Tannen erobern die Buchenhecke

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Heinrich Hümpfner zeigt hier den Höhentrieb eines jungen Tannenbäumchens. Dieser bestätigt, dass die Pflanze an dem Standort, im Wald stück zwischen Katzenbach und Oehrberg gut gedeiht. Langfristig soll der Tannenbestand in den Wäldern der Rhön verdoppelt werden. Fotos: K. Kupka-Hahn
Heinrich Hümpfner zeigt hier den Höhentrieb eines jungen Tannenbäumchens. Dieser bestätigt, dass die Pflanze an dem Standort, im Wald stück zwischen Katzenbach und Oehrberg gut gedeiht. Langfristig soll der Tannenbestand in den Wäldern der Rhön verdoppelt werden.  Fotos: K. Kupka-Hahn
Der Boden in dem Waldstück ist sehr feucht. Eine spezielle Schieferschicht sorgt für Staunässe.
Der Boden in dem Waldstück ist sehr feucht. Eine spezielle Schieferschicht sorgt für Staunässe.
 

Der Klimawandel zwingt die Forstleute auch im Staatswald dazu, andere Baumsorten als bisher anzupflanzen. Mit Erfolg.

Aufmerksame Wanderer haben es sicherlich bemerkt: Immer mehr großmaschige Zäune stehen in den Staatswäldern rund um den Markt Burkardroth. So auch im Waldabschnitt "Buchenhecke" zwischen Katzenbach und Oehrberg. "Wir haben hier vor etwa sieben, acht Jahren Tannen angepflanzt", erklärt Heinrich Hümpfner. Er ist der stellvertretende Leiter des Forstamtes Bad Brückenau und regelmäßig zu Kontrollfahrten in den Staatswäldern unterwegs.


Mehr als 1000 Bäumchen

Zwischen 1000 und 1200 Tannenbäumchen wurden in diesem Waldabschnitt auf einer etwa einen halben Hektar großen Fläche angesiedelt. "Sie gedeihen gut", freut sich der Forstmann und verweist auf den Höhentrieb an der Spitze eines Bäumchens. Dass das so gut klappt, liegt an den idealen Rahmenbedingungen. "Wir haben hier an der Buchenhecke sehr tonhaltigen Boden, der das Wasser staut", erklärt Hümpfner. Die Natur bestätigt das: Direkt neben der Tannenschonung verläuft eine große Spur im Boden, die von einer Rücke-Maschine stammt. Sie steht trotz der aktuellen Trockenheit voller Wasser. Mücken und allerhand andere Insekten tummeln sich darin. "Das ist ein wichtiger Biotop für die hier vorkommende Gelbbauchunke und Molche", weiß der Fachmann.


Unterschiedlich tiefe Wurzeln

Die vorhandenen Fichten kommen mit dem feuchten Boden jedoch weniger gut zurecht. Sie sind Flachwurzler und weichen der Staunässe aus. "Man erkennt das daran, dass die Wurzeln obenauf sitzen", sagt er. Dadurch seien die Bäume nicht so stark im Boden verwurzelt - und somit anfälliger für Windbruch.

Für die Tannenbäumchen hingegen ist der Boden, der sogenannten Chirotherien-Schiefer enthält, ideal. Denn der Nadelbaum ist ein Pfahlwurzler. Das heißt: Seine Wurzel reicht tief ins Erdreich. Auch Eichen und Linden kommen gut mit den Bodenverhältnissen zurecht. Deshalb haben die Forstleute zwischen die Tannen vereinzelt auch Winderlinden gesetzt. Nur die jungen Eichen nicht. "Die hat der Eichelhäher angepflanzt."

Ein weiterer Standortvorteil an der Buchenhecke sind die bestehenden Fichten. Sie schützen die jungen Tannen vor zu starker Sonneneinstrahlung. "Sie brauchen in ihrer Jugend nur wenig Licht", sagt Hümpfner. Er schätzt, dass in vier, fünf Jahren der nächste Hieb notwendig sein wird, um den jungen Tannen zu etwas mehr Licht zu verhelfen. "In etwa 20, 30 Jahren sind die Fichten dann hier ganz verschwunden", prognistiziert er.

Dabei ist die Tanne in der Vorrhön eher selten anzutreffen. "Sie macht nur etwa ein Prozent unseres Waldbestandes aus", sagt der Fachmann.


Erhöhung auf zwei, drei Prozent

Doch das soll sich langfristig ändern. Denn die Staatsforsten haben eine sogenannte Weißtannen-Offensive gestartet, die schon seit einiger Zeit läuft. "Sie ist dem unumkehrbaren Klimawandel geschuldet", fügt er hinzu. Ziel dieser Offensive soll sein, dass der Anteil der Tannen im 16 200 Hektar großen Staatswald des Forstbetriebs Bad Brückenau auf zwei bis drei Prozent des Bestandes anwächst. "Außerdem sind wir echte Tannenfans", fügt er hinzu.


Leckerbissen für's Wild

Doch die jungen Bäumchen einfach nur anzupflanzen, reicht nicht aus. Sie müssen auch sorgfältig vor Verbiss geschützt werden. "Besonders für das Rot- und Rehwild ist die Tanne ein Leckerbissen", weiß der Fachmann. Damit die jungen Setzlinge nicht weggefressen werden, werden die Schonungen umzäunt - mit großmaschigem Drahtzaun. "Wir kontrollieren diesen regelmäßig auf Schäden und reparieren ihn."

Bleibt schließlich noch die Frage: Was geschieht mit den Tannenschonungen in der Buchenhecke und anderswo, wenn der Wald zum Nationalpark wird? Hümpfner hofft darauf, dass es ein Nationalparkkonzept gibt, in dem der Umgang festgelegt wird und die Tannen weitergepflegt werden. "Werden die Fichten hier jedoch nicht entnommen, wird es langfristig zu dunkel für die Tannen und sie gehen ein", sagt er. Auch die Zaunpflege hält er weiterhin für sinnvoll. Falls das künftig nicht gemacht wird, werden die Tannen schon bald verschwunden sein, weil von den Rehen aufgefressen. "In beiden Fällen war dann unsere Arbeit umsonst", fügt Hümpfner hinzu.