monteur Timm Nagel begutachten die historische Turmuhr in der Jakobuskirche. Der Monteur prüft den Hammer außerhalb der Glocke, der für das Schlagen, also die Töne zur Angabe der Uhrzeit zuständig sind. Fotos: Ralf Ruppert
Monteur Timm Nagel begutachten die historische Turmuhr in der Jakobuskirche. Der Monteur prüft den Hammer außerhalb der Glocke, der für das Schlagen, also die Töne zur Angabe der Uhrzeit zuständig sind.  Fotos: Ralf Ruppert
Messner Dietmar Hack (links) und Monteur Timm Nagel begutachten die historische Turmuhr in der Jakobuskirche.
Messner Dietmar Hack (links) und Monteur Timm Nagel begutachten die historische Turmuhr in der Jakobuskirche.
 
Timm Nagel ölt das Uhrwerk.
Timm Nagel ölt das Uhrwerk.
 
Am Glockenstuhl liest Nagel ab, dass hier sieben Glocken hingen.
Am Glockenstuhl liest Nagel ab, dass hier sieben Glocken hingen.
 
Auf dem Glockenstuhl wird der Impuls für die Zeiger der Turmuhr umgelenkt.
Auf dem Glockenstuhl wird der Impuls für die Zeiger der Turmuhr umgelenkt.
 
Die alte Turmuhr der Jakobuskirche.
Die alte Turmuhr der Jakobuskirche.
 
 
 
 
 
 
...während der Klöppel innen die Glocke zum Läuten bringt.
...während der Klöppel innen die Glocke zum Läuten bringt.
 
 
 
 

Die Turmuhr der Jakobuskirche wird noch über die alte Mechanik angetrieben. Am Dienstag war Monteur Timm Nagel aus Regensburg zur jährlichen Wartung im Landkreis Bad Kissingen unterwegs.

Timm Nagel kommt nicht nur viel herum, sondern immer auch hoch hinaus. Der gelernte Schreiner arbeitet für die Regensburger Firma Georg Rauscher und wartete gestern die Geläute und Kirchturmuhren der Pfarreiengemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens, Bad Kissingen" sowie im Kloster Altstadt in Hammelburg.

In der Jakobuskirche traf er dabei auf ein ganz besonderes Uhrwerk, nämlich aus dem Hause Georg Rauscher.
"Das stammt vermutlich noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die letzten dieser Art wurden 1950 gebaut", berichtet der 29-Jährige.

Schlagwerk noch in Betrieb

Das Uhrwerk steuert die Glockenschläge und treibt die beiden Turmuhren an - und zwar voll mechanisch. Lediglich die Gewichte, die die Mechanik antreiben, werden per Motor hochgezogen. "Hier in der Jakobuskirche schlagen die Glocken noch rund um die Uhr, während das Schlagwerk an der Herz-Jesu-Kirche ganz abgeschaltet ist", berichtet Messner Dietmar Hack. Der 46-Jährige aus Aura betreut die beiden Kirchen und die Marienkapelle, bei der Vorbereitung der Gottesdienste wird er von einem Team aus sieben ehrenamtlichen Messnern unterstützt.

Am Dienstag war Hack mit Monteur Timm Nagel unterwegs. "Einmal im Jahr wird die Technik gewartet." Passanten erkennen das daran, dass plötzlich die Glocken wild durcheinander schlagen sowie nacheinander und zusammen geläutet werden. In der alten Jakobuskirche sind es nur noch drei Glocken (siehe Info-Kasten). "Früher hatten hier bis zu sieben Glocken Platz", sieht Nagel dem Eichen-Gebälk an, während er durch den Glockenstuhl klettert.

Über wackelige Stufen und alte Leitern durch Kirchtürme zu klettern, ist für Timm Nagel Alltag. "Wichtig ist in dem Job, dass man auf sich achtet", sagt der 29-Jährige. So weit von der Heimat entfernt wie in dieser Woche ist er nur selten: Bad Neustadt, Hammelburg, Reiterswiesen, Hausen, Winkels und Arnshausen standen auf seinem Terminplan. Auf so alte Uhren wie in der Jakobuskirche stößt er dabei nur noch selten: "Diese Uhren werden so ja nicht mehr gebaut, der Uhrmacher-Beruf stirbt eigentlich aus", sagt er, während er das Uhrwerk schmiert. Und auch einen Stock höher im Glockenstuhl stößt er auf eine Besonderheit: Ein Motor mit mechanischer Steuerung. "Leider kommt es heutzutage meistens billiger, das neu zu kaufen statt es zu reparieren."


Herz-Jesu-Kirche In der Stadtpfarrkirche hängen sechs Glocken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die größte ist die 1884 gegossene und 2573 Kilogramm schwere Herz-Jesu-Glocke mit einem Durchmesser von 1,63 Meter. Die Jakobusglocke aus dem Jahr 1858 wiegt 1306 Kilogramm, die Marienglocke (ebenfalls 1858) 776 Kilogramm, die St. Josephsglocke (1884) 500 Kilogramm, die St. Wendelinsglocke (1884) 350 Kilogramm und die St. Andreasglocke 310 Kilogramm. Die Glocken hängen im schmalen Turmoktogon in drei Zweierpaaren übereinander.

Jakobuskirche Mitten in der Altstadt hängen noch drei Glocken im Turm. Die 11-Uhr-Glocke wurde im 15. Jahrhundert gegossen und ist 300 Kilogramm schwer. Hinzu kommen die St. Michaels-Glocke (1921, 110 Kilogramm) und die Hahnenglocke (1727, 61 Kilogramm).

Marienkapelle Die 1473 gegossene Glocke dort wiegt 310 Kilogramm und wird noch von Hand geläutet.