Im Stadtarchiv erwacht die Ortsgeschichte wieder zu neuem Leben. Auch über die Anfänge des Hindenburgparks am alten Schindberg ist dort einiges zu erfahren. Rita Jonas hat einige Details zusammengetragen.
Einst war er Viehmarkt der Stadt, seit Jahrzehnten ist er eine kleine Grünanlage - der Hindenburgpark am alten Schindberg. 100 Jahre ist es her, dass der damalige Verschönerungsverein zusammen mit dem Rhönklub den Vorschlag machte, das Gelände als Parkanlage zu nutzen.
Die Information stammt aus einem Bericht der Münnerstädter Volkszeitung, der heutigen Saale-Zeitung. Rita Jonas hat die kleine Notiz entdeckt.
Damals hatten beide Versammlungen eine sogenannte Plenarversammlung abgehalten, in denen darüber abgestimmt worden war, welche Aufgaben der Verschönerungsverein übernehmen sollte. Die Gestaltung dieser Grünfläche war eine solche Aufgabe. Viel ist über den Hindenburgpark nicht in den Archiven geschrieben. Doch was sie finden kann, trägt Rita Jonas zusammen.
Die Münnerstädterin arbeitet ehrenamtlich mit ihrem Mann Roman im Münnerstädter Stadtarchiv und durchforstet alte Ausgaben der Münnerstädter Zeitung. So entsteht zu bestimmten Themen und Örtlichkeiten ein Nachschlagewerk, in dem alle vorgefundenen Notizen gesammelt werden. Der Hindenburgpark ist Teil der vielen Veröffentlichungen über den alten Schindberg.
Immer mehr Spaß an der Geschichte "Angefangen hat eigentlich alles mit dem Obst- und Gartenbauverein", erklärt Rita Jonas. Für dessen Chronik hatte die Münnerstädterin vor einigen Jahren begonnen, Archivmaterial zusammenzutragen. Dabei hat sie immer mehr Spaß an der Geschichte und den alten Geschichten, die sich darum ranken, gefunden.
Sie durchforstet gerne die alten Zeitungen nach brauchbaren Informationen und wird immer wieder fündig.
Neben dieser Zeitungsnotiz gibt es noch eine alte Skizze aus den alten Unterlagen des früheren Münnerstädter Bauunternehmens. Es ist ein Gestaltungsvorschlag für die Grünanlage mit Baumgruppen und Sitzplätzen.
Anfangs wusste Rita Jonas allerdings noch nicht, dass diese Planskizze tatsächlich auch zum Hindenburpark gehört.
Denn der kleine Plan war nicht genauer benannt. Nur eine Jahreszahl, Monat und Zeichner waren darauf vermerkt. Erst als die Notiz über die Verschönerungsabsichten in der Zeitung gefunden war, fügte sich eines zum anderen. "Die Arbeit ist wie ein Puzzle", bestätigen Rita und Roman Jonas und Toni Hiller, ebenfalls ein begeisterter Archivgänger, stimmt ihnen zu.
Auf der Karte sind Wege und Gestaltungselemente eingezeichnet.
Ein Teil der Wege existiert bis heute in der vorliegenden Form. Andere Elemente sind nicht verwirklicht worden oder verschwunden. So ist im Plan ein Rundweg eingezeichnet. Diesen gibt es nicht, weil der alte Viehmarkt damals ein Stück größer war als der heutige Hindenburgpark.
Nach dem 2. Weltkrieg durften am Rande der Parkanlage einige Scheunen und der Bauernhof einer ausgebombten Familie errichtet werden. Der Bauplan für den Bauernhof (1950) liegt vor.
Ebenfalls ein Bauplan für eine Scheune.
Verein pflegte den Park Wann der Viehmarkt dann tatsächlich zu einem Park umgewandelt wurde, hat Rita Jonas noch nicht feststellen können. Zumindest wird im Februar 1915 noch vom Viehmarktplatz geschrieben, als eine Firma in der Zeitung damit wirbt, dass eine "Dampfbettfedernreinigungsmaschine " für kurze Zeit auf dem Platz aufgestellt wird.
1933 auf jeden Fall ist
der Viehmarktplatz bereits eine Parkanlage. Im März 1933 beschloss der Stadtrat, dem neu ins Leben gerufenen Ortverschönerungsverein die Anlage zur Unterhaltung und Verschönerung zu überlassen.
Seinen Namen erhält die Grünfläche dann vor 80 Jahren, im April 1933. In der Zeitung findet sich die Notiz: "Die nationale Erhebung (....) hat nun auch in Münnerstadt durch die Umbenennung der Parkanlage am alten Schindberg in Hindenburgpark und der
Neubaustraße in Adolf-Hitler-Straße ihren dem Willen des Volkes entsprechenden sichtbaren Ausdruck gefunden." Die Adolf-Hitler-Straße wurde gleich nach dem Krieg wieder in Neubaustraße bzw. Friedrich-Abert-Straße umgewidmet. Beim Stadtpark sah das Gremium scheinbar keinen Grund zur Umbenennung. Er hat bis heute seinen Namen behalten.
Aus einer Stadtratssitzung wird noch berichtet, dass der Verschönerungsverein beantragt hatte, dass eine
Wasserleitung in den Park verlegt wird. Das hat der Stadtrat 1933 aufgrund der schlechten Kassenlage der Stadt aber abgelehnt. Wie lange der Verein den Park noch gepflegt hat, ist nicht bekannt. Seit Jahrzehnten auf jeden Fall kümmert sich die Stadt um die Grünfläche.
Heute ist ein Teil der Anlage Kinderspielplatz. Im Winter wird er seit vielen Jahrzehnten gerne zum Schlittenfahren genutzt, auch wenn das zeitweise verboten war.
Das war früher am gesamten Schindberg so. Viele Autos gab es noch nicht, und so rodelten dort die Kinder. Das war zwar schon 1909 polizeilich verboten worden, trotzdem finden sich alte Zeitungsausschnitte, in denen von schweren Unfällen mit Schlitten berichtet wird. Im Januar 1914 verunglückte ein Student, holte sich einen Knöchelbruch, und "das mitrodelnde Fräulein" büßte einen Zahn ein und trug einige Contusionen (Anmerkung der Redaktion: vermutlich blaue
Flecken) davon.
Unverändert ist seit Jahrzehnten auch die Gestaltung der Anlage, nur sind mittlerweile einige Bäume altersschwach geworden, und die kleinen Gebüschgruppen von früher haben sich auf der einen Parkseite sehr breitgemacht. Eine aus den Anfangsjahren noch übrig gebliebene Parkbank aus Steinfundamenten wurde durch die umgestürzte hohle Linde im August stark beschädigt.