"Turm der Erinnerung" von Bildhauerin Heike Metz aus Langenleiten steht in Lohr

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Heike und Klaus Metz mit einigen ihrer Kunstwerke in ihrem Atelier in Langenleiten. Marion Eckert
Heike und Klaus Metz mit einigen ihrer Kunstwerke in ihrem Atelier in Langenleiten. Marion Eckert
Unfertig und doch fertig. Die neuen Tierarbeiten von Klaus Metz wurden mit der Motorsäge aus Eichenbalken geschnitten. Marion Eckert
Unfertig und doch fertig. Die neuen Tierarbeiten von Klaus Metz wurden  mit der Motorsäge aus Eichenbalken geschnitten. Marion Eckert
 
Treppen, die ins Nichts führen oder an Mauern stoßen. Der Turm der Erinnerung zeigt auf symbolische Weise welche Bedeutung die Annahme und das Aufarbeiten von Erinnerung hat. Die Skulptur steht jetzt in Lohr.Marion Eckert
Treppen, die ins Nichts führen oder an Mauern stoßen. Der Turm der  Erinnerung zeigt auf symbolische Weise welche Bedeutung die Annahme und  das Aufarbeiten von Erinnerung hat. Die Skulptur steht jetzt in Lohr.Marion Eckert
 
Das Gipsmodell des Turms der Erinnerung hat Heike Metz behalten. Marion Eckert
Das Gipsmodell des Turms der Erinnerung hat Heike Metz behalten.  Marion Eckert
 

Das Gipsmodell hat die Künstlerin behalten. Dieses Modell und weitere Werke ihres Mannes Klaus Metz sind am Wochenende, 6. und 7. Juli, in Langenleiten zu besichtigen.

Für Klaus Metz hat das neueste Kunstwerk seiner Frau Heike eine enorme Bedeutung. "Es eine der wichtigsten Arbeiten, die ein Rhöner Bildhauer erstellte und die je aus der Rhön heraus gegangen ist" sagt er sichtlich stolz. Das Kunstwerk trägt den Titel "Turm der Erinnerung" und steht seit kurzem vor dem psychiatrischen Bezirkskrankenhaus in Lohr. Es ist ein Mahnmal der Erinnerung an Euthanasieopfer während der NS-Diktatur.

An die 600 Patienten wurden von den Nationalsozialisten ab 1940 von Lohr aus verlegt und ermordet. "Das Leid, den Schrecken und das Morden künstlerisch darzustellen ist nicht möglich", dachte Heike Metz, als sie sich im Herbst des vergangenen Jahres beim Bildhauersymposium "Triennale Schweinfurt für zeitgenössische Kunst" an das Thema heranwagte. Entstehen sollte ein Mahnmal für einen Ort der Erinnerung.

Heike Metz entschied sich für einen nach oben steigenden Turm als Symbol für die Erinnerung, die einerseits einengt und festhält, aber auch bewahrt, im oberen Teil aber die Möglichkeit bietet, den Blick zu weiten. Die Treppen am Turm legen sich wie eine Klammer um die Erinnerung, führen ins Leere oder stoßen an Wände. "Wer sich der Erinnerung verweigert, ausweichen und sie nicht annehmen möchte, der läuft ins Leere oder stößt an Mauern", erklärte Heike Metz. "Ein Ausstieg aus der Erinnerung, somit ein Verdrängen  führt immer in die Leere, in ein Nichts. Der Turm der Erinnerung ist somit ein Symbol für persönliches Erinnern und das gesellschaftliche Erinnern." Der Turm besitzt eine starke Oberflächenstruktur, dies stehe symbolisch dafür, dass Erinnerung immer etwas lebendiges ist.

Gerade die Erinnerung im Zusammenhang mit den Euthanasie-Opfern in Lohr sei so furchterregend, dass Heike Metz nicht in Grauen verharren wollte. Im oberen offenen Turmteil hat sie die Treppen in die Erinnerung integriert und sie weiten sich in die Höhe. Für Heike Metz ein Symbol der Annahme und letztlich Transzendenz. "Ich glaube an das Gute und einen guten Ausgang am Ende der Zeit."

Für Klaus Metz ist das Kunstwerk seiner Frau eine "zeitlose Auseinandersetzung" mit dem Thema Erinnerung, das über Generationen hinweg seine Aussagekraft behalten werde.

Das Mahnmal wurde bei einem Festakt Ende Juni seiner Bestimmung übergeben. Der Mediziner, Psychiater und Autor Michael von Cranach erforscht die Geschichte der Ermordung seelisch, geistig und körperlich kranker Menschen, des sogenannten "lebensunwerten Lebens" im NS-Staat seit vielen Jahren. Die Gesamtzahl der Opfer bezifferte Cranach auf mindestens 270.000.

Auch wenn der Bronzeguss des Turms der Erinnerung nun in Lohr steht, das Gipsmodell hat Heike Metz behalten. Es ist in der Ausstellung am 6. und 7. Juli zu sehen. Klaus Metz zeigt  neue Arbeiten "aus der Hüfte geschossen", die auf den ersten Blick unfertig wirken, in ihrer groben Struktur aber genau so gewollt sind. Es sind Darstellungen unterschiedlicher Tiere, mit der Kettensäge aus alten Eichenbalken geschnitten. Das Thema Tier beschäftigt Klaus Metz schon seit langem, diese Serie ist ein Fortführung seiner bisherigen Bronzegussarbeiten.

Am Samstag, 6 Juli und Sonntag, 7. Juli stehen die Räume von Heike und Klaus Metz von 11 bis 18 Uhr offen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Die Adresse lautet : Lindenstraße 46 in Langenleiten.