Wenn Fußgänger die Geschwindigkeit und den Bremsweg nicht richtig einschätzen, kann das schwerwiegende Folgen haben. Das erfuhren Fünftklässler bei der Aktion "Hallo Auto".
"Mann, das hat mich ganz schön in den Gurt geschmissen", Cheyenne (12) ist froh, wieder aus dem Auto aussteigen zu können. Sie hatte erlebt, mit welcher Wucht sie schon bei einer Vollbremsung mit 30 km/h Geschwindigkeit durch den Gurt abgebremst wird. Die Demonstration war Teil einer Schulstunde der 5. Klasse der Schlossberg-Volksschule Nüdlingen. Der ADAC unterstützt mit der Aktion "Hallo Auto" Schulen mit einem unkonventionellen Verkehrsunterricht.
Um die Kinder fit für den Verkehr zu machen, übernehmen pädagogisch ausgebildete Moderatoren für zwei Schulstunden das Kommando und klären die Kinder über die Risiken des Straßenverkehrs auf. Anschauliche Tests und Mitmachübungen lassen keine Langweile aufkommen. Die 14 Zehn- und Elfjährigen sind auf der Straße vor der Schule begeistert bei der Sache.
Dass Kinder die Geschwindigkeit oft nicht einschätzen können, zeigt
folgender Testlauf: Hannah, Sascha, Lukas und Steffen sollen aus vollem Lauf beim Senken einer Zielflagge abbremsen. So wird ihnen bewusst, dass sie erst mit Zeitverzögerung zum Stehen kommen. David Peupelmann, der Moderator vom ADAC, zeigt so den Kindern auf, dass die Reaktionszeit des Menschen dazu führt, dass auch ein Auto bei Gefahr nicht sofort steht.
Bis der Fahrer bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h auf das Bremspedal drückt, ist das Auto schon 14 Meter gefahren, erklärt er und dann kommt der Bremsweg dazu. Das ist nochmal so viel. Staunen ringsum.
Mit weiteren Übungen erarbeiten die Kinder sich die Lehrformel: Reaktionsweg+Bremsweg=Anhalteweg, die sich wie ein roter Faden durch das weitere Programm zieht.
Die Erfahrungen, die die Kinder beim Rennen und Stoppen an sich selbst gemacht haben, gilt es, nun auf das Auto zu übertragen. Jedes Kind stellt dazu eine Pylone auf und schätzt, an welcher Stelle das Übungsauto, das sich mit 50 km/h nähert, bei einer Vollbremsung zum Stehen kommen wird. Alle verschätzen sich gewaltig. Sämtliche aufgestellte Hütchen wären überfahren worden.
Melina bringt es auf den Punkt, als der Moderator fragt, was gewesen wäre, wenn die Pylonen Kinder gewesen wären: "Ich glaube, dann wären wir tot".
Wie wichtig der Sicherheitsgurt ist, erleben die Kinder zum Ende der etwas anderen Schulstunde, wenn sie angegurtet auf dem Beifahrersitz, eine Vollbremsung bei 30 km/h erleben. Da hört dann jeder ganz aufmerksam zu, wenn der Moderator erklärt, wie wichtig eine Kindersitzerhöhung ist und worauf man beim
Anschnallen achten muss, wenn man schon über 1,50 Meter groß ist und ohne Erhöhung auskommt.
Klassenlehrerin Helga Hein hat auch diesmal aufmerksam zugehört, obwohl "Hallo Auto" schon seit Jahren jährlicher Gast in Nüdlingen ist. "Der Lerneffekt ist beachtlich" meint die Pädagogin, weil die Kinder selbst erleben können, worauf sie beim Verkehr achten müssen".