Sprengung lief wie am Zündschnürchen

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Rund 2800 einzelne Sprengladungen haben die alte Sinntalbrücke punktgenau zum Einsturz gebracht. Der Neubau links daneben blieb unbeschädigt. Fotos: Ralf Ruppert
Rund 2800 einzelne Sprengladungen haben die alte Sinntalbrücke punktgenau zum Einsturz gebracht. Der Neubau links daneben blieb unbeschädigt. Fotos: Ralf Ruppert
Die Brücke sackt einfach weg...
Die Brücke sackt einfach weg...
 
..und ist nach einer Sekunde bereits ihinter dem Widerlager verschwunden.
..und ist nach einer Sekunde bereits ihinter dem Widerlager verschwunden.
 
Die Zuschauer am Gerstenberg.
Die Zuschauer am Gerstenberg.
 
Bauleiter Hartmut Metz blickt zufrieden aus dem Baubüro auf die liegende Brücke.
Bauleiter Hartmut Metz blickt zufrieden aus dem Baubüro auf die liegende Brücke.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Bad Brückenauer Polizei-Cef Herbert Markert vor dem Sprengwurst-Stand.
Der Bad Brückenauer Polizei-Cef Herbert Markert vor dem Sprengwurst-Stand.
 
 
 
 
 
 
Foto: Dill
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Foto: Dill
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Foto: Hüfner
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Foto: Hüfner
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Foto: Hüfner
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Foto: Hüfner
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Pünktlich um zwei Minuten nach 10 Uhr fiel am Samstag das 11 000 Tonnen schwere Bauwerk in sich zusammen. Noch am Nachmittag begann das Zerlegen.

Rums! Bis das Donnergrollen der 2800 Sprengladungen bei den tausenden Schaulustigen ankam, lag die Sinntalbrücke schon fast im Tal. Zwei Minuten und 45 Sekunden nach 10 Uhr gab am Samstag Sprengberechtigter Günter Franke das entscheidende Kommando: "3 - 2 - 1 - Zündung." Gut eine Sekunde nach dem elektrischen Impuls an die Zünder folgte die erste Detonation, vier Sekunden später lag die alte Sinntalbrücke am Boden.
"Es ist alles im Ablaufplan, die Brücke liegt so, wie sie liegen soll", verlief die Sprengung laut Bauleiter Hartmut Metz von der Autobahndirektion Nordbayern wie am (Zünd-) Schnürchen.



"Das war eine Punktlandung", sagt auch Christian Pörtner, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau. Er meint es aber im übertragenen Sinn: Keine Unfälle, keine Verletzten, kein Verkehrschaos, das Sicherheitskonzept mit einer weiträumigen Absperrung der Brücke ging auf.

Mit Netz und doppeltem Boden
Eine Woche lang haben neun Mitarbeiter der "Thüringer Spreng" den Fall der Sinntalbrücke vorbereitet: 190 Kilogramm Sprengstoff, verteilt auf rund 2800 Einzel-Ladungen und verbunden mit mehr als 1500 Metern Zündkabel, haben sie verlegt. Das wichtigste Stichwort dabei war laut Martin Hopfe, Geschäftsführer der "Thüringer Spreng", Redundanz. Soll heißen: Alles wurde so aufgebaut, dass auch beim Ausfall eines Zünders oder eines Mitarbeiters alles glattging. 28 Sprengebenen detonierten an den 14 Pfeilern der alten Sinntalbrücke: Jeweils ein so gennantes Sprengmaul unten, eines in der Mitte. An jeder dieser Ebenen waren zwei elektronische Zünder angebracht, die eine chemische Reaktion in jeweils rund 100 Zündschläuchen in Gang setzten. Ab hier verlief die Sprengung nicht-elektrisch, also ohne Strom, sondern mit einer chemischen Reaktion.

Für den Zuschauer kaum wahrnehmbar war die komplizierte Choreographie der Sprengung: So gab es für jeden herausgesprengten Betonkeil 20 verschiedene Zünd-Zeitpunkte, die jeweils 25 Millisekunden ausein-anderlagen. Die einzelnen Pfeiler wurden von innen nach außen in Abständen von einer halben Sekunde so geschwächt, dass sie unter dem Gewicht des Stahlüberbaus einknickten und unter der Brücke zusammengefaltet zum Liegen kamen. Mit lautem Knall und viel Staub krachte der Überbau auf die Bruchstücke des Pfeilers und die vorab aufgeschütteten Erdwälle.

Redundanz auch beim Personal: Zwei Sprengberechtigte teilten sich die Arbeit. "Es muss jederzeit jemand einspringen können", sagt Hopfe. Aber erst nach dem Okay per Funk von der Einsatzzentrale der Autobahndirektion Nordbayern auf der gegenüberliegenden Seite der Sinntalbrücke durfte Günter Franke loslegen: "3 - 2 - 1 - Zündung."