Der glorreiche FC Hammelburg kickt jetzt in einer Spielgemeinschaft mit Fuchsstadt. Wie sehr schmerzt der Verlust der Eigenständigkeit?
Meiner Meinung nach ist der FC Hammelburg der Verlierer der Spielgemeinschaft. Es sind zu wenig Spieler aus Fuchsstadt bereit in Hammelburg zu spielen. In der Winterpause musste sogar die SG Hammelburg/Fuchsstadt III abgemeldet werden, da drei Spiele in der B-Klasse wegen Spielermangels abgesagt wurden.
Halten Sie es für möglich, dass der FCH diese irgendwann wiedererlangt? Was muss dafür geschehen?
Das ist sehr schwierig, aber möglich. Mit einer starken Mannschaft und einem erfahrenen Trainer könnte der Neuanfang in der A-Klasse gemacht werden. Dazu müssten aber die Hammelburger Spieler, welche zur Zeit auswärts höherklassig spielen, wieder zurückkommen.
Trainer sind in der Region ja eher eine rare Ware. Wann sieht man Sie wieder auf der Trainerbank?
Im Moment habe ich dazu keine Zeit, da wir unser Haus renovieren und den Garten neu gestalten. Es würde mich aber schon wieder einmal reizen, aber nur bei einer jungen und leistungsbereiten Mannschaft mit einer guten Kameradschaft.
Sie sollen ja sogar selbst noch aktiv kicken.
In der Vorrunde habe ich bei der 3. Mannschaft in der B-Klasse ausgeholfen. Sonst kicke ich noch bei den AH mit, die einmal in der Woche trainiert.
Außerdem haben Sie eine Affinität zum Laufsport. Was haben Sie diesbezüglich schon gemeistert?
Ich versuche mich fit zu halten und mache dreimal die Woche einen Crosslauf über zehn bis 15 Kilometer. In den USA habe ich jedes Jahr am Thanksgiving Run und am Detroit River Front Run über zehn Kilometer teilgenommen. Im August werde ich zum dritten Mal am Karwendellauf teilnehmen. Die Strecke geht von Scharnitz zum Achensee über 52 Kilometer, vier Gipfel und 2300 Höhenmeter.
Haben Sie eine Lieblingsstrecke?
Hammelburg - Untereschenbach - Ochsenthal - Um den Sodenberg - Untereschenbach - Hammelburg. Am Sodenberg hat man einfach eine herrlich Aussicht ins Saaletal.
Für den FC Hammelburg haben Sie während der Pandemie großes soziales Engagement gezeigt. Was war da Ihre Aufgabe?
Ich habe die Anrufe der Hilfsbedürftigen angenommen und die zehnköpfige Helfergruppe koordiniert. Dabei wurde ich von meiner Frau Elke unterstützt. Nochmals vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer.
Wie wichtig ist eine soziale Ader für das Vereinsleben?
Sehr wichtig. Ein Sportverein hat eine große gesellschaftliche Verantwortung. Neben den sportlichen und geselligen Spaß müssen auch Pflichten erfüllt und die Disziplin und der Zusammenhalt vorgelebt werden. In der heutigen Zeit ist eine intakte Gemeinschaft wichtiger denn je.
Sie waren beruflich mehrere Jahre in den Vereinigten Staaten. Haben Sie da vielleicht sogar andere, USA-typische Sportarten ausprobiert?
Ich war von 2015 bis 2018 bei der ZF North America angestellt und habe mit meiner Frau in Northville/Michigan gelebt. Das ist eine kleine, typisch amerikanische Stadt in der Nähe von Detroit. Die amerikanischen Sportarten wie Baseball oder American Football haben mich nicht sehr interessiert. Wir haben nur den Super Bowl verfolgt. Dafür habe ich beim FC Celtic Canton in der Over-30- und Over-40-Mannschaft Soccer gespielt. Ich habe mich dort gleich gut integriert, da die körperlich betonte Spielweise der US-Boys mir entgegen kam. Der Verein hat 3000 Mitglieder, davon 2800 Jugendliche, und die Sportanlage umfasst 18 Sportplätze. Die Soccer Organisation in Michigan ist vergleichbar mit dem BFV. Der Fußball boomt in den USA. Er ist bei den Jungs und vor allem bei den Mädchen sehr beliebt.
Und wie kommt der waschechte Unterfranke mit der Mentalität der US-Amerikaner zurecht?
Beruflich habe ich mich sehr schwer getan und ich habe etwa ein Jahr gebraucht um mich an die amerikanische Arbeitsweise zu gewöhnen. Privat haben wir uns sehr schnell und gut integriert. Wir haben sogar ein paar amerikanische Freunde gewonnen, mit denen wir immer noch via WhatsApp und Teams den Kontakt pflegen. Weiterhin haben wir geplant, in diesem oder nächsten Jahr unsere Freunde in den USA zu besuchen.
An wen spielen Sie weiter?
Ich spiele an meinen alten Freund Gerald Betz weiter. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und haben über 20 Jahre zusammen in der Jugend und in der 1.Mannschaft des FCH gespielt. Gerald war wohl der beste Stürmer im Trikot des FCH. Am meisten freut es mich, dass er seine schwere Krankheit vor ein paar Jahren überwunden hat und jetzt wieder fit ist.