Weinland-Rallye: Regen und andere Hemmnisse

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Der Nüdlinger Thomas Dögel und sein Beifahrer Sven Greger brachten einen Wartburg 353 an den Start. Beide wurden in der Retro-Wertung Vierte. Fotos: Karlheinz Franz
Der Nüdlinger Thomas Dögel und sein Beifahrer Sven Greger brachten einen Wartburg 353 an den Start. Beide wurden in der Retro-Wertung Vierte. Fotos: Karlheinz Franz
Jubelnde Zuschauer am Wegesrand. Jedes vorbeifahrende Rallyeauto wurde von den Machtilshausenern beklatscht.
Jubelnde Zuschauer am Wegesrand. Jedes vorbeifahrende Rallyeauto wurde von den Machtilshausenern beklatscht.
 
Der Coburger Patrick Dinkel war Mann des Tages. Mit Co-Pilot Tobias Glatzel sicherte er sich im Mitsubishi Lancer Evo 9 RS den Tagessieg.
Der Coburger Patrick Dinkel war Mann des Tages. Mit Co-Pilot Tobias Glatzel sicherte er sich im Mitsubishi Lancer Evo 9 RS den Tagessieg.
 
Michael Mathes aus Diebach und Julius Emmert (Feuerthal) freuten sich am Ende des Tages über einen Klassensieg mit ihrem VW Golf.
Michael Mathes aus Diebach und Julius Emmert (Feuerthal) freuten sich am Ende des Tages über einen Klassensieg mit ihrem VW Golf.
 
Gut zehn Meter weit flogen einige der Rallye-Boliden an einer Sprungkuppe am Hammelburger Lagerberg durch die Luft - hier Kai-Uwe Lutz im Subaru Impreza
Gut zehn Meter weit flogen einige der Rallye-Boliden an einer Sprungkuppe am Hammelburger Lagerberg durch die Luft - hier Kai-Uwe Lutz im Subaru Impreza
 
Sven Hochwimmer war auch in diesem Jahr in doppelter Funktion bei der Weinland-Rallye angetreten. Zum einen leitete er erneut die Organisation der Veranstaltung, zum anderen steuerte er wiederum den Opel Astra GSI - beides mit Erfolg.
Sven Hochwimmer war auch in diesem Jahr in doppelter Funktion bei der Weinland-Rallye angetreten. Zum einen leitete er erneut die Organisation der Veranstaltung, zum anderen steuerte er wiederum den Opel Astra GSI - beides mit Erfolg.
 
Sportwarte an einer Zeitkontrolle im Einsatz - erstmals mit schützender Mund- und Nasenbedeckung.
Sportwarte an einer Zeitkontrolle im Einsatz - erstmals mit schützender Mund- und Nasenbedeckung.
 
Eingehüllt in wärmende Decken ließen sich Mutter und Tochter das Motorsport-Spektakel nicht entgehen.
Eingehüllt in wärmende Decken ließen sich Mutter und Tochter das Motorsport-Spektakel nicht entgehen.
 
Der Himmelkroner Sebastian Reichel hatte Pech in WP3, kam, von der Strecke ab, beschädigte den Mitsubishi Lancer Evo erheblich und musste aufgeben.
Der Himmelkroner Sebastian Reichel hatte Pech in WP3, kam, von der Strecke ab, beschädigte den Mitsubishi Lancer Evo erheblich und musste aufgeben.
 
Ralf Hillmann startete mit Nummer eins bei der Weinland-Rallye. In der dritten Wertungsprüfung musste der Oberfranke wegen technischen Defekts am Mitsubishi Lancer die Segel streichen.
Ralf Hillmann startete mit Nummer eins bei der Weinland-Rallye. In der dritten Wertungsprüfung musste der Oberfranke wegen technischen Defekts am Mitsubishi Lancer die Segel streichen.
 
Ungewohnt: Sportwarte mit Mund-/Nasenbedeckung verrichteten ihre Arbeit im Rallye-Zentrum.
Ungewohnt: Sportwarte mit Mund-/Nasenbedeckung verrichteten ihre Arbeit im Rallye-Zentrum.
 
Im Fahrerlager wurde jedem Team erstmals eine gleichgroße Box zugewiesen. Diese Strukturierung kam bei allen Teilnehmern gut an und soll auch bei künftigen Veranstaltungen beibehalten werden.
Im Fahrerlager wurde jedem Team erstmals eine gleichgroße Box zugewiesen. Diese Strukturierung kam bei allen Teilnehmern gut an und soll auch bei künftigen Veranstaltungen beibehalten werden.
 
Auch Spender mit Handdesinfektionsmittel waren überall im Fahrerlager und Rallye-Zentrum parat.
Auch Spender mit Handdesinfektionsmittel waren überall im Fahrerlager und Rallye-Zentrum parat.
 
Infektionsschutzmaßnahmen, wie das Aufstellen von Spuckschutzschildern, gehörten zum Hygienekonzept der Weinland-Rallye.
Infektionsschutzmaßnahmen, wie das Aufstellen von Spuckschutzschildern, gehörten zum Hygienekonzept der Weinland-Rallye.
 
Spartanische Siegerehrung: Patrick Dinkel/ Tobias Glatzel (Mitte) gewannen die Weinland-Rallye. Platz zwei belegten Rudi Reindl/ Michael Ehrle (links). Dritte wurden Uli Kübler/Daniel Hammel.
Spartanische Siegerehrung: Patrick Dinkel/ Tobias Glatzel (Mitte) gewannen die Weinland-Rallye. Platz zwei belegten Rudi Reindl/ Michael Ehrle (links). Dritte wurden Uli Kübler/Daniel Hammel.
 
Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk spulten Bernd Lutz und Ute Drope im VW Golf GTI die Wertungsprüfungen herunter. Beide gewannen die Retro-Wertung.
Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk spulten Bernd Lutz und Ute Drope im VW Golf GTI die Wertungsprüfungen herunter. Beide gewannen die Retro-Wertung.
 
Für Rainer Weiß und Dietmar Seufert im Peugeot 205 GTI war die Weinland-Rallye quasi ein Heimspiel.
Für Rainer Weiß und Dietmar Seufert im Peugeot 205 GTI war die Weinland-Rallye quasi ein Heimspiel.
 
Der Regen setzte Fotografen und Kameraleuten zu. Wohl dem, der für das Trocknen der empfindlichen Ausrüstung vorgesorgt hatte.
Der Regen setzte Fotografen und Kameraleuten zu. Wohl dem, der für das Trocknen der empfindlichen Ausrüstung vorgesorgt hatte.
 
Start frei für das Team Christian Allkofer/ Kathi Götzenberger im Renault Clio in die Wertungsprüfung Machtilshausen.
Start frei für das Team Christian Allkofer/ Kathi Götzenberger im Renault Clio in die Wertungsprüfung Machtilshausen.
 
Eine wahre Augenweide ist der Audi Sportquattro S1 mit Walter Münch am Steuer. Schon Rallye-Weltmeister Walter Röhrl war in einem solchen Boliden äußerst erfolgreich.
Eine wahre Augenweide ist der Audi Sportquattro S1 mit Walter Münch am Steuer. Schon Rallye-Weltmeister Walter Röhrl war in einem solchen Boliden äußerst erfolgreich.
 

Der Hammelburger Motorsportverein verdient sich trotz Corona-Beschränkungen Bestnoten als Rallye-Veranstalter. Der Coburger Patrik Dinkel gewinnt den Wettbewerb.

Motorsport in Corona-Zeiten? Ein heikles wie aufwendiges Unterfangen. Der Automobil- und Motorsportclub (AMSC) Hammelburg wagte als einer von wenigen bayerischen Clubs den Spagat. Am Ende erntete er mit seinem durchdachten Veranstaltungskonzept Lob und Zustimmung. Organisatorisch und finanziell bedeutet die "neue Machart" indes eine extreme Belastung.

Sportlich bleibt festzustellen: Mit Patrik Dinkel holte sich ein Oberfranke den Gesamtsieg bei der "8. ADAC-Toyo-Tires-Rallye Fränkisches Weinland Hammelburg". Gemeinsam mit Co-Pilot Tobias Glatzel (Ulm) gewann der Coburger im Mitsubishi Lancer Evo 9 RS mit einem Vorsprung von 7,1 Sekunden.

Der Ursprungstermin der Weinland-Rallye lag auf dem 9. Mai. Doch vor viereinhalb Monaten gab es den Pandemie-bedingten Lockdown. Alle Räder standen still. Unbeirrt hielt das Organisationsteam um Leiter Sven Hochwimmer an der Durchführung der beliebten Rallye fest.

Der Phase leichter Resignation folgten bald konzeptionelle Besprechungen und intensive Überlegungen, wie die Veranstaltung in Corona-Zeiten organisiert werden könnte. Ein stimmiges Hygienekonzept war der Schlüssel zum Erfolg.

Maßnahmen zu Infektionsschutz

Neu geschaffen worden sind auf der Basis dieses Infektionsschutzes zum einen die Boxen im Fahrerlager. Rund 500 Eisen mussten geschlagen werden, um für alle Teilnehmer gleichgroße Stellflächen zu schaffen. "Das ist absolut perfekt", urteilt beispielsweise Ralf Hillmann (Ebensfeld), der mit Startnummer eins in den Wettbewerb ging. "Diese Fahrerlagereinteilung sollte unbedingt beibehalten werden - auch nach Corona."

Weitere Neuerungen betrafen das Rallye-Zentrum. Das Betreten war nur mit Mund-/Nasenbedeckung gestattet. Einen zusätzlichen Schutz boten den bei der Dokumentenabnahme eingesetzten Sportwarten Plexiglas-Trennscheiben.

Die Zahl der Personen im Veranstaltungsumfeld auf ein Minimum zu reduzieren, stellte die größte Aufgabe dar. Damit es nicht erst zu unerwünschten Kontakten kam, setzte der AMSC Security-Personal ein und regelte den Zugang zum Gelände restriktiv.

Geringes Zuschaueraufkommen

Längs der drei Wertungsprüfungen bei Machtilshausen, Sulzthal und Lager Hammelburg war es nicht so einfach, das Zuschaueraufkommen zu kontrollieren. Zu den in den Vorjahren festgestellten Massierungen an exponierten Stellen kam es glücklicherweise nicht. Vereinzelte Fan-Gruppen verhielten sich weitgehend vernünftig, so dass die Durchführung der Veranstaltung nie gefährdet war.

ADAC-Gau-Nordbayern-Sportleiter Alfred Thomaka zollte dem Ausrichter ein großes Kompliment. "Was der AMSC hier auf die Beine gestellt hat, sucht im weiten Umkreis Vergleichbares. Vieles, was ich heute hier gesehen habe, ist beispielgebend für anderen Veranstaltungen. Ein großes Kompliment dem gesamten Orga-Team."

Dank sagte Thomaka auch an die Adresse der rund 250 Sportwarte. Viele von ihnen trotzen den ganzen Tag lang Wind und Wetter.

Zum sportlichen Geschehen. Von den 75 in der Rallye-35-Wertung Gestarteten erreichten 66 das Ziel in Wertung. Rallye 35 bedeutet: Die Entscheidung fällt auf Wertungsprüfungen (WPs), die jeder Teilnehmer schnellstmöglich zu befahren hat. Der Coburger Patrik Dinkel mit Co. Tobias Glatzel aus Ulm bewegte den Mitsubishi Lancer perfekt auf den sechs WPs. Am Ende hatte er einen Vorsprung von 7,1 Sekunden auf die Verfolger herausgefahren. Auch auf den Gesamträngen zwei und drei fanden sich Mitsubishi-Lancer-Piloten. Der Regen spielte den Fahrern dieser über 300 PS starken Boliden mit Vierradantrieb klar in die Karten.

Die WP 1 bei Machtilshausen wurde noch bei Trockenheit gestartet. Entsprechend landeten die BMW-Treter Werner Mühl/ Karsten Bendig (Gefrees/Rödental) im BMW E36 M3 und Kai Ottenbacher/Tim Ottenbacher (Wimsheim/Obersontheim) im BMW E36 M3 auf den ersten beiden Plätzen, gefolgt von Dinkel/Glatzel im Lancer Evo. Gerade in Machtilshausen säumten viele gut gelaunte Rallyefans die Straßen.

Oberhalb von Sulzthal war dann ein Rundkurs zu meistern. In WP2 waren Thomas Sobeck/ Siegi Schrankl (Hofolding/ Obing) im Lancer Evo 9 die Schnellsten, gefolgt von den Marken-Kollegen Uli Kübler/ Daniel Hammel (Öhringen).

Einen weiteren Rundkurs hatten die Organisatoren am Hammelburger Lagerberg ausgesucht. Dinkel/Glatzel vor Reindl/Ehrle und Kübler/Hammel lautete die Reihenfolge dieser reinen Lancer-Fraktion.

Bevor das erste Fahrzeug in diese WP starten konnte, gab es eine Verzögerung von 45 Minuten. Grund: ein technischer Defekt an einem Einsatzfahrzeug des Roten Kreuzes. Erst nach Eintreffen des Ersatzfahrzeug durfte die WP gestartet werden.

Rund 20 Minuten später die nächste Unterbrechung. Sebastian Reichel (Himmelkron)/Nadine Raab (Ostheim) flogen mit ihrem Mitsubishi Lancer so derb in den Graben, dass an Weiterfahrt nicht zu denken war. Die Rallye-Leitung brach die WP ab und führte das Starterfeld nach Elfershausen zurück.

Dort folgte mit einstündiger Verspätung nach dem Re-Grouping der Re-Start bei Regen.

WP 4 Machtilshausen ging an die späteren Gesamtsieger Dinkel/Glatzel, während Kübler/ Hammel die WP5 Sulzthal gewannen. Die letzte Bestzeit des Tages holten sich auf WP6 am Lagerberg Dinkel/Glatzel. Beide bauten ihren Gesamtvorsprung weiter aus. Auch diesmal musste die WP am Lagerberg vorzeitig abgebrochen werden, nachdem ein Teilnehmer Öl verloren hatte.

Für alle, die WP3 und WP 6 wegen des Abbruchs nicht fahren konnten, mussten die Auswerter nach einem komplizierten Schlüssel Referenzzeiten auf Basis zuvor erzielter Einzelzeiten errechnen.

Falsche Reifen

Sven Hochwimmer zeigte sich am Ende der Veranstaltung als Organisationsleiter hochzufrieden, haderte hingegen als Fahrer mit seinem Abschneiden. "Ich habe auf die falschen Reifen gesetzt. Das hat mich und meinen Co. Marco Hartung wertvolle Zeit gekostet. Platz elf in der Klasse und Rang 40 im Gesamtklassement liegen unter den Möglichkeiten des Trimbergers.

Michael Mathes (Diebach) und Julius Emmert (Feuerthal), mit einem VW Golf II gestartet, durften sich hingegen über einen Sieg in ihrer Klasse und Gesamtrang 31 freuen.

Aus lokaler Sicht nachzutragen wären noch Thomas Dögel (Nüdlingen) und Sven Greger (Bergrheinfeld). Beide waren mit ihrem Wartburg 353 in der Retro-Wertung gestartet, wo es auf präzises Einhalten der vorgegebenen Sollzeiten ankommt. Mit einer Abweichung von nur 1,11 Sekunden wurden Beide Vierte.