Toni Schick: Das riskanteste Geschäft seines Lebens?

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Im Bereich des Bahnhofs in Bad Kissingen sollen etwa 150 Wohnungen entstehen. Um das Projekt brodelt die Gerüchteküche. Foto: Johannes Schlereth
Im Bereich des Bahnhofs in Bad Kissingen sollen etwa 150 Wohnungen entstehen. Um das Projekt brodelt die Gerüchteküche. Foto: Johannes Schlereth

Am Bahnhof sollen 155 Wohnungen entstehen. Mitbeteiligt ist auch Toni Schick, der 2. Bürgermeister der Stadt. Allerdings: Um das Vorhaben ranken sich diverse Gerüchte.

Toni Schick ist Chef einer Baufirma und 2. Bürgermeister der Stadt Bad Kissingen. Um eines seiner Bauprojekte - der Prinzregentenpark am Bahnhof - brodelt die Gerüchteküche in der Kurstadt. Etwa 150 Wohnungen möchten er und Co-Investor Niko Rotschedl dort bauen. Allerdings entzündete sich Kritik an Toni Schicks Funktion als Investor und zweiter Bürgermeister, das Gemunkel soll bis in den Stadtrat gereicht haben.

Bad Kissingen: Gibt es einen Interessenskonflikt?

Vorneweg: Ein Interessenskonflikt zwischen der Funktion als Bauherr und Bürgermeister existiert nach Recherchen dieser Redaktion nicht. "Vor dem aktiven Kaufinteresse wurde das Interesse der Stadt an der Fläche abgefragt. Dieses bestand nicht mehr", teilt Toni Schick mit. Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, bestätigt auf Nachfrage den Vorgang telefonisch.

Im Juni 2019 bekundete Investor Niko Rotschedl zunächst alleine sein Interesse an dem Grundstück bei der Deutschen Bahn. "Anfang Juli kam dann die Absage", sagt der Projektentwickler. Sein Steckenpferd ist das Konversionsmanagement, also der Umbau von ehemaligen Militär-, Industrie- oder eben Bahnflächen. Damit ist er deutschlandweit zugange. In Würzburg arbeitet er an der Frankenhalle und richtet die alte Dampfwaschanstalt im Würzburger Stadtteil Zellerau zur künftigen Zentrale für das Großprojekt "Südlink" her. "Im Juni oder Juli 2020 hat sich die Bahn dann wieder bei mir gemeldet. Dann haben wir verhandelt." Dann ging es am Bad Kissinger Bahnhofsumfeld schnell vorwärts: "Anfang August stand der Preis dann fest. Im September ging es dann zu Notar."

Bad Kissinger Wissen einholen

"Auf Toni Schick bin ich im August 2020 zugegangen. Auch wegen seiner Einschätzung als Kissinger zum Grundstück", erzählt Rotschedl. Erst nachdem Toni Schick sich rückversichert hatte, dass von Seiten der Stadt kein Interesse mehr am Grundstück besteht, stieg er in das Projekt mit ein.

Laut Zeitungsartikeln aus dem vergangenen Jahr hatte die Stadt zunächst selbst Interesse am Grundstück. Stieg dann aber aus, weil zwischen Stadt und Unternehmen nicht klar war, wie mit möglichen Belastungen im Boden umzugehen ist.

Prinzregentenpark: Womit ist auf der Baufläche zu rechnen?

"Auf Bahnflächen ist grundsätzlich mit Altlasten zu rechnen", sagt Niko Rotschedl aus seiner Erfahrung von bisherigen Projekten. Beispielsweise können Reste von Betriebsstoffen wie Öl, Diesel oder Benzin in den Boden gesickert sein.

Dass es Verschmutzungen am Bad Kissinger Bahnhof gibt, ist wahrscheinlich. Die Grundvoraussetzungen sind gegeben: Jahrelang verluden erst die Wehrmacht, später dann die US-Army dort Panzer und schweres Gerät. Und: Aus den 80er bis 90er Jahren gibt es mehrere Artikel, die auf Ärger mit den GIs hinweisen.

Beispielsweise mussten Landes- und Militärpolizei sowie Vertreter der Stadt und des Landratsamts im November 1988 den soldatischen Saubermännern beim Reinigen ihrer Panzer am Bahnhof Einhalt gebieten. Allerdings befinden sich die auf den Bildern sichtbaren Stellen nicht im Bereich der geplanten Bebauung.

Deutsche Bahn äußert sich nicht

Auskünfte, ob und wie belastet das Areal ist, gibt die Deutsche Bahn nicht. Als Grund nennt ein Pressesprecher die neuen Eigentumsverhältnisse. "Es kann sein, dass es dort etwas gibt. Wir wissen es nicht, bislang haben wir nichts gefunden", sagt Niko Rotschedl. Toni Schick ergänzt: "Beim Bodengutachten für die Gründung haben wir keine nennenswerten Auffälligkeiten gehabt."

Lieber Vor- statt Nachsicht

Weil bei den Bauarbeiten auch Munition aus dem vergangenen Weltkrieg entdeckt werden könnte, sind die Investoren wachsam. "Wir begleiten das Projekt mit entsprechender Vorsicht. Lieber sind wir einmal zu vorsichtig", sagt Niko Rotschedl. Konkret bedeutet das: Rollen die Bagger, dann ist auch der Kampfmittelräumdienst vor Ort. Das gilt unbeachtet der Tatsache, dass beim Kontrollieren von Luftbildern nirgends Bombentrichter zu sehen waren.

"Bei der Bahn ist immer das Datenmaterial problematisch", sagt Niko Rotschedl. "In der Ausschreibung war zu erfahren, dass sich auf einem Teilstück mal eine ehemalige Tankstelle befunden haben soll. Aber auch davon haben wir bisher nichts gefunden." Die Existenz derselben bestätigt auch das Bad Kissinger Landratsamt.

Bahnhofsareal Bad Kissingen: Landratsamtoderte eine Detailuntersuchung

Werner Nöth, der Sachbearbeiter für das große Themenfeld der Altlasten, sagt: "Bei Grundstücken, die über 100 Jahre auf verschiedene Arten genutzt worden sind, besteht immer die Möglichkeit einer bösen Überraschung." Allerdings: Eine gewisse Sicherheit, was auf die Bauherren zukommen kann, gibt es. Vor etwa 20 Jahren untersuchte die Deutsche Bahn das Grundstück um den Bad Kissinger Bahnhof selbst und wies Verdachtsflächen aus - dabei war auch die Tankstelle, ein Lager der Firma Esso. 2013 forderte das Landratsamt eine Detailuntersuchung.

Das Ergebnis: Weder die Schutzgüter Wasser, Boden, Mensch oder Pflanzen sind durch die Nutzung des Geländes durch die Bahn und andere Organisationen gefährdet.

Klare Kante von Schick

Toni Schick betont: "Es ist dort keine verölte Sumpflandschaft. Wenn uns aber Belastungen begegnen, dann gehen wir damit entsprechend der geltenden Gesetze um."

Gerüchte kursieren auch über die geplante Tiefgarage. Es heißt, dass die Investoren aufgrund der Altlasten tief auskoffern müssten.

Mit einer Tiefgarage würden sich Toni Schick und Niko Rotschedl das Auffüllen sparen. "Das ist falsch. Was vor allem Geld kostet, ist das Ausbaggern und das richtige Entsorgen des Aushubs", erklärt Toni Schick. Wolle man Geld sparen, dürfte man gar nicht in die Tiefe gehen.