Eine besondere Tradition des Reit- und Fahrvereins Sulzthal lebt mit dem Kreuzritt am Sonntag, 5. Mai, wieder auf.
Dieser Brauch geht auf die frühen 50er Jahre zurück und wird auch heute noch von Pferdebesitzern und -freunden aus Sulzthal und der weiteren Umgebung gerne wahrgenommen. Der Kreuzritt entstand auf Initiative des damaligen Ramsthaler Pfarrers Weidner, selbst Pferdefreund, der sich gerne einmal in den Sattel schwang.
"Pfarrer Weidner ging damals an der Kreuzkapelle spazieren und traf an der Marieneiche den Sulzthaler Willi Hesselbach und seine Jagdkollegen, die gerade auf der Bank
rund um die Eiche eine Rast einlegten. Pfarrer Weidner unterbereitete den Sulzthalern, die auch Pferde für den Einsatz in der Landwirtschaft besaßen, den Vorschlag zur Veranstaltung eines Kreuzritts, der gerne aufgegriffen wurde", weiß Bruno Vierheilig vom Reit- und Fahrverein, gleichzeitig auch Hauptorganisator des Kreuzritts.
"1950 wurde der erste Kreuzritt an der Kreuzkapelle veranstaltet.
Außerdem wurde festgelegt, dass dieser immer am ersten Maisonntag stattfinden sollte. Zu diesem Anlass wurde immer die Schubert-Messe gespielt", erzählt der gebürtige Sulzthaler weiter.
Der Kreuzritt hatte damals wie heute die gleiche Bedeutung: Die Tiere sollten gesegnet werden, um Krankheiten fern zu halten. Lediglich der Einsatz der edlen Vierbeiner hat sich geändert.
Wurde in den 50er Jahren das Pferd hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt, sind die Tiere jetzt weniger Arbeitstiere, sondern Turnier- oder Freizeitpferde.
Ein "Bruch" für den StallSo ließ es sich damals Pfarrer Weidner nicht nehmen, selbst hoch zu Ross zur Messe zu reiten. Vier Pferde postierten sich während des Gottesdienstes in Kreuzform vor dem Altar. Kein einfaches Unterfangen für die Tiere, eine solche Zeit still auszuharren.
Dafür musste wochenlang geübt werden. Heute erinnert aus Sicherheitsgründen ein gelegtes Kreuz vor dem Altar daran.
Als sichtbares Zeichen erhielt früher jeder Teilnehmer nach einem gemeinsamen Ritt durch die Sulzthaler Fluren für sein Tier einen "Bruch" aus Wacholderbüschel. Dieser "Bruch" sollte zuhause im Stall aufbewahrt werden.
Auch diesmal erhalten die Teilnehmer eine Erinnerung zum Anbringen im Stall: Einen Kranz aus Grüngehölz mit Kreuz.
Bis 180 Pferde dabeiDie Tradition des Kreuzritts schlief 1964 ein, wahrscheinlich auch deswegen, weil motorisierte landwirtschaftliche Geräte die wichtige Rolle des Pferdes immer weiter in den Hintergrund drängten.
1983 ließ der Reit- und Fahrverein diesen Brauch wieder aufleben - bis heute.
"Es gab Zeiten, da waren es 180 Pferde, die zum Kreuzritt kamen. In den letzten Jahren waren es immer so um die 70", erinnert sich Bruno Vierheilig. Das Brauchtum ist nicht nur für Pferdebesitzer ein schöner Treffpunkt. Jede Menge Pferdefreunde interessieren sich für den Gottesdienst unter freiem Himmel.
Im Anschluss ist alles für ein gemütliches Beisammensein mit Musik, deftigen Speisen, Kaffee und Kuchen bei den Maschinenhallen organisiert. Dabei kann man einen herrlichen Ausblick in die Rhön genießen.
Programm 10 Uhr:Treffpunkt der Pferde und Kutschen auf der Steige, Aufstellung zum Festzug; 10.15 Uhr: Marsch des Pferdezuges zur Kreuzkapelle; 10.30 Uhr: Festgottesdienst vor der Kreuzkapelle mit Pastoralreferent Horst
Löwenstein; anschließend Umritt durch die Sulzthaler Fluren und Pferdesegnung; danach gemütliches Beisammensein bei warmen Speisen, Kaffee und Kuchen.
Die Bilder wurden uns freundlicherweise von Bruno Vierheilig zur Verfügung gestellt, dem die Geschichte des Kreuzritts sehr am Herzen liegt.