Das Spiel der Kissinger Wölfe am Sonntag (18 Uhr) gegen die Haßfurt Hawks ist ein Kassenmagnet. Auch bei Robert Fischer ist die Vorfreude groß.
Dieses Match lässt sich Robert Fischer natürlich nicht entgehen. "Spiele gegen Haßfurt sind ein Pflichttermin. Da erwarten die Leute immer etwas Besonderes", sagt der 75-Jährige, der selbst nie Eishockey gespielt hat. Und trotzdem zum festen Eishallen-Inventar gehört. Einen Stammplatz hat der frühere Geschäftsmann nicht. Robert Fischer ist halt gerne unterwegs. Früher ging es mit den Eishockey-Spielern schon mal nach Hamburg, Wien oder Italien. Aktuell lässt es der Kissinger weitaus ruhiger angehen, ist längst nicht mehr so nah dran an der Mannschaft wie früher - und dennoch immer präsent. Denn Fischer ist so etwas wie der Haus- und Hoffotograf für die Kissinger Wölfe. Eine Auswahl der Fotos wird auf der Facebook-Seite veröffentlicht. Von Fischer selber, der den neuen medialen Möglichkeiten aufgeschlossen gegenüber steht.
Aber auch gemeinsam mit Ehefrau Marita ein umfassendes papierenes Archiv besitzt. Fein geordnet findet sich da die Geschichte des Kissinger Eishockeys - mit vielen Derby-Kapiteln.
Regelmäßig über 1000 Zuschauer Vor allem an die 80er Jahre erinnert sich das Ehepaar gerne, als regelmäßig über 1000 Zuschauer die Spiele gegen den Nachbarn sehen wollten. Damals, als die Vereine noch keine Tiernamen als Zusatz hatten und die Saalestädter als SC Bad Kissingen eine echte Hausnummer im unterfränkischen Eishockey waren. In der Saison 1978/79 nahm erstmals eine Kissinger Eishockey-Mannschaft am Spielbetrieb teil. In den 80er Jahren waren die Nordamerikaner die Stars. Ein Johnny Misley, Jim Raymond oder Mike Hawkins, der 1985 der erste ausländische Trainer war, bescherten den Kurstädtern unvergessliche Momente.
Aktuell prägen zwei Kanadier das Bild der Mannschaft: Doug Kacharvich als Trainer und Al Joanette, der in 13 Spielen bereits 34mal traf.
Was Robert Fischer vermisst, ist die familiäre Komponente. Der Großteil der Spieler früher war aus Bad Kissingen und Umgebung. Akteure der ersten Generation wie der aktuelle Vorsitzende Christian Keul oder der reaktivierte Harry Grundmann gehörten fast schon zur Familie. Marita Fischer bekochte die Spieler, wusch die Wäsche oder half in der Halle bei der Zeitansage.
Das Fischer-Bänkle Was natürlich daran lag, dass die Söhne Christian, Markus und Claus ebenfalls Eishockey spielten. Und ordentlich hinlangen konnten. "Ich erinnere mich an ein Bild, wo auf der Strafbank dreimal Fischer auf dem Rücken der Spieler stand", sagt der Vater. "Fischer-Bänkle" hieß damals die Sünderbank.
Und die muss am Sonntag möglichst frei von Kissingern bleiben, will man eine realistische Siegchance haben. "Wir wissen, um was es geht und müssen von der ersten Minute an bereit sein", so Doug Kacharvich, der seinem ersten Derby als Wölfe-Coach mit großer Vorfreude entgegensieht. "Wir nehmen die Herausforderung als Underdog gerne an. Unsere Spieler sind heiß." Beim bemerkenswerten 5:4-Erfolg über Mitterteich hatte Kacharvich die Haßfurter beobachtet und vor allem kämpferisch starke Mainstädter gesehen. "Insbesondere Rafael Popek hat einen guten Eindruck hinterlassen."
Das Publikum muss helfen Eine Überraschung wird vor allem dann möglich sein, wenn das Publikum wie eine Wand hinter dem Team steht. Zumal die Gäste gewiss wieder mit mehreren hundert Fans anreisen. "Wir brauchen die Unterstütung", sagt Kacharvich.
Auch Robert Fischer würde sich wünschen, dass die Zuschauer etwas heißblütiger sind. "Die knallharten Fans gibt es in Bad Kissingen nicht. Da muss man schon fast froh sein, dass solche Teams aus Haßfurt kommen und für eine volle Halle sorgen." Auch Robert Fischer glaubt an ein intensives Spiel. "Ich erwarte viele Tore anhand der letzten Ergebnisse. Wenn die Kissinger wenig Strafzeiten bekommen, können sie gewinnen. Und wenn sie die ersten Minuten ausgeschlafen haben."
Als Marita Fischer 1989 ein Eishockey-Training für die Jugend mit Erich Kühnhackl gewann und das Eis in der Kissinger Halle bereits abgetaut war, durfte der Kissinger Nachwuchs in Haßfurt mit der deutschen Legende trainieren. Was zeigt, dass sich beide Vereine ungeachtet aller Rivalität auch schätzen.
Nur eines ist sicher: Am frühen Sonntagabend spielen Nettigkeiten keine Rolle.
Die Ausgangsposition Als klarer Favorit gehen die von Frank Genßler trainierten Haßfurter in dieses Spiel. Die Mainstädter sind in der Landesliga Dritter (14:8 Punkte), die Kissinger Wölfe Neunter (9:17). Zuletzt schlugen die Mainstädter den Titel-Favoriten aus Mitter teich mit 5:4, die Saalestädter verloren ihre Partien beim VER Selb 1b und in Regen, kassierten in diesen Spielen 19 Tore.
Der Kader Während die Kissinger allenfalls auf den Ex-Haßfurter Manuel Wehner verzichten müssen, fehlen den Haßfurtern die verletzten David Franek und Jens Freund - die im Vorjahr noch für Bad Kissingen aufliefen.
Wie auch Marcel Schorr, Timo Jung und Ilja Kinereisch, die ebenfalls nach Haßfurt zurückkehrten.
Die Vor-Saison Annähernd 1000 Zuschauer in der Kissinger Eishalle sahen in der Vorsaison ein explosives Spiel mit vielen Strafzeiten und einem gerechten 4:4-Endstand. Unvergessen dabei der Ausraster vom damaligen Kissinger Spielertrainer Marc Hemmerich, der nach einer Schlägerei 2plus10 Minuten erhielt und später seinen Schläger gegen die gegnerischen Fans warf. Das Hinspiel in Haßfurt hatten die Hawks mit 6:5 gewonnen.
Die Rivalität Seit dem Beginn des Kissinger Eishockeys Ende der 70er Jahr stehen Duelle mit Haßfurt immer an oberster Stelle der Emotions-Skala. Mit Manuel Wehner und Eugen Nold haben die Kissinger zudem vor dieser Saison zwei Ex-Haßfurter an die Saale gelotst. Im "Falken"-Trikot steckt dafür mit Maximilian Stöpel ein waschechter Kissinger.
js